Viele Geimpfte, wenige Erkrankte
Zu Beginn der Saison im Herbst 2020 haben sich mehr Menschen in Deutschland gegen Grippe impfen lassen als in früheren Jahren. Mit 1,8 Millionen Impfungen im September 2020 sei ein Anstieg um 165 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet worden, teilte ein Sprecher des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland mit.
Die Grippeimpfung ist in der aktuellen Saison gefragt wie schon lange nicht mehr: Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) verzeichnete mit 1,8 Millionen Impfungen im September 2020 einen Anstieg um 165 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es gebe Hinweise, dass auch im vierten Quartal deutlich häufiger gegen Grippe geimpft worden sei – ein Unterschied in Millionenhöhe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, erklärte ein Sprecher des Zi gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zu 2021 könnten noch keine validen Aussagen getroffen werden.
25 Millionen Grippe-Impfdosen freigegeben für diese Saison
Das Paul-Ehrlich-Institut hatte in dieser Saison mit insgesamt 25 Millionen mehr Impfdosen gegen die Influenza freigegeben als in den Jahren zuvor. Der Bund hatte zusätzliche Dosen beschafft, um eine zusätzliche Belastung des Gesundheitswesens in der Coronakrise zu vermeiden. Auch für die kommende Influenzasaison 2021/22 plant das Bundesgesundheitsministerium (BMG) eine Nationale Reserve an fünf bis acht Millionen zusätzlichen Grippeimpfstoffen zu beschaffen.
Die ABDA geht von einem „sehr erfreulichen Spitzenwert“ an Grippe-Impfungen in dieser Saison aus: In Anbetracht der freigegebenen Menge und einer Schätzung, wonach eine Million Dosen derzeit noch verfügbar ist, seien weit mehr als 20 Millionen Menschen geimpft worden, erklärte ein Sprecher. Und auch im Februar sei die Impfung noch sinnvoll. Empfohlen wird die Grippeschutzimpfung unter anderem für Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranke und Schwangere.
Statt Lieferengpass nun zu viel Impfstoff noch vorrätig
Vor Saisonbeginn hatte es noch Befürchtungen gegeben, der Grippeimpfstoff könne diesen Winter nicht reichen – nun drohen manche Apotheken aber auf Beständen sitzenzubleiben. „Da liegt noch Einiges“, sagte ein Sprecher des Berliner Apotheker-Vereins. Noch im Oktober und November habe es einen „gefühlt sehr heftigen Lieferengpass“ gegeben. Einige Menschen hätten unbedingt geimpft werden wollen und seien auf der Suche nach dem Impfstoff von Apotheke zu Apotheke gegangen. „Viele Apotheken haben dann große Mengen nachbestellt.“
Als diese Impfstoff-Lieferungen dann Ende November, Anfang Dezember gekommen seien, hatte die Nachfrage dem Sprecher zufolge bereits wieder nachgelassen. „Angesichts der Kosten von rund 10 Euro pro Dosis ergibt sich ein hoher wirtschaftlicher Schaden“, sagte er. Haltbar sei Grippe-Impfstoff überwiegend noch bis zum Sommer, dann müsse er vernichtet werden. Weil Grippeviren sehr wandelbar sind und der Impfstoff jedes Jahr neu angepasst wird, könnten die Mittel in der Regel nicht mehrere Jahre hintereinander eingesetzt werden.
Im Winter extrem wenig Fälle gemeldet
Der ABDA-Sprecher betonte, bis Ende 2020 habe sich die Liefersituation entspannt, „sodass inzwischen alle Impfwünsche von den Ärzten erfüllt werden konnten“. Normalerweise grassiert die Grippe insbesondere nach dem Jahreswechsel. In diesem Winter werden bislang jedoch extrem niedrige Fallzahlen erfasst. Die besonders hohe Impfrate und die Regeln zu Abstandhalten, Hygiene und Maskentragen sowie die Kontaktbeschränkungen hätten zum Ausbleiben der Grippewelle geführt, so das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung.
Die Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut berichtete vergangene Woche mit Blick auf Atemwegserkrankungen von einem „vorher nie erreichten, niedrigen Niveau in den Wintermonaten“ seit Beginn des harten Lockdowns Ende 2020. Influenzaviren wurden demnach in der routinemäßigen Überwachung von Stichproben nicht gefunden. Das sei sonst seit 1997/98 spätestens ab der ersten Kalenderwoche der Fall gewesen.
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