Antibiotika: Negativer Einfluss auf die Darmflora – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Antibiotika-Behandlung beeinflusst Darmflora

Antibiotika sind Medikamente, die zur Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten eingesetzt werden. Doch in den vergangenen Jahren haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen immer mehr negative Begleiterscheinungen belegt. Eine neue Studie zeigt nun, dass diese Arzneimittel das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen.

Eine gesunde Darmflora leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz vor Infektionen, Allergien und anderen Krankheiten. Laut Fachleute können aber auch zahlreiche Beschwerden wie Gelenkerkrankungen und selbst Depressionen auf Störungen der Darmflora zurückgehen. Eine neue Studie zeigt nun, dass die Einnahme von Antibiotika die nützliche Mikrobengemeinschaft in unserem Darm aus dem Gleichgewicht bringen kann.

Meilenstein in der Medizingeschichte

Wie das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, war die Entdeckung von Antibiotika ein Meilenstein in der Medizingeschichte; schwere, oftmals tödliche Infektionen schienen für immer besiegt.

Doch heutzutage sind auch negative Effekte des Antibiotika-Einsatzes bekannt: So wirkt er sich unter anderem nachteilig auf die Zusammensetzung der Darmflora aus. „In unserem Verdauungstrakt herrscht ein empfindliches Gleichgewicht zahlreicher Mikrobenarten, das durch die Gabe von Antibiotika gestört wird“, erläutert Gianni Panagiotou, Leiter der Forschungsgruppe Systembiologie und Bioinformatik am Leibniz-HKI.

„Nicht nur die Bakterien sind betroffen, sondern auch die in unserem Darm vorkommenden Pilze. Die Interaktion zwischen den Bakterien und Pilzen unter dem Einfluss von Antibiotika sind beim Menschen bislang noch nicht untersucht worden“, so der Wissenschaftler.

Veränderungen bei der Pilzspezies

Für die Studie analysierte das von Panagiotou geleitete Team Stuhlproben von 16 gesunden Teilnehmenden. 14 von ihnen erhielten über sechs Tage verschiedene Breitbandantibiotika und zwei weitere Studienteilnehmer bildeten die Kontrollgruppe. Die Freiwilligen gaben ihre Stuhlproben vor, während und nach der Antibiotika-Einnahme ab.

„30 Tage nach Behandlungsende hat sich das bakterielle Mikrobiom weitgehend regeneriert. Wir konnten jedoch noch 90 Tage nach der Behandlung Veränderungen bei mehr als einem Drittel der Pilzspezies im Darm nachweisen. Dabei beobachteten wir, dass sich die Pilzgemeinschaften gemeinsam mit denen der Bakterien veränderten“, erläutert Panagiotou.

Den Angaben zufolge traten die Pilze zueinander in Konkurrenz und es gelang nicht allen, sich erneut anzusiedeln. Dadurch nahm die Vielfalt der Pilzarten insgesamt ab. Diese Veränderungen manifestierten sich laut den Fachleuten über den weiteren Studienverlauf.

Bei der Verarbeitung der gewonnenen Daten fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen weiteren Hinweis auf die große Bedeutung von Interaktionen zwischen Pilzen und Bakterien: So unterdrücken mehrere Stoffwechselprodukte der Bakterien die krankmachenden Fähigkeiten von Pilzen, wie zum Beispiel dem Hefepilz Candida albicans.

„Unsere Studie mit ihrer relativ geringen Teilnehmerzahl führte bereits zu wichtigen neuen Erkenntnissen. Sie weist uns auch die Richtung weiterer Untersuchungen. So werden wir die Probandengruppe vergrößern und Antibiotika mit einem engeren Wirkungsspektrum einbeziehen“, so Panagiotou.

Die Ergebnisse der Studie, an der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Leibniz-HKI aus Jena, der Technischen Universität Dänemark und der Universität Hongkong mitarbeiteten, wurden in dem Fachjournal „Microbiome“ veröffentlicht. (ad)

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