Überfüllte Notaufnahme: Kommt die Notfallgebühr?
Umfrage zeigt Zweigeteiltes Ergebnis
Seit Jahren klagen Deutschlands Kliniken über überfüllte Warteräume in den Notaufnahmen. Die Belastungsgrenze sei erreicht, so die Aussage vieler Klinikleitungen. Ärzte und Krankenkassen kritisieren, dass immer mehr Patienten die Notaufnahme an den Wochenenden oder in den Abendstunden dazu nutzen, nicht überlebensnotwendige Erkrankungen behandeln zu lassen. Politiker, Kliniken und Krankenkassen denken nun laut über eine Notaufnahme-Gebühr nach.
Mittwoch, 1. Mai in der Notaufnahme der MHH Hannover. Clemens M. wartet seit 4 Stunden auf den Arzt. Der Wartesaal ist bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt. „Ich habe Rückenschmerzen und brauche Medikamente“, sagt M. Im Garten habe er sich verhoben und seit dem schmerzt der Rücken. Ob er nicht auch am Folgetag zum Arzt hätte gehen können, fragt eine Krankenschwester im Vorbeigehen. Schließlich ginge es ja nicht um Leben und Tod. Andere Patienten, denen es bedeutend schlechter geht, müssen durch den Ansturm länger warten. Die Ärzte und das Pflegepersonal machen einen gestressten Eindruck.
Umfrage zeigte zweigeteiltes Ergebnis
Sollten Patienten eine Zusatzgebühr zahlen müssen, wenn sie in die Notaufnahme von Krankenhäusern gehen? Hierzu wurde eine Umfrage gestartet und die Befragten zeigten sich uneins. 50 Prozent gaben an, sie seien dafür, dagegen waren mit 48 Prozent beinahe genauso viele Menschen. Das zeigte eine Umfragestudie der KKH Kaufmännische Krankenkasse, die das Forsa-Institut durchführte. 2 Prozent gaben an, sie hätten keine Meinung hierzu oder wüssten zu wenig. Befragt wurden 1.003 Menschen im Alter von 18 bis 70 Jahren.
Kassenchef Wolfgang Matz sagte: „Medizinische Versorgung darf keine Frage des Geldbeutels sein.“ Statt Patienten mit zusätzlichen Kosten zu belasten, schlägt Matz eine verbesserte Steuerung vor, damit Patienten aufgrund von leichten Erkrankungen gar nicht erst auf die Idee kommen, in die Notfall-Aufnahme in ein Krankenhaus zu gehen.
Gesetzesänderung soll auf den Weg gebracht werden
Außerhalb der normalen Praxiszeiten soll die Notfallversorgung umgebaut werden. Dafür Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Grundgesetzänderung auf den Weg bringen. Dringendes Ziel sei es, die Notfallstellen der Kliniken zu entlasten, so der Minister.
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Viele Patienten wissen allerdings auch nicht, wo und an wen sie sich wenden müssen, wenn sie außerhalb der regulären Sprechzeiten erkrankt sind. Die 116117 ist für den Bereitschaftsdienst außerhalb der Praxisöffnungszeiten und die 112 für den Notfall etwa bei schweren Unfällen, bei Verdacht auf Hirnschlag oder Herzinfarkt, da. Die Patienten sind gut beraten, sich bei akuten, aber nicht lebensbedrohlichen Beschwerden außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Arztpraxis an den Bereitschaftsdienst der KVN zu wenden. Dort betreuen sie erfahrene Ärzte.
Symptome richtig deuten
Handelt es sich „nur“ um eine dicke Erkältung, bei der oft schon einfache Hausmittel gegen Schnupfen oder Husten helfen? Oder verbirgt sich hinter den Beschwerden eine Lungentzündung, die sofort behandelt werden muss und eventuell sogar einen Klinikaufenthalt erfordert? Hier kann ein Anruf beim ärztlichen Bereitschaftsdienst oft Hilfestellung bieten.
Bei einigen Symptomen sollten Sie jedoch niemals Zeit verlieren und sofort eine Notaufnahme aufsuchen bzw. den Rettungsdienst unter der Nummer 112 alarmieren. Hierzu zählen plötzlich auftretende Brustschmerzen bzw. ein akutes Stechen in der Brust, Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle, Bewusstlosigkeit bzw. eine Ohnmacht sowie der Verdacht auf einen Bruch.
Gleiches gilt, wenn plötzlich Atemnot, Sehstörungen oder Blutungen auftreten. Denn handelt es sich beispielsweise um einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall, ist jede Minute entscheidend. Je früher hier die Behandlung beginnt, desto besser sind die Überlebens- bzw. Heilungschancen. (sb)
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