Sanvivo – die Vier von der App

Nach der Corona-Impfkarte folgt nun die Bestell- und Lieferapp: Vier Jungunternehmer aus dem Münchener Raum, darunter ein Apotheker, wollen mit dem Start-up Sanvivo ihren Beitrag zur Digitalisierung der Apothekenbranche leisten. Dabei legen sie einerseits Wert auf ansprechendes Design sowie leichte Bedienbarkeit und andererseits auf eine einfache Einbindung ihrer Anwendung in den Apothekenalltag. 

Begonnen hat es im Jahr 2021. Damals, während der Coronapandemie, stellte Nikolai Alemi, der zusammen mit seinem Vater drei Apotheken in München betreibt, eine starke Nachfrage nach Impfzertifikaten fest. Daraus entstand die Idee für eine Art Scheckkarte, die in der Geldbörse Platz findet und auf der das Zertifikat abgespeichert ist. Vor allem für ältere und digitale weniger affine Menschen eine Alternative zur Handy-App. Aus der Idee entwickelten Alemi und drei weitere befreundete Jungunternehmer eine Impfkarte, gründeten das Unternehmen Sanvivo und gliederten dieses nach einer kurzen Testphase aus der Münchener „Senftenauer Apotheke“ der Alemis aus.

Mehr zum Thema

Serie

Aus der Apotheke für die Apotheke

Die Impfkarte, die ursprünglich vor allem für den lokalen Gebrauch gedacht war, entwickelte sich dynamisch. Am Ende boten bundesweit 970 Partnerapotheken das kleine Plastikkärtchen ihren Kunden als Alternative zum digitalen Zertifikat an, verrät Alemi. Die Erfahrung, die er und seine Mitstreiter dabei sammelten: So ein Produkt funktioniert nur, wenn es einfach bedienbar ist und sich leicht in den Apothekenalltag integrieren lässt.

Kompetenz in IT, Technik und Pharmazie

Die Vier, das sind neben dem 31-jährigen Alemi, der heute bei Sanvivo für Produktentwicklung und Partnerapotheken zuständig ist: der Informatiker Sven Wildermann (31), einst IT- und Daten-Experte bei Microsoft Deutschland, bei Sanvivo verantwortlich für IT und Technik. Dominic Haul (40), Physiker und „preisgekrönter (TEC Award) Ingenieur“ – er kümmert sich bei Sanvivo um das operative Geschäft und Prozesse. Julius Rachor (38) wiederum war als ausgebildeter Physiker und Elektrotechniker bei BMW im Bereich autonomes Fahren tätig und hat heute bei Sanvivo ein Auge auf Strategie & Business Development. Allesamt sind sie zu gleichen Anteilen Gesellschafter bei ihrem Unternehmen.

Bestellapp Vivoly

Der Erfolg mit der Impfkarte legte Mitte 2022 die Grundlage für die nächste Entwicklungsstufe, die den Namen Vivoly trägt. Dabei, so erläutern Alemi und Rachor im Gespräch mit DAZ.online, handelt es sich um eine App, mit der Kunden bei ihrer Apotheke Arzneimittel online bestellen und sich bei Bedarf nach Hause liefern lassen können.

Wenngleich es ähnliche Lösungen bereits auf dem Markt gibt, waren die Jungunternehmer damit nicht wirklich zufrieden. Einige sind ihrer Meinung nach zu komplex aufgebaut; offenbar sei in der Entwicklung zu wenig auf die Bedürfnisse der Nutzer hinsichtlich Bedienbarkeit und Design geachtet worden. Außerdem seien die vorhandenen Lösungen oftmals nur schlecht in den Apothekenalltag zu integrieren. Stutzig machte Alemi auch, dass er mit diesen Anwendungen nur wenige Bestellungen pro Monat erhielt.

Die Vier legten daher besonderen Wert auf ein kundenfreundliches Design und einfache Bedienbarkeit. Mittels „digitaler Sichtwahl“ können sich die Nutzer im virtuell-realen Shop die gewünschten Produkte ansehen oder bei weiterem Beratungsbedarf per Chatfunktion direkt mit der gewünschten Apotheke kommunizieren. Einmal bestellt, können sich die Kunden die Produkte auf Wunsch durch den apothekeneigenen oder einen externen Lieferdienst innerhalb eines bestimmten Zeitfensters nach Hause bringen lassen.

Vor wenigen Wochen ging die App in München erstmals live. Vorrangig können die Nutzer damit OTC-Produkte erwerben, es ist aber auch möglich, datenschutzkonform verschreibungspflichtige Arzneimittel bei der Hausapotheke vorzubestellen. Und sobald das E-Rezept flächendeckend eingeführt ist, soll auch dieses über die App verarbeitet werden können. Während die App für Endkunden kostenfrei ist, zahlen Apotheker dafür 149 Euro pro Monat.

Entwicklung verschlingt sechsstelligen Betrag

Die bisherigen Finanzierungskosten für Vivoly stemmten die Vier aus den Einnahmen, die sie mit der Impfkarte generiert hatten. Laut Rachor hat die Entwicklung einen sechsstelligen Betrag gekostet. Weitere Investoren haben die Jungunternehmer bislang nicht an Bord geholt, doch dabei muss es nicht bleiben, deuten sie an. Zumal das Unternehmen Sanvivo mittlerweile ihr Hauptberuf ist und somit mittelfristig genug zum Leben abwerfen sollte.

Außerdem haben die Gründer bereits Ideen für weitere Features. So ist eine Anbindung der App an die Warenwirtschaftssysteme der jeweiligen Apotheken vorgesehen. Zudem wollen sie die Möglichkeit für digitales Marketing oder Aktionen via App anbieten.

Auch das Marketing für Vivoly läuft an. Aktuell nutzen sechs Apotheken in München die App, im Laufe des Jahres sollen weitere in Berlin und Hamburg dazugekommen. Darüber hinaus wollen die Gründer Apotheken in ländlichen Regionen für ihre Anwendung gewinnen. Die Zeichen der Vier stehen also auf Expansion.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen