Drosten warnt vor Verbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland

Die Zahl der Infektionen mit dem West-Nil-Virus in Deutschland steigen – darauf verweist jetzt Top-Virologe Christian Drosten. Grund zur Panik bestehe jedoch keiner. Was Sie über das Virus wissen müssen.

Der Berliner Virologe Christian Drosten hat auf die Ausbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland verwiesen. „Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen“, sagte Drosten den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben). Die Mücken kämen inzwischen in Berlin und in weiten Teilen Ostdeutschlands vor. In den vergangenen Jahren habe es bereits erste Krankheitsfälle in Berlin gegeben.

Anlass zur Panik bestehe nicht, sagte Drosten. Er empfehle jedoch, sich die Fakten anzuschauen. Das West-Nil-Virus könne eine Gehirnentzündung auslösen. Studien zeigten, dass in neu befallenen Gebieten die Rate der schweren Erkrankungen bei eins zu 1000 Infizierten liege, „aber schwere Verläufe können zu bleibenden Behinderungen führen“, warnte Drosten.

Drosten machte deutlich, dass er die Entwicklung auch auf den Klimawandel zurückführt. Das West-Nil-Virus sei über Zugvögel aus tropischen Breiten eingeführt worden. „Man weiß, dass es inzwischen hier überwintert, wohl auch weil es nicht mehr kalt genug wird“, sagte der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité.

Woher kommt das West-Nil-Virus?

Der Erreger wurde erstmals in Uganda nachgewiesen, in der Region West Nil. Inzwischen ist der Erreger in weiten Teilen Afrikas, Asiens und im südlichen Europa heimisch. In den 1990er-Jahren schaffte er sogar den Sprung über den Atlantik und ist nun auch in den USA verbreitet.

Wie wird der Erreger übertragen?

Das Virus wird durch Stechmücken übertragen. Das müssen keine tropischen Tiere sein, wie etwa die asiatische Tigermücke. Auch alle heimischen Mücken können West-Nil-Viren weitergeben, wenn sie zuvor ein infiziertes Tier gestochen haben. Nach Deutschland wurde das West-Nil-Virus aller Wahrscheinlichkeit nach von Zugvögeln eingeschleppt, die sich irgendwo im Süden infiziert hatten.

Kann ich mich bei einem Infizierten anstecken?

Das Virus befällt vorwiegend Vögel, kann aber auch Pferde und Menschen infizieren. „Für eine Infektion braucht es allerdings immer den Weg über infizierte Mücken“, sagt Kristin Schalkowski vom Friedrich-Loeffler-Institut. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch gilt als ausgeschlossen.

Wie verläuft das West-Nil-Fieber?

Das West-Nil-Virus führt nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung. Bei 80 Prozent der Infizierten treten überhaupt keine Symptome auf. Bei 20 Prozentkommt es zu grippeähnlichen Beschwerden mit teils hohem Fieber und einem leichten Ausschlag. Nach drei bis sechs Tagen klingen die Symptome ab, in einzelnen Fällen dauert das West-Nil-Fieber bis zu zwölf Tage.

Für wen ist das West-Nil-Fieber gefährlich?

Schwere Krankheitsverläufe sind fast nur bei Menschen mit Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem bekannt. Dann kommt es nicht nur zu hohem Fieber, sondern oft zu Entzündungen im Gehirn (Enzephalitis). Die Erkrankung kann tödlich enden.

Wie kann ich mich schützen?

Eine Impfung gibt es bisher nicht. Bei Reisen in betroffene Gebiete – in Griechenland ist das etwa der Peloponnes und die Gegend östlich von Athen – bleibt nur der übliche Schutz vor Mücken wie Moskitonetz oder Repellent. Experten empfehlen ein Mückenspray, wie es auch für Reisen in die Tropen geeignet ist.

Möglicherweise werde es demnächst einen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus geben, stellte Drosten in Aussicht. „Die Forschung dazu läuft.“ Drosten wies darauf hin, dass es für eine eng verwandte Erkrankung bereits einen Impfstoff gebe: für die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

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