Putin gibt Sputnik V für Impftourismus in Russland frei

Trotz der Öffnung der Corona-Impfungen für alle am Montag halten einige Bundesländer in ihren Impfzentren am Vorrang für Risikogruppen fest. Der russische Präsident Wladimir Putin wirbt dagegen mit „Impftourismus“. Alle Meldungen rund ums Impfen in Deutschland lesen Sie im Ticker von FOCUS Online.

Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 5. Juni 2021

  • Auf dem schnellsten Weg zum Pieks: Hausarzt, Impfzentrum, Drive-In, Newsletter: So kommen Sie jetzt an Ihren Impf-Termin
  • Biontech, Moderna, Astrazeneca (Vaxzevria), Curevac – Die wichtigsten Coronavirus-Impfstoffe im Check

Einige Länder halten in Impfzentren an Priorisierung fest – Kritik vom Patientenschutz

Samstag, 05. Juni 2021, 07.20 Uhr: Trotz der generellen Öffnung der Corona-Impfungen für alle am Montag halten einige Bundesländer in ihren Impfzentren am Vorrang für Risikogruppen fest. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern soll die Priorisierung dort vorerst bestehen bleiben. In Bremen arbeiten die Impfzentren die Vorranglisten zunächst weiter ab. Im Saarland sollen Menschen der bisherigen Priorisierungsgruppen dort nach wie vor vorrangig bei Terminen bedacht werden. In den übrigen Ländern endet auch in den Impfzentren die bisherige Impfreihenfolge.

Hintergrund ist laut Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD), dass es noch viele Vorerkrankte gibt, die keine Impfung bekommen haben. In Schleswig-Holstein erklärte das Gesundheitsministerium, in die Entscheidung über ein Ende der Priorisierung in den Impfzentren werde einfließen, wie schnell bisher priorisierte Berechtigte ein Angebot erhalten können – und wie viel Impfstoff wann nachkommt. In Bayerns Impfzentren zieht das Online-Registrierungssystem weiterhin Bürger aus Risikogruppen vor, wie das Gesundheitsministerium erklärte.

Im Saarland erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums zu den Impfzentren, das Land halte sich natürlich an die Impfverordnung und öffne am Montag für alle. "Aber wenn sich da noch jemand entscheidet, der eigentlich noch priorisiert gewesen wäre, dann fällt er nicht hinten herunter, sondern wird von uns noch priorisiert behandelt."

In den Arztpraxen fällt die Priorisierung bundesweit am Montag weg, wie Bund und Länder vereinbart hatten. Den Ländern ist es dem Beschluss zufolge aber "unbenommen, die Priorisierung im Rahmen der ihnen zugewiesenen Impfstoffdosen aufrechtzuerhalten".

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte, dass nur wenige Länder die ethische Priorisierung in den Zentren aufrecht erhalten. "Auf die niedergelassenen Ärzte kann niemand verzichten", sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. "Doch es gibt Millionen Menschen, die keinen festen Hausarzt haben." Die Teams der Zentren seien auch bei Corona-Hotspots gefordert. "Massenimpfangebote in Kirchen, Moscheen, Sportanlagen oder Bürgerhäusern wären sonst kurzfristig kaum möglich." Auch wenn im Spätherbst oder Winter genug Impfstoffe vorhanden sind, dürfe bei möglichen auffrischenden dritten Impfungen nicht auf das Angebot der Impfzentren verzichtet werden.

Nach Russland kommen und bezahlen: Putin gibt Sputnik V für "Impftourismus" frei

18.15 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat den in seinem Land entwickelten Corona-Impfstoff Sputnik V für Impftouristen aus dem Ausland gegen Bezahlung freigegeben. Schon bisher hätten sich Ausländer impfen lassen, er habe die Regierung aber angewiesen, das Verfahren offiziell zu machen und Besuchern in Russland eine Impfung zu ermöglichen, sagte Putin am Freitag auf dem internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Im Juli soll der Impftourismus in Russland offiziell starten. Die Nachfrage aus dem Ausland sei hoch, sagte Putin.

