Biontech, Moderna, Astrazeneca: Das können die Vakzine, mit denen Deutschland impft

Alle drei Vakzine sollen vor Covid-19 schützen, doch sie unterscheiden sich in wesentlichen Punkten. Welche Technologie hinter den Vakzinen von Biontech, Moderna und Astrazeneca steckt und welche Wirksamkeit Studien ergeben haben, erfahren Sie im großen Überblick von FOCUS Online.

Am 20. Dezember 2020 war es soweit: Der erste Covid-19-Impfstoff wurde in der EU und somit in Deutschland zugelassen. Nach dem Vakzin von Mainzer Hersteller Biontech und US-Pharmakonzerns Pfizer folgte Anfang Januar 2021 das Präparat von US-Hersteller Moderna. Ende Januar wurde dann auch der britisch-schwedische von Astrazeneca zugelassen. FOCUS Online zeigt, wo die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Impfstoff-Vorreiter liegen.

Biontech/Pfizer: EU-Name Comirnaty, WHO-Bezeichung Tozinameran (BNT162b2)

Das erste in Deutschland zugelassene Anti-Corona-Serum stammt aus den Entwicklungslabors des Mainzer Unternehmens Biontech. Für die Massenproduktion hat sich die Firma mit dem US-Pharmakonzern Pfizer zusammengetan. Die Zulassung hat das Vakzin seit dem 20. Dezember 2020.

  • Impfstoff

Die Technologie basiert auf mRNA (messenger-RNA beziehungsweise Boten-RNA). Dabei wird ein Botenstoff mit genetischen Merkmalen des Virus versehen und in die menschlichen Zellen eingeschleust. Dieser Bauplan für die Herstellung virusspezifischer Antigene provoziert letztlich die Immunreaktion des Körpers. Er bildet Antikörper und aktiviert T-Zellen, die sich beim Kontakt mit Sars-CoV-2 erinnern, dass sie dieses Virus abwehren müssen.

Neben der künstlich im Labor hergestellt mRNA, die dem Organismus vorgaukelt das Sars-CoV-2-Virus wäre in den Körper gelangt und damit die Bildung von Antikörpern provoziert, sind im Impfstoff weitere Stoffe enthalten – unter anderem solche mit schwer aussprechbaren Namen wie ALC-0315 = (4-Hydroxybutyl)azandiyl)bis (Hexan-6,1-diyl)bis(2-hexyldecanoat) oder ALC-0159 = 2-[(Polyethylenglykol)-2000]-N,N-ditetradecylacetamid.

"Das sind Lipide, also Fette, die als Hülle für die mRNA fungieren", erklärt Friedemann Weber, Professor für Virologie. "Sie umgeben die mRNA und sorgen dafür, dass sie in die menschliche Zelle aufgenommen werden kann." Damit die empfindliche m-RNA in die Zellen gelangen kann, wird sie in Lipide, also winzige Fettkügelchen, gehüllt.

Zudem Teil einer Impfdosis: Wasser und Kochsalz. "Durch die Salzlösung versucht man ein ähnliches Milieu zu schaffen, wie es auch in der Zelle selbst vorherrscht", erläutert Weber. Dort kommt mRNA natürlicherweise vor. "Anders als in destilliertem Wasser behält die mRNA in der Salzlösung länger ihre chemischen Eigenschaften und damit ihre Wirksamkeit." Konservierungsstoffe oder andere Zusätze enthält der Impfstoff laut Beipackzettel nicht.

  • Zielgruppe

Ob der Impfstoff auch für Kinder geeignet ist, soll im Rahmen von weiteren Studien geprüft werden. An den Zulassungsstudien nahmen keine Kinder teil. Daher ist die Impfung zunächst nur für Menschen ab 16 Jahre empfohlen, ohne Altersgrenze nach oben.

  • Wirksamkeit

Die klinischen Studien haben eine Wirksamkeit von 95 Prozent beim ursprünglichen Virus ergeben, nur wenig geringer bei den über 65-Jährigen. Comirnaty wirkt im Labor ebenso gut gegen die 2020 und Anfang 2021 entdeckten Coronavirus-Varianten. In der Praxis zeigte sich allerdings, dass die britische Variante B.1.1.7 auch Menschen infizieren kann, deren Impfung bereits abgeschlossen ist. Die Bewohner eines norddeutschen Seniorenheims wurden nach der Infektion aber nicht krank oder entwickelten nur sehr milde Covid-19-Symptome. Das Hauptanliegen der Corona-Impfung wurde damit erfüllt.

