Ernährung ist Wurzel aller Krankheiten: Krebsforscher rechnet mit modernem Lebensstil ab
Studien zeigen immer deutlicher, wie die moderne Ernährung unseren Körper beeinflusst – vornehmlich negativ. Ein kanadischer Forscher will dem einen Riegel vorschieben – und zeigt, wie die richtige Ernährung dazu beitragen kann, ein langes und gesundes Leben zu führen.
Fettleibigkeit, Insulinresistenz und Entzündungen sind die Wurzeln allen Übels der modernen Welt – das erklärt David Harper im Buch „BioDiet“ (dt.: „Bio-Ernährung“). Es gelte, sie zu bekämpfen. Seine Frau und er haben dabei für sich eine effektive Methode entdeckt, die sie in ihrem gemeinsam verfassten Buch mit der Welt teilen wollen: die ketogene Diät.
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Sie funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Der Körper bekommt kaum noch Kohlenhydrate, dabei auch keinen Zucker. Fehlen Kohlenhydrate als wichtiger Nährstoff, startet der Körper ein Notprogramm, die sogenannte Ketose. Die Leber bildet aus Fett einen Glukose-Ersatz, den Ketonkörper. Auf diese Weise nutzt er also Fettreserven als Energiequelle.
Studien belegen gesundheitlichen Nutzen der ketogenen Ernährung
Tatsächlich sind David Harper und seine Frau Dale Drewery nicht die ersten, die die Vorteile einer ketogenen Ernährung beschreiben. So haben in der Vergangenheit verschiedene Studien gezeigt, dass sie der Gesundheit zuträglich sein kann. Beispielsweise soll sie Alzheimerpatienten dabei unterstützen, den Abbau des Gehirns zu bremsen, Epilepsieanfälle vermindern und Diabetikern helfen, ihre Blutzuckerwerte zu verbessern. Auch dass die Ketonkörper Krebszellen blockieren können, vermuten Forscher bereits.
David Harper, Dozent für Physiologie und Wissenschaftler am Krebsforschungszentrum in British Columbia, geht sogar so weit, die moderne Ernährung als „Massenvernichtungswaffe“ zu bezeichnen. Sie setze auf zu viel Zucker und zu wenig Gemüse und sei somit die „Wurzel aller Krankheiten“.
Das verschlimmere etablierte Volksleiden wie Fettleibigkeit und Diabetes. Und diese würden sich wiederum gegenseitig begünstigen: Fettleibigkeit erhöhe das Risiko, an Diabetes zu erkranken, Diabetes verschlimmere wiederum Fettleibigkeit – und so weiter. Dass Entzündungen an der Entstehung von Krebs maßgeblich beteiligt sind, ist inzwischen in zahlreichen Studien nachgewiesen worden. Auch, dass manche Lebensmittel Entzündungen begünstigen können. Die Lösung ist laut Harper also eine generelle Umstellung der Ernährung.
Ketogene Ernährung ist nicht für alle Menschen geeignet
Doch nicht für jeden ist die Keto-Diät geeignet – im Gegenteil, manche können dadurch sogar mehr Gesundheitsprobleme bekommen. Vorsichtig mit ketogener Diät sollten Sie sein bei:
- Gallenproblemen, etwa Gallensteinen oder wenn die Gallenblase entfernt wurde. Galle ist an der Fettverdauung beteiligt. Oft ist die Fettverarbeitung bei Gallenerkrankungen oder fehlender Galle erschwert und die Fettmenge der Keto-Diät kann zum Problem werden.
- Herzerkrankungen wie Herzinsuffizienz. Die Umstellung des Stoffwechsels von Glukose auf Ketonkörper kann vorübergehend ein schwaches Herz zusätzlich belasten.
- Erhöhten Blutfettwerten, Hyperlipidämie mit zu viel Cholesterin, Lipiden und Triglyceriden im Blut. Das bedeutet, dass der Körper Fett nicht richtig abbauen kann. Die fettreiche Keto-Diät wird dann problematisch.
Wer zu einer dieser drei Gruppen gehört, muss jedoch nicht in jedem Fall auf diese Diät verzichten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Manchmal ist es etwa auch für Herzpatienten möglich, auf diese Ernährungsform umzustellen, wenn der Einstieg langsam und unter ärztlicher Kontrolle beginnt. Das kann beispielsweise für stark übergewichtige Herzkranke eine Option sein.
Bei richtiger Anwendung kaum Nebenwirkungen
Wird die ketogene Diät richtig durchgeführt, hat sie kaum gefährliche Nebenwirkungen. Richtig heißt: nicht zu viel Fleisch, tierisches Fett, Eier und Fisch essen, sondern auf hochwertige Pflanzenfette setzen, etwa in Form von Pflanzenölen, Nüssen und Avocado.
Eine gewisse Menge an Kohlenhydraten sollte die Diät ergänzen, allerdings ausschließlich mit guter Qualität. Also keine Weiß-, sondern Vollkornprodukte, außerdem kohlenhydratarmes Gemüse. Eine einfache Regel hierzu: Oberirdisches Gemüse wie Zucchini, Paprika, Gurke, Tomate, Kürbis liefern geringe Mengen an Kohlenhydraten, unterirdisches wie Kartoffeln liefern mehr davon.
Mit einer vernünftigen ketogenen Ernährung können Sie bis zu drei Kilogramm pro Woche abnehmen. Wer also kleine Fettpölsterchen los haben möchte, kann in zwei bis drei Wochen damit beste Erfolge erzielen. Stark Übergewichtige können diese Ernährung auch längere Zeit durchführen und sich damit nach und nach ihrem Normalgewicht nähern.
Fettabbau lässt Muskeln strotzen
Auch viele Sportler setzen auf die Keto-Diät, weil sich durch den Fettabbau die Muskeln deutlicher unter der Haut abzeichnen. Die Muskelpartien sind dann klar definiert. Für alle, die Ausdauersport treiben, eignet sich die kohlenhydratarme Diät jedoch kaum. Für die starke, anhaltende Belastung müssen die Glykogenspeicher in den Muskeln gut aufgefüllt sein. Das gelingt nur mit Kohlenhydraten.
Aus medizinischen Gründen eine Keto-Diät zu nutzen, etwa bei Krebs, Diabetes, Alzheimer und Epilepsie, sollte nie in Eigenregie geschehen, sondern nur in Absprache mit einem Arzt. Und wer ein krankes Herz hat, Gallenprobleme oder erhöhte Blutfettwerte, sollte besser auf die Keto-Diät verzichten und sich im Zweifelsfall ärztlich beraten lassen, ob eine langsame Reduktion der Kohlenhydrate und eine moderate Zunahme von Pflanzenfetten für ihn trotzdem infrage kommen.
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Alternative Verbesserung der Ernährung
David Harper und Dale Drewery ernähren sich inzwischen seit 2013 ketogen. Nüsse, Samen, Leber und Eier gehören für sie regelmäßig auf den Teller. Für sie funktioniert diese Form der Ernährung. Sie haben aber auch einen Tipp für alle, die sich nicht dazu aufraffen können, ihre Ernährung komplett umzustellen oder es aus gesundheitlichen Gründen nicht dürfen: „Nehmen Sie einfach Zucker und Stärke aus Ihrem Speiseplan und stellen Sie sicher, dass Sie echte Lebensmittel und keine verarbeiteten essen.“ Das erklärte Harper gegenüber dem „Business Insider“.
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