Apothekerkammer Brandenburg fordert Rücktritt der ABDA-Spitze
Die Delegiertenversammlung der LandesapothekerkammerBrandenburg fordert den Rücktritt der ABDA-Spitze. Auf der Kammerversammlung amheutigen Mittwoch in Potsdam stimmte eine sehr große Mehrheit dafür,ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, seinen Vize Mathias Arnold und DAV-ChefFritz Becker abzusetzen. In seiner Rede hatte Dobbert zuvor schwere Vorwürfegegen die ABDA erhoben. Er habe den Eindruck, dass die Standesvertretung mitBundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen „Deal“ geschlossen habe undjetzt zu wenig für die Interessen der Apotheker kämpfe.
Am 11. Dezember 2018 hatte Jens Dobbert erstmals einenVerdacht. An diesem Tag besuchte Jens Spahn die ABDA-Mitgliederversammlung undstellte seine ersten Pläne für eine Apotheken-Reform vor. Zur Erinnerung: Spahnwollte unter anderem Rx-Boni in einer Höhe von 2,50 Euro einführen. Dobbertberichtete am heutigen Mittwoch in Potsdam lebhaft von dieser Sitzung. Spahnhabe die Apotheker dort erpresst. Diesen Vorwurf erklärte Dobbert so: „Spahnhat uns gedroht: Wenn ihr das Rx-Versandverbot durchsetzen wollt, dann habe erkeine Energie mehr das Honorar-Gutachten aus dem BMWi wegzuzaubern. Dann hat eruns Honorar-Verbesserungen versprochen und gesagt, er werde dieGleichpreisigkeit anders durchsetzen, wenn wir vom Verbot runterkommen.“
Am späten Nachmittag nach dieser Mitgliederversammlungtraten ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und Spahn vor die Kameras (Hier sehen Sie nochmals das gesamte Video). Spahnerklärte den Medien, was er mit den Apotheken plant. Auch Schmidt trat vor dieKameras. Brandenburgs Kammerpräsident Jens Dobbert erinnert sich sehr gut anden Auftritt des ABDA-Präsidenten und erklärte damit auch seinen Verdacht, dasszwischen der ABDA-Spitze und Spahn ein „Deal“ ausgehandelt worden sei: „In derTagesschau am Abend hatte man das Gefühl, dass der Präsident dem Paket bereitszugestimmt hat. Das Selbstbewusstsein des Friedemann Schmidt, das in der Redebeim Deutschen Apothekertag noch da war, war wie verschwunden.“
Dobbert: Ich will keine Zustände wie bei Tankstellen
Aber was fordert Dobbert? So wie vielen anderen Kammer- undVerbandschefs geht es auch Dobbert um den Erhalt der Gleichpreisigkeit. DerKammerpräsident sprach sich mehrfach vehement für den Erhalt der „alten“Rx-Preisbindung im Arzneimittelgesetz aus. Dobbert ist sich sicher: „Wenn derSatz aus dem AMG gestrichen wird, dann werden wir dieArzneimittelpreisverordnung nicht mehr lange halten.“ Schließlich seien dannPKV-Versicherte nicht mehr Teil der Gleichpreisigkeit. Dobbert warnte in diesemZusammenhang vor den folgenden Szenarien: „Das wird dann irgendwann ablaufenwie bei Tankstellen: Zum Wochenende gehen die Preise hoch. Ich möchte nicht denalten Opa vor mir haben, der mich fragt: Bedienen Sie auch noch GKV-Patienten?“
Aus Dobberts Sicht können auch die vom BMG geplantenpharmazeutischen Dienstleistungen keine Entschädigung zur Streichung derRx-Preisbindung aus dem AMG darstellen. Er berichtete vom Werkstattgespräch der Bundesapothekerkammer, bei dem die Präsidenten der 17 Landesapothekerkammern erstmalsfestgelegt hatten, welche Leistungen die Apotheker vergütet erbringen könnten. „Wirhaben dort ausgerechnet, dass wir für die von uns definierten dreiLeistungsblöcke eine Vergütung von 880 Millionen Euro zur Kostendeckung bräuchten.Was sollen wir mit 120 Millionen Euro?“ In diesem Zusammenhang erhob Dobbertauch schwere Vorwürfe gegen DAV-Chef Fritz Becker. „Warum gibt er sich mit 250Millionen Euro zufrieden?“
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