  • Nebenwirkungen

Der Impfung wird eine hohe Verträglichkeit bescheinigt. Außer den typischen Impfreaktionen wurden bisher keine besonderen Nebenwirkungen der Impfung festgestellt. Schmerzen und Schwellungen an der Impfstelle kommen häufig vor, ebenso kurzzeitig Symptome eines grippalen Infekts. Nach der zweiten Impfung kann die Reaktion stärker ausfallen als bei der ersten Dosis.

Im Beipackzettel als mögliche Nebenwirkungen aufgelistet sind:

  • Schmerzen an Einstichstelle (mehr als 80 Prozent)
  • Müdigkeit (mehr als 60 Prozent)
  • Kopfschmerzen (mehr als 50 Prozent)
  • Muskelschmerzen (mehr als 30 Prozent)
  • Schüttelfrost (mehr als 30 Prozent)
  • Gelenkschmerzen (mehr als 20 Prozent)
  • Fieber (mehr als 10 Prozent)
  • Verabreichung

Die Impfung ist nach zwei intramuskulären Spritzen in einem Abstand von drei bis vier Wochen vollendet. Dabei muss das aufgetaute Impfstoffkonzentrat mit Kochsalzlösung aufbereitet werden. Aus den 2,25-Milliliter-Fläschchen werden sechs Impfdosen à 0,3 Milliliter entnommen.

  • Haltbarkeit

Bis kurz vor der Verwendung muss der Biontech/Pfizer-Impfstoff bei Temperaturen von minus 70 Grad gelagert werden. Ein großer Nachteil für seine Anwendung in Entwicklungsländern. Im Kühlschrank bleibt der aufgetaute Impfstoff nur fünf Tage stabil. Der verdünnte Impfstoff ist dann noch maximal sechs Stunden bei Raumtemperatur haltbar. dpa

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Moderna: Covid-19 Vaccine Moderna (mRNA-1273)

Das amerikanische Gegenstück zu Biontech ist die 2010 von Harvard-Wissenschaftlern gegründete Firma Moderna in Cambridge, Massachusetts. Das Biotechnologieunternehmen begann schon im März 2020 zusammen mit dem National Institute of Allergy and Infectious Diseases die klinischen Studien mit dem Impfstoffkandidaten mRNA-1273. In den USA wird der Impfstoff aus dem eigenen Land schon seit 21. Dezember 2020 verabreicht. In der Europäischen Union ist er seit 6. Januar 2021 zugelassen.

  • Impfstoff

Es handelt sich um einen mRNA-Impfstoff, er nutzt also die gleiche neuartige Technologie wie der Impfstoff von Biontech/Pfizer (siehe oben). Ähnlich wie im Impfstoff von Biontech und Pfizer sind im Moderna-Impfstoff neben der künstlich hergestellten Messenger-RNA (mRNA) auch Lipide. Diese tragen die komplizierten Bezeichnungen SM (sphyngomyelin)-102, Polyethylene glycol [PEG] 2000 dimyristoyl glycerol [DMG], 1,2-distearoyl-sn-glycero-3-phosphocholine [DSPC] und Cholesterol.

Ebenso sind Salze und Zucker enthalten. Außerdem enthält der Moderna-Impfstoff Tromethamin, das als Puffersubstanz dient und Essigsäure. Dies geht aus einem vom Hersteller veröffentlichten Infoblatt hervor.

  • Zielgruppe

Der Moderna-Impfstoff ist zunächst ab dem Alter von 18 zugelassen. Es gibt aber bereits Impfstudien mit Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren.

  • Wirksamkeit

Sie wird mit 94 bis 94,5 Prozent angegeben.

  • Nebenwirkungen

Auch hier kommen die typischen Impfreaktionen vor, fallen aber oft stärker aus als etwa beim Biontech/Pfizer-Stoff. Ein, zwei Tage mit heftigen Grippesymptomen sind nicht selten. Bei den ersten Impfungen in den USA gab es laut Berichten auch einige heftige allergische Reaktionen. Die Betroffenen waren allerdings starke Allergiker, was für alle Impfungen problematisch ist.

  • Verabreichung

Für den vollen Impfschutz sind zwei Dosen à fünf Milliliter in einem zeitlichen Abstand von circa 28 Tagen notwendig. Die deutsche Ständige Impfkommission Stiko empfiehlt einen Abstand von drei bis sechs Wochen.

