Cholesterinsenker werden zu häufig präventiv verordnet

Sogenannte Statine können das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Eine Studie der Universität Zürich (UZH) zeigt nun, dass diese Maßnahme zu oft empfohlen wird, weil die gängigen Richtlinien die Gefahr von Nebenwirkungen vernachlässigen.

Auch gesunde Menschen, die keine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben, bekommen oft cholesterinsenkende Medikamente verschrieben – nämlich dann, wenn sie gewisse Risikofaktoren aufweisen. Eine aktuelle Studie vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der UZH zeigt nun jedoch, dass Statine zur Prävention deutlich zu häufig empfohlen werden. Vor allem für Senioren wurde der Nutzen offenbar stark überschätzt. "Letztendlich wird dadurch nur bei wenigen Personen ein Herzinfarkt oder ein Hirnschlag vermieden. Aber alle Personen können potentiell Nebenwirkungen erleiden“, sagt Milo Puhan, Professor für Epidemiologie und Public Health an der UZH. Diese reichen von Muskelschmerzen über grauen Star bis hin zu Leberschäden und Diabetes.

Um eine Empfehlung für die Einnahme von Statinen abzugeben, errechnen Ärzte anhand von Risikofaktoren wie Cholesterinspiegel, Body-Mass-Index und Rauchen, wie hoch das Risiko einer Person ist, in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Viele medizinische Richtlinien raten aktuell, ab einem Risiko von zehn Prozent mit der Einnahme zu beginnen. "Diese Schwellenwerte wurden aber ohne systematische Untersuchungen festgelegt", sagt Puan. Das wollten die Schweizer Forscher ändern und trugen dafür aus der gesamten Fachliteratur systematisch alle Daten zusammen, die den Nutzen und die Nebenwirkungen einer präventiven Statin-Einnahme dokumentierten.

Anhand dieser Informationen berechneten sie neue Schwellenwerte. Für die Altersgruppe der 70-75-Jährigen kamen sie zu dem Ergebnis, dass sich die vorbeugende Einnahme erst ab einem Risiko von 21 Prozent lohnt. Für 40-45-jährige Männer und Frauen lag der Schwellenwert mit 14 Prozent bzw. 17 Prozent etwas niedriger. Weiterhin stellten die Forscher fest, dass zwei der vier untersuchten Statin-Präparate, nämlich Atorvastatin und Rosuvastatin, eine deutlich bessere Balance von Nutzen und Schaden aufwiesen, als Simvastatin und Pravastatin.

Angesichts dieser Resultate empfiehlt Puhan allen betroffenen Personen, ihr persönliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie mögliche Nebenwirkungen gemeinsam mit ihren Hausärzten sorgfältig abzuwägen, bevor sie sich für oder gegen eine vorbeugende Einnahme von Statinen entscheiden.

NK

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