Jetzt 15 Tote in Wolfsburger Pflegeheim – angespannte Situation auch in Halle
Nach dem Tod von 15 Menschen mit Coronavirus-Infektion in einem Alters- und Pflegeheim in Wolfsburg wird dort händeringend gegen eine weitere Zuspitzung der Lage gekämpft. In dem Haus, in dem überwiegend Demenzkranke leben, sollen Infizierte strikt von negativ getesteten Bewohnern getrennt werden.
Am Sonntag wurde der Tod von drei weiteren Bewohnern im Alter von 80, 86 und 88 Jahren gemeldet. Die Lage hatte sich am Freitag zugespitzt, als die Stadt acht Todesfälle meldete. Von etwa 165 Bewohnern des Hanns-Lilje-Heims waren am Samstag laut Gesundheitsamt 72 infiziert.
Für das kirchliche Heim mit oft hochgradig dementen Menschen sei die Lage extrem schwierig, sagte Oberbürgermeister Klaus Mohrs. "Wir stehen aber erst am Anfang der Entwicklung. Das wird für uns alle noch eine sehr, sehr harte Zeit", sagte der SPD-Politiker am Samstag.
"Es tut uns unendlich leid, und wir versuchen alles, um die anderen Menschen noch zu schützen", sagte Mohrs. Alle Heimbewohner seien mit einem Abstrich getestet worden. Bei negativem Ergebnis werde der Test alle drei Tage wiederholt. In den nächsten Wochen sollen die Infizierten und die negativ Getesteten auf unterschiedlichen Stockwerken leben. dpa Ein Sarg steht im Hof des Hanns-Lilje-Altersheim
In einem Altenpflegeheim in Halle ist die Situation ebenfalls angespannt. Dort sind 13 Bewohner positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden, ein Bewohner ist am Sonntag gestorben. Die Bewohner hätten keine Symptome gehabt und seien getestet worden, weil am Samstag bei einer Pflegerin das Virus nachgewiesen worden sei, teilte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) am Sonntag mit.
In der Diakonie-Einrichtung seien derzeit 152 Bewohner untergebracht. Der Gebäudeteil mit 55 Bewohnern, in dem die infizierte Pflegerin im Einsatz war, sei unter Quarantäne gestellt worden. Das Personal arbeite nun mit Schutzausrüstung.
Die Stadt Halle teilte aus Rücksicht auf die Angehörigen zunächst keine Details zu dem Verstorbenen mit. Oberbürgermeister Wiegand betonte, der Bewohner habe schriftlich verfügt, dass er nicht in einem Krankenhaus behandelt werden will.
Heimbewohner hatten keine Symptome gezeigt
Auch in einer kleineren Pflegeeinrichtung mit 24 Bewohnern wurde laut Wiegand bei einer Pflegerin das neuartige Coronavirus festgestellt. Alle Bewohnerinnen und Bewohner würden nun untersucht. Es gelte auch dort eine Quarantäne.
In Halle gibt es laut der Stadt aktuell 153 Corona-Infizierte. Drei würden in den Kliniken beatmet. Die medizinische Schutzausrüstung reiche nach aktuellem Stand noch für neun Tage, sagte Wiegand. Die Stadt habe umfangreiche Bestellungen getätigt.
Oberbürgermeister Wiegand appellierte an alle, sorgfältig den Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen einzuhalten. "Bleiben Sie zuhause, gehen Sie nur raus, wenn Sie einen triftigen Grund haben." Amtsärztin Christine Gröger sagte, jetzt müssten die besonders Gefährdeten, die Alten, geschützt werden. Dass die 13 positiv getesteten Heimbewohner keine Symptome gezeigt hätten, zeige, wie heimtückisch die Situation sei. Das müsse nun jeder ernst nehmen.
Gröger sagte, in der Stadt Halle seien rund 3300 Menschen in Altenpflegeheimen untergebracht. Sie alle zu testen, würde die Laborkapazitäten sprengen. Das Pflegepersonal in den Einrichtungen muss täglich über den persönlichen Gesundheitszustand informieren. "Wenn nur der geringste Zweifel besteht, dass die Person gesund ist, kann sie ihren Pflegedienst nicht antreten. Das ist eine Schutzmaßnahme, die wir inzwischen eingeleitet haben."
Bundesweit ist das Coronavirus schon in mehreren Senioreneinrichtungen aufgetreten und hat dort für Todesfälle gesorgt. In einem Wolfsburger Pflegeheim sind mehr als 70 von etwa 165 Bewohnern infiziert. Binnen weniger Tage starben dort zwölf Menschen. In Würzburg waren neun Bewohner eines Pflegeheimes nach einer Infektion mit dem neuen Coronavirus gestorben.
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