Kinder stecken kaum Lehrer und Erzieher an – deren Kollegen sind das Problem
Sind Schulen und Kitas Pandemietreiber? Eine neue Studie aus Rheinland-Pfalz zeigt nun: Lehrer und Erzieher stecken sich kaum bei infizierten Kindern an. Die Gefahr lauert eher woanders.
In 82 Prozent der Fälle führten die Infektionen in Kitas und Schulen zu überhaupt keinen weiteren Ansteckungen. Das zeigt die Studie des Landesuntersuchungsamts Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Global Health der Universität Heidelberg. Aus den restlichen 81 Fällen resultierten insgesamt 196 Folge-Infektionen. Das Übertragungsrisiko in Schulen und Kitas lag dabei bei nur 1,3 Prozent. Von 100 engen Kontaktpersonen infizierten sich also nur rund ein bis zwei Menschen.
In der Studie wollten die Wissenschaftler herausfinden, wie viele weitere Infektionen ein Coronavirus-Fall an einer Schule oder einer Kita nach sich zieht. Dafür analysierten sie die offiziellen Meldedaten in Rheinland-Pfalz zu sogenannten Indexfällen, also Erstfällen des Coronavirus, und die daraus resultierenden Folgefälle. Von diesen 784 Indexfällen waren zu 441 genauere Informationen zu den Folgefällen und Kontaktpersonen verfügbar.
Erzieher infizieren hauptsächlich andere Erzieher
Die Untersuchungen zeigte außerdem, dass das Ansteckungsrisiko sowohl von der Art der Institution als auch von der Rolle der jeweils infizierten Person abhing. Insbesondere Fälle bei Kita-Betreuungspersonal zogen deutlich mehr Folgefälle nach sich als Infektionen bei Kindern. Erwachsene gaben das Virus demnach im Schnitt an 1,26 andere Personen weiter, davon waren rund 0,66 ebenfalls Erzieher.
Das bedeutet: Es ist deutlich wahrscheinlicher, dass Erzieher andere Erzieher anstecken, als dass Kinder die Ursache sind. Infektionen bei Kita-Kindern führten durchschnittlich nur zu 0,66 Folgefällen, überwiegend bei anderen Kindern.
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Lehrer stecken sich kaum bei Kindern an
In den Kitas war das Infektionsrisiko außerdem insgesamt 2,9 mal höher als in den Schulen. Eine Infektion bei Lehrpersonal führte demnach nur zu 0,5 weiteren Fällen in der Einrichtung. Schüler steckten sogar nur 0,17 weiteren Personen an – Lehrer waren davon so gut wie gar nicht betroffen.
Die Verfasser der Studie schließen aus den Ergebnissen, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen wirken. Sie weisen außerdem darauf hin, dass die ermittelten Werte sogar über den tatsächlichen liegen könnten. Denn in der Untersuchung konnte nicht sicher zwischen Übertragungen in der Schule oder in der Freizeit unterschieden werden. Gleichzeitig könne jedoch nicht beurteilt werden, welchen Einfluss die Ausbreitung der Mutationen auf das Infektionsrisiko an Schulen und Kitas hat.
Um die Übertragungen weiter zu minimieren, sollten der Fokus vor allem auf Kindertagesstätten gerichtet werden, insbesondere auf Kontakte zwischen den Erziehern. „Die Kitas sollten Erzieherinnen mit Hygienekonzepten schützen. Auch in Pausen- und Besprechungsräumen“, sagte Studienautor Prof. Dr. Philipp Zanger der „Bild“-Zeitung.
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