SPD-Länderchefs fordern: Menschen brauchen Klarheit, wann sie geimpft werden können

Warten auf den dritten Corona-Impfstoff: Nach den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna soll am Freitag das schwedisch-britische Produkt Astrazeneca zugelassen werden. Alle aktuellen Meldungen rund um den Impfstoff und die Impfstrategie in Deutschland lesen Sie hier im Ticker von FOCUS Online.

Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 30. Januar 2021

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Kinderärzte fordern Corona-Impfung chronisch kranker Kinder

12.33 Uhr: Der Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, fordert, dass auch Kinder und Jugendliche mit chronischen Krankheiten rasch gegen Corona geimpft werden. "Sie sollten also in die gleiche Gruppe kommen wie erwachsene chronisch Kranke", sagte Fischbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er warnte vor der Gefahr eines schweren Covid-19-Verlaufs auch für diese Altersgruppe. Deshalb bräuchten sie so schnell wie möglich den Impfschutz.

Impfungen von Minderjährigen sind in der Impfverordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bisher gar nicht vorgesehen. Alle derzeit verfügbaren Impfstoffe sind erst für Menschen ab 16 oder 18 Jahren zugelassen.

Eine Impfung von Kindern und Jugendlichen ohne Zulassung des Impfstoffs für diese Altersgruppe lehnte auch Fischbach ab. Stattdessen forderte der Verband die Politik auf, "Forschung und Zulassungsstudien für kindgerechte Corona-Impfstoffe zu fördern, so dass diese Vakzine möglichst schnell zur Verfügung stehen".

Fauci macht Druck: USA planen Impfungen für Kinder schon im späten Frühjahr

09.30 Uhr: In Deutschland und vielen anderen Ländern werden zuerst die älteren und hochbetagten Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Bis Jugendliche und Kinder an die Reihe kommen, dauert es noch eine Weile. In den USA könnten Kinder indes schon in wenigen Monaten geimpft werden. Das hat der Corona-Experte der US-Regierung, Anthony Fauci, nun angekündigt. Bislang ist noch kein Impfstoff auf dem Markt, der für Kinder zugelassen ist.

Laut dem britischen "Guardian" sagte der Gesundheitsexperte, dass Kinder in den USA "hoffentlich" im späten Frühjahr oder Frühsommer gegen Covid-19 geimpft werden. Die Impfung von Kindern sei ein wichtiger Schritt, um eine weit verbreitete Immunität gegen das Virus zu erreichen. Fauci, der seit 1984 das Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten leitet, ist unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden wieder ein gefragter Experte in der Pandemie – im Gegensatz zu Ex-Präsident Donald Trump, bei dem Fauci in Ungnade gefallen war. dpa/Kevin Dietsch/Pool UPI/AP/dpa Immunologe Anthony Fauci kritisierte die Zulassung eines Impfstoffes in Großbritannien als „überstürzt“

Nach Zwangspause: NRW verabreicht wieder Erstimpfungen

08.49 Uhr: Nach eineinhalb Wochen Zwangspause können in nordrhein-westfälischen Alten- und Pflegeheimen von diesem Samstag an wieder Erstimpfungen verabreicht werden. Wegen Lieferschwierigkeiten beim Pharma-Unternehmen Biontech mussten sie seit dem 20. Januar ausgesetzt werden. Zweitimpfungen waren weiter verabreicht worden. Nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums hat es in NRW bislang insgesamt fast 490.000 Impfungen gegeben. Über 80 Prozent der rund 2300 Alten- und Pflegeeinrichtungen im Land seien schon durch mobile Impfteams besucht worden.

Da dort derzeit nur Impfstoff des Pharma-Unternehmens Biontech verwendet wird, sieht Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) keine Auswirkungen auf die bisherigen Planungen für NRW – trotz der Lieferstreitigkeiten mit dem Pharmakonzern Astrazeneca. Ab dem 8. Februar sollen wöchentlich etwa 70.000 Menschen ab 80 Jahren in einem der 53 Impfzentren in NRW eine Erstimpfung erhalten.

Länderchefin Dreyer fordert: "Die Menschen brauchen Klarheit, wann sie geimpft werden können"

Samstag, 30. Januar, 08.14 Uhr: Die schleppenden Impfstofflieferungen bringen in Deutschland viele Planungen vor Ort zur Immunisierung der Menschen durcheinander. Mehrere Ministerpräsidenten forderten vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern am Montag vom Bund mehr Klarheit. "Die Menschen brauchen Klarheit, wann sie geimpft werden können, und die Länder brauchen Planungssicherheit durch verlässliche Lieferangaben des Bundes, um Impftermine anbieten zu können", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) der "Rheinischen Post". dpa/Andreas Arnold/dpabild Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz,spricht.

