„Wir brauchen eine geodatenbasierte Nacht- und Notdienstverteilung!“

Für immer mehr Apotheken werden die Nacht- und Notdienste zu einer großen Belastung. Aufgrund des Apothekensterbens müssen z. B. immer mehr Notdienste auf immer weniger Apotheken verteilt werden. Manche Apothekerkammern bemühen sich bereits, eine möglichst gerechte Verteilung in den Griff zu bekommen, aber es knirscht noch. Im Podcast spreche ich mit Apotheker Gunther Böttrich aus Volkmarsen, der mit Kolleginnen und Kollegen einen Acht-Punkte-Katalog ausgearbeitet hat, was bei diesem Dauerbrenner-Thema geschehen muss. 

Den Nacht- und Notdienstdienst per se stellt Böttrich nicht infrage: „Die Bevölkerung hat ein Recht auf die ordnungsgemäße Versorgung mit Arzneimitteln, auch mittels eines Nacht- und Notdienstes. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen hierfür regelmäßig geprüft und angepasst werden – und das passiert nicht.“ Dass sich hier keine Veränderungen abzeichnen, ist für Böttrich auch ein Hinweis darauf, dass die Gesundheitsversorgung in Deutschland durch falsche politische Entscheidungen systematisch zerstört wird. 

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Während die Bundesregierung seit Jahren mit zunehmender Schärfe Maßnahmen beschließt, so Böttrich, „die die Zerstörung der flächendeckenden Apothekenstruktur in Deutschland beschleunigen, verpflichten die Landesregierungen (über die Landesapothekerkammern) die immer weniger werdenden Apotheken dazu, immer mehr Apothekennotdienste auszuführen.“ 

Böttrich zeigt dieses Missmanagement an mehreren Beispielen auf. Er ist überzeugt, dass sich dieser Trend der Ausdünnung, besonders in ländlichen Gebieten massiv beschleunigen wird. Insbesondere, weil sich für solche Apotheken, die zu besonders vielen Nacht- und Notdiensten eingeteilt sind, keine Nachfolgerinnen und Nachfolger finden lassen: „Eine solche Selbständigkeit will schon heute keiner mehr. Zu Recht“, so Böttrich.

„Wie, Sie haben keine Katzenmilch?“

Böttrich weist auch darauf hin, dass immer häufiger Kolleginnen und Kollegen den Missbrauch des Nacht- und Notdienstes als normale Einkaufsmöglichkeit am späten Abend, praktisch als „Späti“, beklagen. Im Podcast zitiert er einige Beispiele aus der WhatsApp-Gruppe „Revolution Notdienst“, eine Gruppe von etwa 50 hessischen Apotheken: „Wir tauschen uns hier aus und versuchen, die Zerstörung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung aufzuhalten. Ein Schwerpunkt ist der Nacht- und Notdienst. Da taucht schon mal der Kundenwunsch auf: ‚Wie, Sie haben keine Katzenmilch?‘“ Auch den Wunsch nach farbigen Kontaktlinsen können Apotheken bekanntlich nicht erfüllen. Immer häufiger würden auch Notfälle für die Heimtierversorgung angefragt, weil Tierärzte ihre Notdienstgebühren erhöht haben, weiß Böttrich, „und ja, die Menschen laden ihren Frust und teils auch Beschimpfungen bei den Apotheken ab, weil viele Arzneimittel nicht lieferbar sind“. 

Der Acht-Punkte-Wunschkatalog

Aber wie könnten die Probleme mit dem Nacht- und Notdienst gelöst werden? Wie könnte man das Dauerbrenner-Thema in den Griff bekommen? Die Gruppe „Revolution Notdienst“ hat hierzu einen Acht-Punkte-Katalog entwickelt, den Böttrich im Podcast vorstellt. Eine wichtige Verbesserung wäre z. B., den Nacht- und Notdienst bundesweit zu planen und zu regeln. Eine Software, die sich dabei geodatenbasierter Daten bedient, wäre nach Meinung Böttrichs eine Lösung. Auch die weiteren sieben Punkte, die Böttrich vorstellt, könnten zur Verbesserung der Nacht- und Notdiensteinteilung beitragen.  

Hören Sie mal rein in den Podcast:


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