Das passiert in Ihrem Körper, wenn Sie auf Zucker verzichten – nach 1, 7, 30, 365 Tagen
Für die einen gehört Zuckerverzicht zum Fasten dazu, andere erhoffen sich einen besseren Stoffwechsel, eine gesündere Darmflora oder eine schlankere Taille. FOCUS Online erklärt, wie sich der Organismus tatsächlich verändert, wenn Sie ab jetzt auf Zucker verzichten.
Hoher Zuckerkonsum ist langfristig verantwortlich für Fettleibigkeit und Diabetes, weil der ständig schwankenden Blutzuckerspiegel auf Dauer die Insulinproduktion überfordert. Aber auch schlechter Schlaf, häufige Kopfschmerzen und sogar Depressionen können die Folgen des stetiges Auf und Ab des Blutzuckerspiegels sein.
Und weil Zucker im Gehirn wie eine sanfte Droge wirkt, indem er das Belohnungssystem aktiviert, wollen die Süß-Esser immer mehr davon – bis sie schließlich süchtig nach Zucker sind.
Zucker in jeder Form hat daher zurecht ein schlechtes Image. Nicht einmal als schneller Energielieferant oder als Futter fürs Gehirn ist er noch wohlgelitten. Unser Körper kann schließlich alle Kohlenhydrate in die nötige Glukose verwandeln, dazu braucht er keinen Zucker.
Körper verwandelt Kohlenhydrate in Zucker
Deshalb sagt Stefan Kabisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke: „Unser Körper kann komplett ohne Zucker auskommen. Ein radikaler Zuckerverzicht wäre keine besondere Stresssituation für unseren Stoffwechsel.“
Für unsere Psyche allerdings schon: Je mehr Zucker jemand in seinem Speiseplan hat, umso deutlicher fallen auch die Entzugserscheinungen aus: Gereiztheit, Müdigkeit, Kopfweh.
Auch unsere Geschmacksnerven müssen sich an zuckerlose Kost erst einmal gewöhnen, etwa an ungesüßten Kaffee oder Naturjoghurt pur.
Was Zuckerverzicht genau bedeutet, lässt sich übrigens ganz unterschiedlich definieren: Die einen verzichten nur auf Kuchen, Süßigkeiten und den Haushaltszucker in Kaffee, Tee oder selbstgemachten Desserts. Die anderen auch auf Fruchtzucker in Obst und versteckten Zucker in Fertigprodukten.
Das verändert sich im Lauf der Zeit:
1 Tag ohne Zucker
Wer an einen süßen Energiekick zum Frühstück (Früchtemüsli, Milch, Honig) oder vor dem Sport (Banane) gewohnt ist, wird vielleicht erst einmal die gewohnte Power vermissen. Und sicher mehr als einmal am Tag das Gefühl verdrängen müssen, jetzt unbedingt etwas Süßes zu brauchen.
Körperlich passiert erst mal nichts. Der Stoffwechsel eines gesunden Menschen nimmt die kurze Zuckerfreiheit ohne große Reaktion hin.
1 Woche ohne Zucker
Erste positive Veränderungen sind nach drei bis vier Tagen schon zu sehen.
Der entlastete Stoffwechsel und stabile Blutzuckerspiegel bedankt sich mit mehr Energie über den Tag, der Schlaf ist tiefer und fester. Stramm sitzende Jeans haben schon etwas mehr Spiel, weil eine zuckerfreie Ernährung insgesamt weniger Kalorien liefert.
Der Atem ist frischer, da die Mundbakterien ohne Zucker weniger Nahrung haben und sich schlechter vermehren. Allerdings ist die Lust auf etwas Süßes jetzt besonders groß. Frisches Obst oder ein Stück ungesüßter Kuchen (Rezepte gibt es im Internet reichlich) können diesen Appetit befriedigen.
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1 Monat ohne Zucker
Jetzt sind die körperlichen Verbesserungen messbar.
Zucker fördert Entzündungen und damit auch Hautunreinheiten, Pickel, Akne. Bei Zuckerentzug wird das Hautbild ebenmäßiger, die Haut elastischer.
Ohne sprunghafte Insulinausschüttung durch üppige Zuckerzufuhr schlägt auch das Herz ruhiger, der Blutdruck bleibt stabil in einem guten Bereich. Der Gewichtsverlust wird deutlich. Alles zusammen steigert die allgemeine Fitness.
Die WDR-Sendung „Markt“ hat Ende 2018 mit einer kleinen Probandengruppe von sieben Personen getestet, wie sich unterschiedlicher Zuckerverzicht auf Gewicht und Blutwerte auswirkt. Vom Weglassen von Süßigkeiten und gesüßten Getränken bis radikalem Zucker- und Kohlenhydrate-Verzicht verbesserte sich der Zustand aller Probanden innerhalb von vier Wochen: Sie nahmen ab, und zwar Körperfett, nicht Muskelmasse. Bei manchen Risikokandidaten verbesserten sich die Cholesterin- und Blutzuckerwerte. Außerdem fiel allen Kandidaten auf, dass ihr Geschmackssinn während des Experiments feiner geworden war.
Nach einem Monat giert das Gehirn auch nicht mehr nach der Zucker-Droge.
1 Jahr ohne Zucker
Jetzt sollte sich das Gehirn endgültig von der Zuckersucht befreit haben. Das Naschen macht auch deswegen keinen Spaß mehr, weil die Geschmacksnerven gesüßte Lebensmittel als überzuckert empfinden.
Wer es so lange ohne Zucker geschafft hat, kann auch in Zukunft darauf verzichten.
Langfristig kommen die Zuckerabstinenzler in den Genuss aller gesundheitlichen Vorteile, wie eine große US-Studie im vergangenen Jahr feststellte. Die Forscher hatten dafür Probanden verglichen, von denen rund 1200 genetisch bedingt wenig Glukose verwerten konnten, was einem dauerhaften Zuckerverzicht entspricht:
Die Menschen mit geringem Zuckerkonsum hatten ein um 57 Prozent geringeres Risiko für krankhaftes Übergewicht und ein um 42 Prozent geringeres Diabetes-Risiko. Ihr Risiko für eine Herzinsuffizienz war um 47 Prozent geringer und ihr vorzeitiges Sterberisiko um 34 Prozent.
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