Blick in Trumps tödliches Amerika: Warum bekommen die USA Corona nicht in den Griff?

Zahlen, Daten, Fakten: In den Monaten der Krise hat sich die Corona-Pandemie auch zum Informationsdschungel entwickelt. FOCUS Online will Ihnen Orientierung geben. Deshalb zeigen wir Ihnen jeden Morgen die wichtigsten, aktuellen Trends zu Sars-CoV-2.

  • Neuinfektionen: 659; Gesamt: 242.820
  • Aktive Fälle: – 461; Gesamt: 17.350
  • Neue Todesopfer: 4; Gesamt: 1266

Am Montagabend meldeten die deutschen Gesundheitsministerien insgesamt 659 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2. Die meisten davon wurden in Baden-Württemberg (175) festgestellt, gefolgt von Bayern (105) und Nordrhein-Westfalen (103). Die Differenz der Gesamtzahl der Neuninfektionen im Vergleich zum Vortag liegt zwar höher (+843), das liegt jedoch daran, dass vier Bundesländer am Sonntag die Zahl ihrer Neuinfektionen nicht übermittelt hatten und diese nun nachträglich in die Statistik einfließen.  
 
 Eventuelle Abweichungen der Zahlen sind auf ständige Aktualisierungen der Karte zurückzuführen.

Der R-Wert fällt im Vergleich zum Sonntag wieder unter die kritische Marke von 1. Er liegt bei 0,94. Das bedeutet: Im Schnitt stecken 100 Infizierte 94 weitere Personen an.

Deutschlands Nachbarländer: Grafik zeigt große Unterschiede

Ein auf die Bevölkerung heruntergebrochen ähnlich niedriges Bild wie in Deutschland zeichnet sich aktuell nur in Dänemark ab. Es hat derzeit die wenigsten Neuinfektionen im 7-Tages-Schnitt, dort kamen in der vergangenen Woche auf 5.795.669 Einwohner nur 84 gemeldete Neuinfektionen – also 0,001449 Prozent der Bevölkerung. FOL/Zahlen: Worldometers.info Am wenigsten Neuinfektionen gibt es derzeit in Dänemark, am meisten in Frankreich (Täglich gemeldete Neuinfektionen im Vergleich zur Einwohnerzahl des jeweiligen Landes).

Zwar bewegen sich die Zahlen in den Niederlanden, Österreich, Tschechien, der Schweiz und Belgien noch in niedrigen Gefilden. Im Vergleich zu Deutschland und Dänemark steigen sie aber beinahe doppelt so schnell: Anstatt um 0,001449 Prozent in Dänemark oder 0,001478 Prozent in Deutschland sind es in Österreich beispielsweise 0,003073 und in der Schweiz 0,003485 Prozent der Bevölkerung, die sich jeden Tag neu mit Sars-CoV-2 infizieren.

Die meisten Neuinfektionen, umgelegt auf die Bevölkerung, wiesen in den vergangenen sieben Tagen allerdings Luxemburg (im Schnitt 0,006692 Prozent der Einwohner) und allen voran Frankreich (im Schnitt 0,007913 Prozent der Einwohner) auf. Our World in Data In Frankreich und Luxemburg sind die Zahlen in Deutschlands Nachbarländern derzeit am höchsten – und die Testungen im Vergleich am niedrigsten.

Auffällig sind dabei die Unterschiede der verschiedenen Länder bei der Testung. So testen ausgerechnet Frankreich und Luxemburg im Vergleich zu den restlichen Nachbarländern Deutschlands eher wenige Personen auf Sars-CoV-2: Pro bestätigter Infektion werden dort 20 bis 30 Menschen auf das Virus getestet.

Im Vergleich: Am meisten testen Deutschland und Dänemark, wo zwischen 100 und 1000 Tests pro Infiziertem durchgeführt werden. Our World in Data In Deutschlands Nachbarländern kann sich jeder, der Covid-19-Symptome zeigt, testen lassen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz auch Symptomlose.

Testen lassen kann sich unterdessen in all unseren Nachbarländern jeder, der Symptome aufweist. Wie in Deutschland ermöglichen zudem die Schweiz und Österreich es ihren Bürgern, sich auch ohne Symptome testen zu lassen. Eine großflächige Testung ist wichtig, um das Infektionsgeschehen möglichst gut nachverfolgen zu können und die Dunkelziffer, also die Zahl der unentdeckten Infizierten, so gering wie möglich zu halten.

Blick in Trumps tödliches Amerika: Warum bekommen die USA Corona nicht in den Griff?

  • Bestätigte Corona-Fälle: 6.212.174
  • Zahl der Todesfälle: 187.742 (weltweit insgesamt 851.095)
  • Bevölkerung: 331.000.000

Im Vergleich zu Europa wirken die gemeldeten Zahlen aus den Vereinigten Staaten von Amerika erschreckend: Während die Zahlen trotz Ausbruchgeschehen in manchen Ländern in Europa relativ konstant bleiben, schnellen die der USA beinahe seit Beginn der Pandemie immer weiter nach oben.