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig betonte, es brauche Klarheit und Verbindlichkeit. Man müsse vor Ort wissen, wann welche Lieferung komme, sagte die SPD-Politikerin am Freitagabend in der ARD. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) forderte am Freitag einen nationalen Impfplan. Müller ist auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, mahnte vor dem Impfgipfel in der "Rheinischen Post": "Wir brauchen dringend Klarheit darüber, wie viele Dosen bestellt wurden und was wann verlässlich geliefert wird." Grünen-Chef Robert Habeck sagte der Zeitung: "Sollten die Pharmaunternehmen dann trotz Möglichkeiten nicht kooperieren wollen, kann die Regierung als Ultima Ratio verpflichtende Lizenzvergaben in Betracht ziehen. Am Ende muss eben mehr Impfstoff rauskommen."

Nordirland wirft EU im Impfstreit "Akt der Feindschaft" vor

21.33 Uhr: Nordirlands Regierungschefin Arlene Foster hat der EU einen "Akt der Feindschaft" im Zusammenhang mit dem Corona-Impfstoffstreit vorgeworfen. Mit der Kontrolle der Exporte von in EU-Ländern produzierten Impfstoffen schaffe die EU eine harte Grenze zwischen Nordirland und Irland, wie sie das Nordirland-Protokoll eigentlich verhindern solle, schrieb Foster am Freitagabend auf Twitter. Dies sei ein "unglaublicher Akt der Feindschaft" und ein "aggressives und beschämendes Vorgehen". Sie werde Premierminister Boris Johnson zum Handeln aufrufen. Am Abend rief die britische Regierung die EU "dringend zu einer Erklärung" auf.

Durch das von London und Brüssel ausgehandelte Nordirland-Protokoll ist der zu Großbritannien gehörende Landesteil trotz des Brexits noch enger an die EU gebunden und folgt weiter den Regeln des EU-Binnenmarkts. Damit soll eine harte Grenze zwischen Nordirland und Irland vermieden werden, die zum Aufflammen alter, gewaltsamer Konflikte führen könnten. Exportkontrollen zwischen der EU und Nordirland würden dieser Regelung widersprechen. imago images/Parsons Media Arlene Foster mit Boris Johnson

Im Zuge des Streits um Lieferkürzungen des Impfstoffherstellers Astrazeneca hatte die EU am Freitag angekündigt, den Export von Impfstoffen künftig streng zu überwachen und gegebenenfalls auch zu stoppen. Pharmakonzerne, die auch mit der EU Lieferverträge geschlossen haben, müssen künftig Ausfuhrgenehmigungen beantragen.

Die EU bezieht sich in einer Erklärung auf Artikel 16 des Nordirland-Protokolls, der einseitige Schutzmaßnahmen bei unerwarteten negativen Auswirkungen der Einigung erlaubt. Im konkreten Fall will sich die EU damit davor schützen, dass über Nordirland als Hintertür doch unreguliert Impfstoffdosen nach Großbritannien gelangen.

Ein Sprecher der britischen Regierung teilte am Freitagabend mit, Staatsminister Michael Gove habe bereits mit EU-Vizepräsident Maros Sefcovic gesprochen, um Großbritanniens Sorge darüber auszudrücken, nicht über das Vorgehen der EU informiert worden zu sein. Man werde nun weitere Schritte prüfen. Auch der irische Premier Micheal Martin habe der EU gegenüber seine Besorgnis ausgedrückt, hieß es von einem Regierungssprecher.

Aus Brüssel kamen zunächst zurückhaltende Töne: Einige Aspekte der Regelung seien noch «in der Diskussion", wie die Deutsche Presse-Agentur aus EU-Kreisen erfuhr.