"Wir sichern nicht nur in vollem Umfang die eigenen Erfordernisse, sondern können auch Ausländern anbieten, nach Russland zu kommen und sich impfen zu lassen", sagte Putin. Für russische Staatsbürger ist die Impfung kostenlos. Die Regierung solle nun die Preise für Ausländer festlegen. Zugleich beklagte Putin einmal mehr eine politische Stimmungsmache im Ausland oder Verbote gegen den russischen Corona-Impfstoff. Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa Wladimir Putin, Präsident von Russland, in einer Videokonferenz. (Archivbild)

In Russland sind bisher erst vergleichsweise wenige Menschen mit einem der drei im Land entwickelten Impfstoffe versorgt. Viele Russen scheuen eine Impfung gegen das Coronavirus, weil sie den einheimischen Vakzinen nicht trauen. Russland lässt selbst im eigenen Land keine westlichen Impfstoffe zu.

Der Chef des staatlichen russischen Direktinvestmentfonds, Kirill Dmitrijew, sagte, dass er in Kürze mit einer Notfallzulassung von Sputnik V durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und durch die Weltgesundheitsorganisation WHO rechne. Die EMA, die auch in Russland Produktionsstätten und Lager besucht und Daten gesammelt hatte, habe "gute Resultate" zusammengetragen, sagte Dmitrijew. "Es gab keine kritischen Bemerkungen."

Schon jetzt sei Sputnik V in 66 Staaten registriert, hieß es. Auch der russische Gesundheitsminister Michail Muraschko sagte in St. Petersburg, dass es von der EMA keine Nachfragen an Russland gegeben habe. In der EU ist der Impfstoff auf Grundlage nationaler Entscheidungen bisher nur in Ungarn und in der Slowakei freigegeben. Zu den Aussichten einer WHO-Freigabe sagte der für Europa zuständige Leiter der Organisation, Hans Kluge: «Ich bin sehr, sehr optimistisch.» Russland hofft auch mit Blick auf touristische Reisen seiner Bürger in die EU, dass der Impfstoff dort anerkannt werde.

Sachsen-Anhalt hebt Impfreihenfolge ab Montag auf

15.52 Uhr: Die ursprünglich festgelegte Reihenfolge bei den Impfungen gegen das Coronavirus wird in Sachsen-Anhalt am Montag aufgehoben. Dann könnten sich alle Bürger des Landes um einen Impftermin bemühen, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag in Magdeburg mit. Die Regelung betrifft den Angaben nach das Impfen sowohl bei Ärzten als auch in den Impfzentren. Zugleich können dann neben Betriebsärzten auch niedergelassene Privatärzte impfen. Termine, die nach den Priorisierungsregelungen bereits vereinbart wurden, blieben gültig, hieß es.

Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) mahnte jedoch zur Geduld. Die Nachfrage nach Terminen übersteige noch immer die nach Sachsen-Anhalt gelieferten Impfstoffdosen. Das Land sei abhängig von den Lieferungen, die der Bund zur Verfügung stelle. Die Buchung von Impfterminen erfolge für die Impfzentren weiter über Internet-Portal impfterminservice.de oder die Hotline 116 117. Praxistermine müssten mit den Praxen selbst vereinbart werden.

Ein Fünftel der Deutschen vollständig gegen Corona geimpft

14.12 Uhr: In Deutschland hat inzwischen ein Fünftel der Menschen den vollen Impfschutz gegen das Coronavirus erhalten. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag (Stand: 11.10 Uhr) sind 45 Prozent der Deutschen (37,4 Millionen Menschen) mindestens einmal geimpft worden, 20,1 Prozent (16,7 Millionen Menschen) sind vollständig geimpft. Demnach sind bislang insgesamt 53,4 Millionen Impfdosen verabreicht worden. Am Donnerstag wurden laut RKI 614.111 Dosen gespritzt.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schrieb am Freitag auf Twitter: "Dank dieses Fortschritts können wir ab Montag die Prio. aufheben – auch wenn wir noch einige Wochen Geduld miteinander brauchen, bis alle, die wollen, geimpft sein werden." Am Montag soll die Impfpriorisierung in ganz Deutschland aufgehoben werden, in einigen Bundesländern auch schon etwas früher.

