Warum Sie nicht mit Kontaktlinsen schlafen sollten
Plötzlich sah er nur noch verschwommen und seine Augen waren gerötet: Ein Mann in den USA hatte mehrmals in der Woche seine Kontaktlinsen über Nacht im Auge gelassen und sie auch nicht zum Schwimmen rausgenommen, obwohl sie dafür nicht geeignet waren.
Das Dauertragen führte dazu, dass sich Keime in der Linse einnisteten, die schließlich eine Entzündung der Hornhaut verursachten. Ärzte mussten dem Mann jede Stunde Antibiotika ins Auge tropfen. Nur so konnten sie bleibende Schäden verhindern.
US-Mediziner haben diese und andere Fälle gesammelt, um darauf aufmerksam zu machen, wie gefährlich es sein kann, mit Kontaktlinsen zu schlafen. Das Problem: Bleiben Kontaktlinsen länger im Auge als vorgesehen, können sich Bakterien oder Viren explosionsartig vermehren, was zu Entzündungen der Hornhaut führen kann, berichten die Mediziner in der Fachzeitschrift „Annals of Emergency Medicine“.
Schon ein Nickerchen ist gefährlich
Bei einer Jugendlichen bildete sich ein Hornhautgeschwür am Auge, weil sie mit den Linsen geschlafen hatte. Es kam zu Narbenbildung. Und bei einem Mann, der zwei Wochen lang die gleichen Linsen trug, diagnostizierten die Ärzte Löcher in der Hornhaut sowie eine bakterielle Infektion. Sein Auge konnte nur durch eine Hornhauttransplantation gerettet werden.
Die von den US-Autoren genannten Fälle zeigen nicht nur, dass eine Infektion der Hornhaut auf banale Weise hervorgerufen werden kann. Sie belegen auch, wie kompliziert die Behandlung oftmals ist. Schon ein Nickerchen mit Kontaktlinsen erhöhe das Risiko für eine Hornhautentzündung. „Mit Kontaktlinsen zu schlafen ist riskant und kann zu Infektionen oder in manchen Fällen zu bleibenden Schäden führen“, heißt es in dem Bericht.
Wie viele Menschen mit Kontaktlinsen einschlafen, obwohl diese dafür nicht geeignet sind, ist unklar. Aktuelle Zahlen gibt es dazu nicht. Nach Angaben des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands (BVA) tragen in Deutschland etwa 3,4 Millionen Menschen Kontaktlinsen.
Im schlimmsten Fall droht Erblindung
Auch deutsche Augenärzte mahnen beim Umgang mit Kontaktlinsen zur Sorgfalt. Erreger können direkt in das weiche Material der Linsen einwandern, heißt es vom BVA. Werden Linsen länger als empfohlen verwendet, seien Komplikationen zu befürchten. Händewaschen vor dem Einsetzen und Herausnehmen der Linsen, gründliche Reinigung und sorgfältige Aufbewahrung der Sehhilfen seien unverzichtbar.
Linsen sollten außerdem nicht mit Leitungswasser in Berührung kommen. „Vernachlässigt man diese Regeln, ebnet man Krankheitserregern den Weg ins Auge“, sagt Oliver Hoppe, Facharzt für Augenheilkunde in Köln und Leiter des Arbeitskreises Kontaktlinsen im BVA. Er rät Patienten dringend davon ab, handelsübliche Kontaktlinsen während der Nacht zu tragen.
Zwar müssten bei einer Infektion die allerwenigsten Patienten tatsächlich eine Erblindung befürchten. Geschehen könne dies aber dennoch, etwa wenn Akanthamöben – winzige Parasiten – durch Mikroverletzungen in die Hornhaut eindringen. „Dann wird es sehr gefährlich“, warnt Hoppe.
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