Coronavirus: Hydrokortison mindert COVID-19-Sterblichkeitsrate – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal
Hydrokortison verringert Sterbewahrscheinlichkeit bei COVID-19
Kortison gehört zu den stärksten antientzündlichen Medikamenten, die der Medizin bekannt sind. Bei Lungenentzündungen infolge von Viruserkrankungen wird Kortison jedoch nicht empfohlen, weil die Schäden oft größer sind als die Wirksamkeit. Nun zeigte ein internationales Forschungsteam dass dies bei COVID-19 nicht der Fall ist. Die Gabe von Hydrokortison erhöhte die Überlebenschancen und minderte die Schwere von Organversagen bei COVID-19-Betroffenen mit schweren Verläufen.
Forschende der internationalen REMAP-CAP-Studiengruppe berichten, dass Hydrokortison die Sterblichkeit bei bei schweren COVID-19-Verläufen senkt. REMAP-CAP ist eine weltweit vernetzte Kooperation von mehr als 250 Intensivstationen verschiedener Krankenhäuser in Europa, Kanada, USA, Australien, Neuseeland und Saudi-Arabien. Die Kooperation führt randomisierte klinische Studien durch, um die Wirksamkeit bekannter Medikamente bei COVID-19 zu untersuchen. Die aktuellen Forschungsergebnisse wurden kürzlich im „Journal of the American Medical Association“ vorgestellt.
Hydrokortison hilft bei schwerem COVID-19
Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner des Universitätsklinikums Jena (UKJ) geben bekannt, dass „Hydrokortison dem Organversagen bei COVID-19 Patienten mit schwerer beatmungspflichtiger Lungenentzündung entgegenwirkt und die Überlebenschancen der Patienten erhöht“. Das UKJ gehört zur REMAP-CAP-Gruppe und koordiniert die derzeit 17 deutschen Intensivstationen, die an dem Projekt teilnehmen.
COVID-19-Betroffene sterben häufig an Multiorganversagen
Im Rahmen der Studie erhielten 384 Patientinnen und Patienten, die wegen einer schweren Lungenentzündung beatmet werden mussten, preiswerte und überall verfügbare Kortisonpräparate. Die intravenös verabreichten Medikamente erwiesen sich den Forschenden zufolge als sehr wirkungsvoll und minderten in 93 Prozent der Fälle die Schwere von Organversagen. Die Überlebenschancen der Betroffenen stieg dadurch signifikant an.
Die Studienergebnissen decken sich mit neusten Erkenntnissen aus England, die zeigten, dass das Kortisonpräparat Dexamethason die Sterbewahrscheinlichkeit bei schweren COVID-19-Verläufen um ein Drittel senkt.
Kortison bei Viruspneumonien gewöhnlich kontraindiziert
„Bisher galten Kortisonpräparate als kontraindiziert bei Viruspneumonien“, betont Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am UKJ. Nun zeige sich jedoch, dass Hydrokortison eine günstige Wirkung bei schwerer COVID-19-Pneumonie hat. Dies sei eine wichtige Botschaft, da Dexamethason weltweit knapp wird. Hydrokortison sei hingegen ein günstiges und überall verfügbares Mittel.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO kündigte bereits an, die Ergebnisse der Studie in aktuelle Behandlungsempfehlungen bei COVID-19 einfließen zu lassen.
Ist die COVID-19-Forschung zu zersplittert?
Frank Brunkhorst ist Leiter des Studienzentrums am UKJ und mitverantwortlich für Design und Protokolle der durchgeführten Studien der REMAP-CAP-Gruppe. Er hält die aktuelle COVID-19-Forschung für zu zersplittert und in zu viele kleine Studien zerteilt. „In einer Pandemie wie dieser brauchen wir große Patientenzahlen, um schnell zu Erkenntnissen und Fortschritten in der Therapie zu kommen“, kritisiert der Experte. Dies sei nur im Rahmen von internationalen Kooperationen möglich. Nur so könnten schnelle und verlässliche Ergebnisse erzielt werden. (vb)
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