Nachtarbeit könnte Krebs fördern

Arbeiten, wenn andere schlafen – das zählt für Krankenpfleger, Fließbandarbeiter oder Flugbegleiter zum Alltag. Für den Körper ist das nicht nur belastend, weil er gegen die Müdigkeit ankämpfen muss. Die nächtliche Arbeit könnte auch das Krebsrisiko steigern, berichtet die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) nach einer Auswertung aller wichtigen Studien zu dem Thema.

Die Agentur der Weltgesundheitsorganisation bestätigt damit eine Einschätzung aus dem Jahr 2007, auch damals hatte sie Nachtarbeit als wahrscheinlich krebserregend eingeschätzt. Trotzdem bleiben noch viele Fragen offen.

Was sagt die Einschätzung aus?

Die IARC ordnet Nachtarbeit der Gruppe 2A zu. Damit gilt sie als „wahrscheinlich krebserregend“. In diese Kategorie fallen unter anderem auch das Pflanzenschutzmittel Glyphosat oder der Verzehr von rotem Fleisch, aber auch die Arbeit als Friseur und der damit verbundene intensive Kontakt mit Haarfärbemitteln.

Die IARC bewertet allerdings nur, ob eine Substanz oder ein Lebensumstand grundsätzlich das Krebsrisiko erhöhen können. Sie bewertet nicht, wie häufig dies passiert oder wie intensiv ein Mensch dem Stoff oder den Bedingungen ausgesetzt sein muss, damit das Krebsrisiko steigt.

„Wie groß der Einfluss der Nachtarbeit auf das Krebsrisiko ist, lässt sich mit dieser Einschätzung nicht klären“, sagt auch Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen, der an der IARC-Einstufung beteiligt war.

Entsprechend vage ist das Ergebnis. Die IARC selbst erklärt, es gebe „eingeschränkte Nachweise“, dass Nachtarbeit zu Tumoren in Brust, Prostata und Darm führen könne. Ein sicherer Nachweis fehlt demnach. Als sicher krebserregend stuft die Agentur unter anderem den Konsum von Alkohol, Wurst oder Schinken ein.

Wie sicher ist dann überhaupt, dass Nachtarbeit das Krebsrisiko erhöht?

„Es war eine in weiten Teilen durchaus kontrovers geführte Diskussion der wissenschaftlichen Daten zum Thema“, so Zeeb, der Teil dieser Expertenkommission war. „Einige neuere Studien fanden keinen Zusammenhang zwischen Nachtschichtarbeit und Krebs, andere wiederum zeigten überzeugend Risiken auf. Und die Einordnung der biologischen Befunde ist teils hochkompliziert.“

Welche anderen Folgen für die Gesundheit kann Nachtarbeit haben?

Selbst wenn die Ergebnisse zum Krebsrisiko nicht eindeutig sind: Dass der ständige Wechsel der Arbeitszeiten den Körper belastet, gilt als sicher. Studien legen unter anderem einen Zusammenhang zwischen Schichtdiensten und Bluthochdruck, Schichtarbeit und einem Infarktrisiko, Schichtarbeit und Schlafstörungen sowie Schichtarbeit und Übergewicht nahe.

Was können Schichtarbeiter tun, um sich zu schützen?

Hilfreich kann sein, den Alltag dem Rhythmus so weit wie möglich anzupassen. Wer etwa in eine Spätschicht wechselt, sollte schon am Abend davor etwas später ins Bett gehen, falls das möglich ist. Weitere Tipps finden Sie hier.

Wie viele Menschen in Deutschland sind von Nachtarbeit betroffen?

In Deutschland arbeiteten 2016 nach Angaben der Bundesagentur für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) rund sieben Prozent der Beschäftigten in Wechselschicht mit Nachtarbeit oder dauerhaft nachts. Männer sind dabei deutlich häufiger in der Nachtschicht tätig als Frauen. Außerdem arbeiten niedrigqualifizierte Menschen demnach deutlich öfter nachts als Beschäftigte der mittleren und hohen Bildungsgruppen.

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