Selbstständigkeit verliert im Laufe des Studiums an Attraktivität
Je mehr Pharmaziestudierende im Laufe des Studiums über das Berufsbild des Apothekers lernen, desto eher bevorzugen sie offenbar ein Angestelltenverhältnis gegenüber der Selbstständigkeit. Das geht aus den Ergebnissen einer Umfrage des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland hervor, die der Verband am gestrigen Dienstag veröffentlichte. Die Beliebtheit der Krankenhauspharmazie wächst dagegen deutlich mit dem Bekanntheitsgrad.
Rückblickend betrachten viele Apotheker:innen das Studium als schöne Zeit. Doch unsere Erinnerungen sind oft getrübt durch eine Brille des subjektiven Gefühls. Nicht nur Studentenpartys und Streiche im Labor prägen das Studium. Genauso sind Unsicherheit und Anspannung, wo die Reise hingehen mag, Teil des Lebens zwischen Hörsaal und Semesterstress.
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Um herauszufinden, wie Pharmazeut:innen ihr Studium erleben, eignet sich also nur die empirische Herangehensweise. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) stellte eine für Pharmaziestudierende in Deutschland repräsentative Umfrage auf die Beine. Zwischen April und Juni 2019 lieferten 1.783 Studierende aus allen deutschen Pharmaziestandorten brauchbare Umfrageergebnisse. Das entspricht rund 13 Prozent aller Pharmazeut:innen in universitärer Ausbildung.
Studium bildet keine Apotheker:innen aus
Die Ergebnisse zeigen, dass das Studium den Nachwuchs gut für eine Laufbahn in der Universität oder pharmazeutischen Industrie vorbereitet. Die Befragten betrachteten sich am ehesten gewappnet, in diesen Feldern zu arbeiten.
Am wenigsten vorbereitet fühlen sich Studierende – von allen pharmazeutischen Tätigkeiten – auf die Arbeit als selbstständige Apotheker:innen. Nach dem Studium strebt nur etwa ein Drittel eine Karriere in der Offizin an. Während des Studiums verschieben sich dabei die Vorlieben der angehenden Apotheker:innen: Während zu Studienbeginn noch etwas mehr Studierende Interesse an der Selbstständigkeit als an einer Anstellung in einer Offizin haben, lassen einige im Laufe der universitären Ausbildung davon ab, sodass letztlich das Angestelltenverhältnis im Vergleich deutlich die Nase vorn hat.
Der Grund, ein Pharmaziestudium zu beginnen, liegt bei vielen Studierenden im fachlichen Interesse. Das konkrete Berufsziel der Studierenden formt und verändert sich im Laufe des Studiums. In der Abbildung unten sind die Gründe aufgeführt, warum Studierende ihren Berufswunsch ändern. Wichtig sind die in Famulaturen gesammelten Eindrücke und die Tatsache, dass sie im Lauf der Zeit mehr über mögliche Berufsfelder erfahren. Viele Pharmazeut:innen lernen die Arbeit im Krankenhaus erst im Studium kennen. Die Krankenhauspharmazie wird zu einem immer attraktiveren Berufsziel junger Approbierter.
Im Durchschnitt ist die Wahl „Pharmazie“ für die Teilnehmer der Umfrage befriedigend, sie gaben dem Studium die Schulnote 2,83. Als belastend empfinden Studierende, dass die Pharmazie deutlich mehr Zeit beansprucht als erwartet. Auch fordere das Studium mehr auswendig Gelerntes, als gedacht. Hingegen motivieren die Themen des Hauptstudiums, die beruflichen Perspektiven und die Semestergemeinschaft die Befragten, am Ball zu bleiben.
Demotiviert das Online-Semester?
Aber sind denn die Ergebnisse noch aussagekräftig, die der Bundesverband der Pharmaziestudierenden im Jahr 2019 erhob? Ja, schätzt Bianca Partheymüller, BPhD-Beauftragte für Lehre und Studium, auf Nachfrage von DAZ.online. „Die Berufswünsche werden sich seit der Pandemie vermutlich nur wenig verschoben haben.“ Partheymüller studiert seit 2018 in Erlangen Pharmazie. Sie glaubt jedoch, dass sich im Online-Semester vermutlich mehr Studierende demotiviert fühlen könnten, weil die Wissensanwendung in Praktika fehlt und der Austausch untereinander eingeschränkt ist.
Der BPhD leitet seine Umfrage „Beruf und Studium“ regelmäßig in die Wege, die nächsten Fragebögen werden Studierende in den kommenden Semestern ausfüllen. Bis dahin werden einige der Befragten von 2019 bereits approbierte Apotheker:innen sein. Sie werden sich überlegen, ob ihre berufliche Zukunft so aussehen soll, wie ihre Famulaturen oder ihr praktischen Jahr aussah. Die Jungapprobierten werden sich fragen, wo sie sich nach Jahren der Unsicherheit und Anspannung im Leben zwischen Hörsaal und Semesterstress verwirklichen können.
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