Söder fordert Prüfung russischer und chinesischer Impfstoffe

19.30 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert im Interview mit der "Welt" die Überprüfung weiterer Impfstoffe aus Russland und China. Der CSU-Chef ist mit der bisherigen Impf-Entwicklung in Europa nicht zufrieden:  "Ich finde es bedauerlich, dass wir in Europa beim Impfen solche Probleme haben. In anderen Teilen der Welt geht es erkennbar schneller. Dabei ist Impfen die einzig echte Langzeitstrategie gegen Corona." dpa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder

Wenn Europa langsamer impfe als USA und China würde man ökonomisch "massiv zurückfallen", warnt er weiter. Daher müssen die europäischen Zulassungsbehörden für Impfstoffe auch jene aus Russland und China prüfen. "Wenn die Sicherheit und Effizienz gewährleistet ist, sollten wir auch diese Impfstoffe nutzen", sagt Söder.

Zudem müsse man sich einen Überblick über alle Pharmakapazitäten in Europa machen. "Wir müssen mehr produzieren und können uns nicht nur auf einige wenige Werke verlassen. Ich bekenne mich zur sozialen Marktwirtschaft, aber wir leben in einer Notlage, die auf längere Sicht unsere Marktwirtschaft fundamental beschädigen kann." Dafür benötige es mehr Produktionskapazitäten und schnellere Genehmigungsverfahren.

Astrazeneca-Impfstoff in der EU zugelassen

19.26 Uhr: Der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca darf nun auch in der Europäischen Union genutzt werden. Die EU-Kommission erteilte eine Zulassung, wie Kommissionschefin Ursula von der Leyen mitteilte. Bereits am Nachmittag erteilte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Grünes Licht. Die Brüsseler Behörde folgte damit der Empfehlung der EMA. Diese gilt für Personen ab 18 Jahren ohne Altersbeschränkung. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission allerdings die Vergabe nur an Erwachsene unter 65.

In den vergangenen Tagen hatte sich zunächst ein offener Streit zwischen der EU-Kommission und Astrazeneca zugespitzt. Wegen angeblicher Produktionsprobleme sollen große Mengen des Impfstoffes für Deutschland und andere EU-Länder erst Wochen oder Monate später geliefert werden, wie der Konzern angekündigt hatte. Die EU hatte insgesamt 400 Millionen Impfdosen geordert.

Nun schlägt das Unternehmen wieder versöhnliche Worte ein. In den nächsten Tagen werde die erste Charge mit den ersten Millionen Dosen geliefert, vermeldete der Konzern. "Wir arbeiten 24/7 daran, die Kapazitäten zu erhöhen", sagte Astrazeneca-Chef Pascal Soriot am Freitagabend in einer Videoschalte zu Journalisten. Man tue alles, um die Produktion des Vakzins zu beschleunigen und möglichst schnell viele Impfdosen nach Europa zu liefern.´

EU-Behörde gibt grünes Licht für Astrazeneca-Impfstoff

16.18 Uhr: Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat die bedingte Marktzulassung für den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Konzerns Astrazeneca in der EU empfohlen. Sie gelte für Personen ab 18 Jahren, teilte die EMA am Freitag in Amsterdam mit. Die endgültige Entscheidung über die Zulassung muss nun die EU-Kommission treffen – das gilt als Formsache.  Damit ist der Weg frei für den dritten Impfstoff gegen Covid-19 in der EU.

In Großbritannien wird das Präparat, das Astrazeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt hat, bereits seit Anfang Januar großflächig eingesetzt. In der EU sind bisher nur die Impfstoffe der Hersteller Pfizer/Biontech sowie Moderna zugelassen. Der Impfstoff von Astrazeneca gilt als besonders preiswert und handlich für Massen-Impfungen.

Trotz zuvor von anderen Experten geäußerten Bedenken empfehlen die EMA-Experten die Zulassung für Menschen aller Altersstufen ab 18 Jahren. Auch wenn nur es nur vergleichsweise wenige Testpersonen über 55 Jahre gegeben habe, sei dies zu vertreten. Die EMA begründet diese Entscheidung mit den guten Test-Resultaten bei den übrigen Altersgruppen sowie Erfahrungswerten mit anderen Impfstoffen. Der Hersteller hatte zuvor Berichte als falsch zurück gewiesen, dass der Impfstoff bei über 65-Jährigen nur zu acht Prozent wirksam sei.

Die große Frage ist jedoch: Wann wird der Impfstoff geliefert? Die EU-Kommission ist in einen offenen Streit mit dem Hersteller verstrickt. Wegen angeblicher Produktionsprobleme sollen große Mengen des Impfstoffes für Deutschland und andere EU-Länder erst Wochen oder Monate später geliefert werden. Die EU hatte insgesamt 400 Millionen Impfdosen geordert.

 

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