Je nach Bundesland variiert laut RKI die Impfquote. Die höchste Quote an mindestens Erstgeimpften verzeichnet das Saarland mit 48,3 Prozent. Sachsen liegt mit 40 Prozent etwas hinter den anderen Bundesländern zurück. Während das Saarland auch bei der Berücksichtigung aller verabreichter Impfdosen beim Tempo an der Spitze liegt, läuft die Kampagne dem RKI zufolge in Brandenburg am langsamsten. Das östliche Bundesland hat aber von allen Ländern bislang auch die wenigsten Impfdosen erhalten.

Tausende Dosen des Vakzins von Astrazeneca könnten auf dem Müll landen

14.08 Uhr: Laut einem Bericht der "Kieler Nachrichten" könnten in Schleswig-Holstein bald etwa 60.000 Astrazeneca-Dosen auf dem Müll landen, wenn sie nicht vor dem Ablaufdatum Ende Juni verimpft werden.

CDU-Gesundheitsexperte Erwin Rüddel appelliert deshalb an alle Bürger, die auf Wartelisten für andere Impfstoffe stehen, ihre Entscheidung gegen Astrazeneca zu überdenken.

Bei den Dosen handelt es sich um Leihgaben aus Dänemark. Dort wird der Impfstoff Astrazeneca wegen seltener Blutgerinnsel nicht mehr verimpft. Demnächst sollen sogar noch weitere 58.000 Dosen von dem Nachbarn geliefert werden, die ebenfalls Ende Juni verfallen würden – dieses Mal als Geschenk. Christophe Ena/AP/dpa Astrazeneca.

Auch britische Behörde lässt Biontech-Impfstoff für Teenager zu

13.04 Uhr: Auch die britische Zulassungsbehörde hat den Biontech/Pfizer-Impfstoff für 12- bis 15-Jährige freigegeben. Man habe die klinischen Studiendaten für diese Altersgruppe geprüft und komme zu dem Schluss, dass der Nutzen der Impfung die Risiken übersteige, teilte die Chefin der Behörde am Freitag in London mit. Nun muss die britische Impfkommission ihr Urteil darüber fällen, ob und wie die Kinder und Jugendlichen im Rahmen der nationalen Impfkampagne geimpft werden sollen.

Zuvor hatte bereits die europäische Zulassungsbehörde EMA grünes Licht für das Mittel in der Altersgruppe gegeben. Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland hatte sich aufgrund der noch lückenhaften Studienlage allerdings bislang zurückgehalten, eine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche auszusprechen.

Weil Spahn-Ministerium 1,2 Millionen Biontech-Dosen behält, gibt es neuen Zoff mit den Ärzten

10.46 Uhr: Zwischen dem Bundesgesundheitsministerium und Ärztevertretern ist ein Streit entbrannt über das Zurückhalten von zahlreichen Corona-Impfdosen für geplante Zweitimpfungen. Wie der "Spiegel" am Freitag berichtete, gab das Ressort von Jens Spahn (CDU) in dieser Woche rund 1,2 Millionen gelieferte Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer nicht an Ärzte und Impfzentren weiter. Der Hausärzteverband äußerte Unverständnis über den Vorgang.

Dem Bericht zufolge lieferte Biontech für die laufende Woche rund 5,13 Millionen Dosen an den Staat. Eigentlich hätten demnach die niedergelassenen Ärzte in dieser Woche Impfstoff für mehr als 3,3 Millionen Spritzen bekommen sollen. Tatsächlich seien aber nur etwa 2,2 Millionen Portionen angekommen. Bei den Impfzentren seien rund 75.000 Dosen gekürzt worden.  dpa/Frank Rumpenhorst/dpa-Pool/dpabild Ein Arzt bereitet eine Dosis mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer für eine Impfung vor.