  • Haltbarkeit

Ein großer Unterschied zwischen den beiden Präparaten von Moderna und Biontech sind die Transportbedingungen. Biontech/Pfizers Impfstoff erfordert Temperaturen von bis zu minus 70 Grad Celsius. Der Modena-Impfstoff wird als Fertigpräparat geliefert. Die 5-Milliliter-Fläschchen für zehn Dosen müssen für die längere Aufbewahrung (maximal sechs Monate) bei minus 20 Grad gelagert werden. Bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad hält das Mittel 30 Tage. Und bei Raumtemperatur bleibt der Impfstoff bis zu 12 Stunden stabil.

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Astrazeneca: AZD1222

Den dritten in der EU zugelassenen Impfstoff hat ein Team von Forschern der britischen Universität Oxford und des schwedisch-britischen Pharmakonzerns Astrazeneca entwickelt. Am 30. Dezember 2020 erhielt AZD1222 in Großbritannien eine Notfallzulassung, in der EU ist der Impfstoff seit 29. Januar 2021 zugelassen.

  • Impfstoff

Bei AZD1222 handelt es sich um ein vektorbasiertes Vakzin, konkret um ein Adenovirus von Schimpansen ChAdOx1. Das transportierte genetische Material des Sars-CoV-2-Erregers provoziert im Körper die Bildung von Antikörpern. Während die mRNA-Technologie eine vollkommen neue Impfmethode darstellt, sind Vektorimpfstoffe bereits für Ebola und Dengue-Fieber im Einsatz.

In einer 0,5 Milliliter-Impfdosis stecken laut Astrazeneca 5 x 10^10 Viruspartikel. Der Hersteller gibt zudem an, dass der Impfstoff unter anderem Natrium und Alkohol enthalte. Allerdings sei die Sodium-Dosis so gering (23 Milligramm pro Dosis), dass er als natriumfrei gelte. Auch der Alkoholgehalt sei mit 0,002 Milligramm Ethanol pro Dosis so gering, dass er keine nachweisbaren Effekte habe.

Außerdem listet Astrazeneca folgende Inhaltsstoffe auf:

  • GMOs
  • L-Histidin
  • L-Histidinhydrochlorid-Monohydrat
  • Magnesiumchloridhexahydrat
  • Polysorbat 80
  • Ethanol
  • Saccharose
  • Natriumchlorid (Kochsalz)
  • Dinatriumedetatdihydrat
  • Wasser für die Injektion

Wasser und Kochsalz sollen dafür sorgen, eine ähnliches Milieu zu schaffen, wie es auch in der Zelle selbst vorherrscht.

  • Zielgruppe

Der Hersteller empfiehlt aufgrund der Studienergebnisse die Impfung Menschen ab 18 Jahre ohne Altersgrenze nach oben. Die Empfehlung der deutschen Stiko bezog sich zunächst nur auf Menschen bis 65 Jahre. Wegen der dünnen Datenlage für ältere Probanden war zunächst unklar, ob der Impfstoff auch betagte Menschen zuverlässig schützen kann.

  • Wirksamkeit

Wie hoch der Wirksamkeitsgrad von AZD1222 ist, hängt davon ab, welche Teile der Zulassungsstudie man ansieht. Nach Alter, Nation oder Impfschema schwankt die Wirksamkeit zwischen 60 und 90 Prozent – im Mittel kommen 70 Prozent heraus. Experten warnen aber davor, zu sehr auf die Prozentzahlen zu starren.

So sagte etwa Christian Drosten in seinem NDR-Podcast: "Was uns doch eigentlich interessiert, wenn wir geimpft werden: ob wir gegen den schweren Verlauf geschützt sind." Und davor würde der Impfstoff von Astrazeneca ebenfalls zu nahezu 100 Prozent schützen, so wie die Vakzine von Biontech und Moderna. Auch die Übertragung der britischen Virusmutante soll der Astrazeneca-Impfstoff deutlich hemmen, sagen Forscher der Universität Oxford.

  • Nebenwirkungen

Es sind die üblichen Impfreaktionen möglich, sie fallen bei AZD1222 meist schwächer aus als bei den Vakzinen von Biontech oder Moderna.

  • Verabreichung

Auch dieser Impfstoff wird mit zwei 0,5-Milliliter-Dosen im Abstand von mindestens vier Wochen verabreicht. Möglich ist bei diesem Vakzin auch eine längere Pause von bis zu zwölf Wochen zwischen den beiden Impfungen – Beobachtungen zeigen, dass die Immunantwort dann stärker wird.

  • Haltbarkeit

AZD1222 lässt sich über einen längeren Zeitraum von bis zu sechs Monaten bei Kühlschranktemperatur von zwei bis acht Grad lagern. Dadurch eignet es sich für die Impfung beim Hausarzt und auch für Weltregionen mit geringen Ressourcen für Hightech-Kühlung.

dpa  

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