Welche stimmen wirklich?: Fünf Mythen über Soja im Check
Kosmetik, Futtermittel und Biodiesel – sie ist vielseitig einsetzbar und steht gleichzeitig stark in der Kritik. Aber sind die Vorwürfe auch gegenüber der Sojabohne als Nahrungsmittel gerechtfertigt?
Wir haben fünf weit verbreitete Thesen geprüft.
1. In Soja steckt immer Gentechnik
Tatsächlich spielt Gentechnik bei Soja eine große Rolle – betrifft aber in erster Linie die Futtermittelproduktion für die Nutztierhaltung. In Europa ist es verpflichtend, gentechnisch veränderte Zutaten in Lebensmitteln deutlich zu kennzeichnen.
Wer nicht nach der Angabe suchen möchte, greift zu bio-zertifizierten Produkten. Denn die dürfen kein gentechnisch verändertes Soja enthalten. Veganer sind fein raus: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie unwissentlich genmanipulierte Pflanzen essen, geht gegen null.
Bei tierischen Produkten hingegen kann man sich nicht sicher sein, ob das Vieh mit genetisch veränderten Pflanzen (z. B. Mais, Raps und Soja) gefüttert wurde. Auch hier hilft: Bioware kaufen!
2. Verursacht Brustkrebs, verweiblicht Männer
Die Befürchtungen, dass Soja negative Auswirkungen auf den Testosteronspiegel haben könnte, basierten auf Zellkulturstudien und Tierversuchen.
Studien am Menschen zeigten bei den üblichen Verzehrmengen hingegen für Männer keine Veränderungen des Hormonspiegels und der Spermienqualität. Auch beim Brustkrebs gibt es Entwarnung: Führende Krebs und Ernährungsgesellschaften sind sich einig, dass der Konsum von Sojaprodukten das Brustkrebsrisiko nicht erhöht.
Auch Frauen mit Brustkrebs können Soja essen. Potenziell zeigten sich in den Studien sogar eher schützende Effekte – vor allem dann, wenn schon seit der Kindheit ein moderater Sojakonsum bestand.
3. Vegane Ernährung zerstört den Regenwald
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Es ist leider wahr, dass große Flächen des Regenwaldes für den Sojaanbau gerodet wurden und werden. Allerdings: Der Großteil der weltweiten Ernte (80 Prozent) dient als Futtermittel in der Intensivtierhaltung.
18 Prozent werden in Form von Sojaöl verwendet – als Pflanzenöl, Zusatzstoff für Convenience-Food, sowie in der Kosmetik- und Autoindustrie. Nur zwei Prozent der Sojaernte werden vom Menschen direkt in Form von Tofu, Burgern oder Drinks konsumiert.
Keiner der gängigen Produzenten von Tofu, Sojamilch und anderen Sojaprodukten in Deutschland, Österreich oder der Schweiz bezieht Soja aus den Gebieten des Regenwaldes – stattdessen kommen 90 Prozent aus Europa, der Rest aus Kanada.
4. Niemals Soja für Säuglinge und Kinder
Soja-Säuglingsanfangsnahrung ist schon ca. 100 Jahre im Einsatz. Seit Beginn der Zugabe von Jod im Jahr 1959 gibt es keine Hinweise mehr darauf, dass sie der aus Kuhmilch hergestellten unterlegen ist.
Untersuchungen zeigten, dass sich Säuglinge mit Soja-Anfangsnahrung innerhalb des ersten Jahres gleich entwickeln und auch im Erwachsenenalter keine signifikanten Unterschiede in Größe, Intelligenz oder Fruchtbarkeit bestehen.
Mittlerweile gibt es aber auch sojafreie Alternativen für die vegane Anfangsnahrung – z. B. aus Mandeln oder Reis. Und für die ersten sechs Monate im Leben eines Kindes empfiehlt die WHO ohnehin als „Goldstandard“ das mütterliche Stillen.
5. Soja ist schädlich für Hirn und Schilddrüse
Klinische Studien zeigen keine negativen Effekte auf die Schilddrüse bei gesunden Menschen mit ausreichender Jodversorgung.
Sojabohnen gehören wie auch Brokkoli und Grünkohl zu den Lebensmitteln, die eine Kropfbildung begünstigen – aber eben nur bei gleichzeitigem Jodmangel.
Ein Risiko der Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten besteht ebenfalls laut klinischen Studien nicht. Die Annahme, dass Soja das Hirn schädigt, beruht auf der These, dass Aluminium die Entstehung von Alzheimer begünstigt.
Dieses Metall war auch in den für die Studie untersuchten Sojaprodukten nachweisbar. Aluminium reichert sich im Körper durch Lebensmittel und Kosmetika an – Soja spielt keine tragende Rolle.
Quellen
- Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (2020): Soja – Nahrungsmittel für Tier und Mensch, abgerufen am 09.10.2020: https://www.landwirtschaft.de/diskussion-und-dialog/umwelt/soja-nahrungsmittel-fuer-tier-und-mensch
- Deutsches Krebsforschungszentrum (2019): Soja und Brustkrebs. Müssen Brustkrebspatientinnen Sojaprodukte meiden?, abgerufen am 09.10.2020: https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2019/fk08-soja-brustkrebs-ernaehrung-phytooestrogen.php
- Doerge D. R., Sheehan, D. M. (2002): Goitrogenic and estrogenic activity of soy isoflavones. Environ Health Perspect, Vol. 110 (3), S. 349-53
- WWF Deutschland (2020): Soja: Wunderbohne mit riskanten Nebenwirkungen, abgerufen am 09.10.2020: https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/soja/soja-wunderbohne-mit-riskanten-nebenwirkungen
Manu Schmickler
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