SARS-CoV-2: Corona-Erkrankung kann zu Diabetes führen – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Corona: Diabetes als Folge von COVID-19

Das Wissen darüber, was das Coronavirus SARS-CoV-2 beim Menschen auslösen kann, wird ständig erweitert. War der neuartige Erreger zu Beginn der Pandemie vor allem mit Schäden der Lunge in Verbindung gebracht worden, ist inzwischen bekannt, dass das Virus zahlreiche Organe befallen kann. Auch die Bauchspeicheldrüse kann dadurch geschädigt werden, berichten Forschende nun. Die mögliche Folge: Diabetes.

Da das Coronavirus SARS-CoV-2 erst vor relativ kurzer Zeit auf den Menschen übergesprungen ist, lernen Fachleute erst im Verlauf der aktuellen Pandemie mehr über sein Verhalten und die medizinischen Folgen der Infektion. Bisher stehen bei der durch den neuartigen Erreger ausgelösten Erkrankung COVID-19 vor allem die Atemwegs- und Lungensymptome im Vordergrund, doch das Virus greift auch andere Organe an, zum Beispiel die Bauchspeicheldrüse.

Schädigung der Bauchspeicheldrüse

Wie die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, haben mehrere Forschungsarbeiten in den vergangenen Wochen gezeigt, dass das Coronavirus SARS-CoV-2, Auslöser der COVID-19 Erkrankung, in viele verschiedene Körperzellen eindringen kann.

Dadurch kann nicht nur die Funktion der Atemwege sowie der Lunge, sondern auch mehrerer anderer Organe empfindlich gestört werden. Der neue Erreger kann auch in die sogenannten Betazellen in der Bauchspeicheldrüse eindringen und diese schädigen, wie ein Forschungsteam unter Beteiligung des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) nun erstmalig beobachtete.

Laut den Fachleuten sind diese Zellen dafür zuständig, das für einen gesunden Stoffwechsel nötige Insulin zu produzieren. Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann diese Funktion offenbar stören, was in der Folge zu Diabetes führt.

Die Beobachtungen hat Professor Matthias Laudes, Schleswig-Holstein Excellence-Chair für Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), und sein Forschungsteam der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, gemeinsam mit Forschenden aus München und Dresden in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Metabolism“ veröffentlicht.

Insulinmangel-Diabetes nach Corona-Erkrankung

Den Angaben zufolge handelt es sich bei der Arbeit um eine Erstbeschreibung eines Insulinmangel-Diabetes nach einer COVID-19-Erkrankung am Beispiel eines beobachteten Falls.

„Ein 19-jähriger Patient kam mit neuentwickeltem schweren Diabetes mit Insulinmangel zu uns in die Klinik. Es zeigte sich, dass er ein paar Wochen vorher offenbar eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht hatte“, erläutert Laudes, der auch Vorstandsmitglied im Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) ist.

„So ein Insulinmangel-Diabetes, also Typ-1-Diabetes, wird gewöhnlich durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst, bei der das Immunsystem die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse fälschlicherweise für fremd hält und angreift. Doch bei diesem Patienten gab es diese Autoimmunreaktion nicht. Wir gehen davon aus, dass das SARS-CoV-2-Virus hier selbst die Betazellen angegriffen hat“, erklärt Laudes weiter.

Laut den Forschenden passe das auch dazu, dass auf den Betazellen ein entscheidender Rezeptor sitzt: der ACE2-Rezeptor. An diesen kann das SARS-CoV-2-Virus spezifisch binden. Der Rezeptor dient dem Erreger auch bei den anderen Körperzellen, die das Virus befällt, als Eindringpforte.

Gesundheitlich relevante Stoffwechselprobleme

Erstautor der Arbeit ist der Arzt und Nachwuchswissenschaftler Dr. Tim Hollstein, der Anfang dieses Jahres nach einem Forschungsaufenthalt am National Institute of Health (NIH) aus den USA in den Bereich von Professor Laudes gewechselt ist.

„Ich bin froh, dass Dr. Hollstein als junger Nachwuchswissenschaftler eine so bedeutende Beobachtung machen konnte. Diese neu entdeckte Stoffwechselerkrankung zeigt, wie wichtig eine detaillierte klinische und laborchemische Charakterisierung von COVID-19 für Patientinnen und Patienten an einem universitären endokrinologischen Zentrum sein kann“, sagt Laudes.

Den Angaben zufolge führt das UKSH unter Leitung von Cluster-Sprecher Professor Stefan Schreiber auch eine Langzeit-Nachsorgestudie für COVID-19-Patientinnen und -Patienten unter dem Namen „COVIDOM“ durch, zu der alle in Schleswig-Holstein als infiziert gemeldeten Personen eingeladen werden.

„Dieser Erfolg von Professor Laudes und seinem Team unterstreicht die Wichtigkeit einer genauen Nachbeobachtung nach COVID-19. Wir sind sicher, dass als Folge dieser Erkrankung noch weitere gesundheitlich relevante Stoffwechselprobleme entstehen können“, so PMI-Sprecher Professor Stefan Schreiber, Leiter von „COVIDOM“ und Direktor der Klinik für Innere Medizin I des UKSH, Campus Kiel. (ad)

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