  
 
 

Mehr als 6 Millionen bestätigte Fälle. Fast 190.000 Tote. In der Spitze knapp 80.000 Fälle pro Tag. Noch immer ein Zuwachs von 40.000 Fällen pro Tag (die geringe Zahl hängt auch mit dem Test- und Meldeverhalten zusammen). Dazu an manchen Tagen immer noch 1000 neue Tote, weit weit mehr als in ganz Europa zusammen.

Doch woran liegt das? Warum kriegen die USA Corona nicht gebändigt, während beispielsweise Europa gut durch den Sommer kommt?

Seit Monaten werden Stimmen laut, die dem amtierenden US-Präsidenten Donald Trump ein „Versagen“ in der Pandemie vorwerfen. Konkret heißt es, er habe nicht nur zu spät, sondern auch nicht ausreichend auf das Infektionsgeschehen reagiert. Noch im März behauptete er, dass die Neuinfektionen schon bald gegen null gehen würden – als der Rest der Welt großflächig Lockdowns und strikte Ausgangsbeschränkungen verhängt hatte. Anschließend gab es Ausgangsbeschränkungen und Ladenschließungen. Und Donald Trump drängt die Gouverneure der 50 Staaten, die Beschränkungen schnell wieder zu lockern. Er wollte die Wirtschaft für seinen Wahlkampf rasch zurück in die Spur bringen.

Trump gab die Strategie aus: Testen, testen, testen. In jedem Auftritt bemühte er die Rolle der USA als Test-Weltmeister.

Our World in Data Die USA sind Meister im Testen – stoßen dabei aber auch auf Kritik.

Bloß: Das war die einzige Strategie. Und durch Tests alleine bekämpft man noch keine Pandemie. Ein wichtiges Werkzeug, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, wäre beispielsweise auch die Kontaktnachverfolgung gewesen, also das akribische Suchen nach Kontakten von bestätigten Sars-CoV-2-Infizierten. In Deutschland und den meisten Ländern inzwischen absoluter Standard, wird diese Maßnahme in den USA zu wenig praktiziert, wie das Wissenschaftsportal „Scientific American“ schreibt.

Hinzu kommt, dass Trump Mund- und Nasenmasken monatelang für unnötig hielt, entgegen dem Rat der Experten.

Die Nicht-Strategie von Trump bewirkte eines: Der Virus, der kurz mal etwas abflaute, suchte sich immer neue Hotspots. Erst New York, dann Florida. Im ganzen Land florierte Corona. Arizona oder Texas verhängten lange so gut wie keine Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, was steigende Infektionszahlen mit sich brachte. Aber auch Kalifornien, das anfangs noch einen sehr strengen (vorbildlichen) Lockdown verhängt hatte, verzeichnet einen starken Anstieg der Neuinfektionen – weil es Menschen gebe, „die nicht begreifen oder nicht begreifen wollen, dass wir unser Verhalten fundamental ändern müssen, um das Virus unter Kontrolle zu bringen“, meint etwa Arthur Reingold, Epidemiologe an der Universität in Berkeley, im Gespräch mit der „Welt“

Das wirkliche Ergebnis von Trumps Strategie waren viele Kranke und Tote – dazu mehr Arbeitslose und eine vorerst deutlich geschwächte Wirtschaft mit Firmenpleiten.  
 
 

Und nun? Warum geht es immer noch weiter?

Jüngst änderte Trump seine Strategie leicht. Es werden jetzt weniger Menschen getestet. Konnte sich zwischen 14. März und 25. August noch jeder, auch ohne Symptome, testen lassen, ist das seit 26. August nicht mehr möglich. Seitdem dürfen auch Kontaktpersonen von nachweislich Infizierten, die keine Symptome zeigen, nicht mehr getestet werden.

Das sorgt freilich erstmal nur dafür, dass die täglichen Infektionszahlen sinken. Weniger Kranke gibt es dadurch natürlich nicht. In der Frage der Maskenpflicht ist Trump mittlerweile etwas eingeknickt. Ein Vorkämpfer für den Mund-/Nasenschutz ist er allerdings immer noch nicht.

Im Vergleich zu Europa sind die USA die Blaupause, wie ein Corona-Verlauf in einem Land aussieht, das eine schlechte Gesundheitsversorgung und wenig Maßnahmen hat.

Nach wie vor sterben in den USA täglich hunderte Menschen im Zusammenhang mit Covid-19. In den vergangenen sieben Tagen waren es im Schnitt 952.

Getty Images Die Corona-Situation entwickelt sich weltweit dynamisch. Hier erfahren Sie die wichtigsten Trends.

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