BPhD: Pharmazeutische Dienstleistungen implementieren und ausbauen
Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) sieht großes Potenzial in den neuen pharmazeutischen Dienstleistungen: Diese seien geeignet, Risiken durch Polymedikation zu minimieren, die Therapietreue zu verbessern und die Qualität medikamentöser Behandlungen zu steigern. Der Katalog bietet den Studierenden zudem Spielraum für Ideen, welche Leistungen die Apotheken künftig noch erbringen könnten.
In Hessen sind Apothekerkammer und -verband im Krisenmodus: Die ärztlichen Standesvertretungen machen ihnen das Leben schwer. Hintergrund ist die Einführung der neuen pharmazeutischen Dienstleistungen, die unter anderem dem örtlichen Hausärzteverband und der Kassenärztlichen Vereinigung gar nicht schmecken. Sie machen auch auf Patientenebene massiv Stimmung gegen die Apotheken.
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Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) zeigt sich gänzlich unbeeindruckt vom Gepolter der Ärztefunktionäre – er begrüßt den Schiedsspruch vom 10. Juni jetzt in einer Pressemitteilung. Die darin festgelegten Dienstleistungen entsprächen zum Großteil den Vorstellungen der Pharmaziestudierenden. „Insbesondere die Vergütung der bereits als Privatleistung existierenden Medikationsanalysen durch die Krankenkassen sieht der BPhD als wichtigen Schritt, um die Risiken von Polymedikationen zu minimieren und um die Adhärenz zu verbessern“, schreibt der Verband. „Der durch die Kostenübernahme niederschwellige Zugang zu Medikationsanalysen bietet Patient*innen die Möglichkeit, die Qualität ihrer Therapie zu steigern.“
Die pharmazeutische Betreuung, gerade bei oraler Antitumortherapie und von Organtransplantierten, unterstützt der BPhD ebenso. „Vulnerable Gruppen sollten besonderen Schutz erfahren, da bei häufiger Einnahme verschiedener Arzneimittel ein großes Interaktionspotential besteht, was fachlich kompetenter Beratung bedarf“, halten die angehenden Apotheker*innen fest. „Die Kompetenzen von Apotheker*innen können dafür optimal genutzt werden, um Therapien in Absprache mit Patient*innen und Ärzt*innen zu verbessern und die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen.“
Niedrigschwelliger Zugang zu Apotheken ist ein Vorteil
Eine weitere Dienstleistung ist die standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck. „Bereits jetzt gehören Blutdruckmessungen und die Kontrolle der antihypertensiven Therapie in vielen Apotheken zum Alltag“, weiß der BPhD. Die Einführung dieser als vergütete und standardisierte pharmazeutische Dienstleistung hält der Verband für einen wichtigen Schritt. „Der niederschwellige Zugang in den Apotheken ist hierbei ein großer Vorteil für die Patient*innen.“
Auch dass Apotheken künftig Geld dafür bekommen, wenn sie Patientinnen und Patienten in die korrekte Handhabung von Inhalanda einweisen, stößt bei den Studierenden auf Zustimmung. „Derartige Demonstrationen an Inhalationsgeräten werden auch bisher schon in vielen Apotheken durchgeführt und leisten einen wichtigen Beitrag zur Therapie“, betonen sie in ihrer Mitteilung.
Stabiles Fundament
Die fünf ausgehandelten Dienstleistungen stellen aus Sicht des BPhD ein stabiles Fundament dar, auf das sich aufbauen lässt. Bei nachgewiesenem Nutzen für die Gesundheit der Patient*innen seien weitere Leistungen denkbar: „Im Hinblick auf die Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit können beispielsweise neben der Einweisung zur Anwendung von Inhalanda auch weitere adhärenzfördernde Maßnahmen in den Blick genommen werden. Ziel dieser Maßnahmen sollte die Steigerung der Selbstkompetenz der Patient*innen sein, welche sich nicht auf Inhalationsgeräte beschränken darf. Beispielhaft zu nennen ist die Demonstration der Anwendung von Insulinpens, die häufig schon gängige Praxis ist.“
Mit Blick auf die Blutdruckmessung glaubt der Verband, dass Apotheken in Zukunft auch andere therapieüberwachende Dienstleistungen wie die Bestimmung der Cholesterinwerte und die HbA1c- und Blutzuckermessung übernehmen könnten. „Der BPhD blickt gespannt auf die Implementierung und Umsetzung der pharmazeutischen Dienstleistungen und hofft auf eine rege Beteiligung in der Apotheker*innenschaft. Die Dienstleistungen haben großes Potential, den Vor-Ort-Apotheken langfristig neue Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand zu geben.“
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