Die Aufgabe des Bundesgesundheitsministeriums sei es, "die Mengen in die Arztpraxen so zu steuern, dass der Bedarf für Zweitimpfungen zu jedem Zeitpunkt gedeckt werden kann", teilte eine Ministeriumssprecherin dem "Spiegel" mit. In den kommenden drei Wochen müssten überproportional viele Zweitimpfungen vorgenommen werden.

Der Bedarf an Zweitimpfungen müsse "zwingend deutlich niedriger" sein als die Gesamtmenge, die in das Regelsystem überführt werde, erklärte die Sprecherin demnach weiter. Die Liefermenge von Biontech in den kommenden beiden Wochen "reicht nicht aus, um dies sicherzustellen; insbesondere, da die Betriebsärzte ebenfalls mit 700.000 Impfdosen von Biontech mitimpfen werden".

"Wieso muss jetzt etwas gebunkert werden, wenn vorher immer angekündigt wurde, dass im Juni mehr Biontech kommt?", fragte dagegen der Bundesvorsitzende des deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, im "Spiegel". "So verlieren wir Zeit."

Auch die Aufteilung der Kürzungen hält Weigeldt für fragwürdig. "In vielen Impfzentren wird Biontech an ältere Mitbürger verimpft, die auch Astrazeneca bekommen könnten", sagte er. "Im Gegenzug müssen in den Praxen junge Frauen auf Biontech verzichten, obwohl es für sie etwas höhere Risiken bei Astrazeneca gibt."

Stiko-Chef: "Keine Empfehlung für alle gesunden Kinder zu erwarten"

09.40 Uhr: Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat in der Debatte um Corona-Kinderimpfungen angedeutet, dass es keine generelle Empfehlung geben wird. "Es ist keine generelle Empfehlung der Stiko für alle gesunden Kinder zu erwarten", sagte Mertens am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Für die Empfehlung einer Impfung bei allen gesunden Kindern reichten die Daten bei weitem nicht aus.

Die Experten haben demnach viele verfügbare Daten aus Studien zusammengetragen. "Es sind alle Ergebnisse so, dass man sicher daraus keine Argumentation für eine generelle Impfung aller gesunden Kinder ableiten kann". In den nächsten Tagen will die Stiko ihre Empfehlung offiziell bekanntgeben.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte Mertens um Verständnis für die zögerliche Haltung bei Kinderimpfungen geworben. In der Debatte seien viele Argumente "leichthin genannt worden, die einer Nachprüfung nicht standhalten", kritisierte Mertens. So sei es zum Beispiel "nicht besonders sinnvoll", das Thema Schule mit der Impfdebatte zu verknüpfen. "Die Stiko – und ich glaube auch viele andere vernünftige Leute – halten diese sprachliche Verbindung von Impfung als Voraussetzung für das normale Leben der Kinder für einen Irrweg."

SPD-Vize Midyatli kritisiert Spahns Impfkampagne

06.52 Uhr: SPD-Bundesvize Serpil Midyatli hat von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen stärkeren Fokus auf abgehängte Bevölkerungsschichten bei Schutzimpfungen gegen Covid-19 gefordert. "In den USA können wir sehen, dass die Impfbereitschaft besonders bei jungen Menschen und in sozial benachteiligten Quartieren abnimmt", sagte Midyatli der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist auch nicht allzu verwunderlich, da diese Menschen es gewohnt sind, dass man sich kaum um sie kümmert."

Derzeit sei der Impfstoff zwar noch knapp, sagte die SPD-Politikerin. "Ein Blick – zum Beispiel in die USA – zeigt aber, dass das nächste große Problem die Impfmüdigkeit sein wird." Die geplante Aufhebung der Priorisierung komme hauptsächlich gut informierten und durchsetzungsstarken Menschen zugute.

"Deshalb müssen wir auf alle anderen jetzt zugehen, damit sie die Hoffnung nicht verlieren und den Impfstoff in die Quartiere tragen", sagte Midyatli. Viele von diesen Menschen hätten nicht einmal einen Hausarzt. "Denn leider sind ausgerechnet diese Stadtteile vom eklatanten Hausärztemangel am stärksten betroffen."

 

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