Ärzte warnen vor Überlastung der Intensivstationen und Triage

Der Marburger Bund appelliert an Koalitionsfraktionen, Opposition und Länder, die Neuregelung des Infektionsschutzgesetzes noch in dieser Woche zu beschließen, um eine Überlastung der Intensivstationen zu verhindern.

"Bundes-Notbremse"


Es geht nicht bloß um ein paar Stunden mehr drinnen oder draußen – darum sind Ausgangssperren so umstritten

Für die parlamentarische Beratung des am Dienstag vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurfs war zwischenzeitlich ein beschleunigtes Verfahren im Gespräch. Letztlich kam es aber nicht dazu. Die erste Lesung im Bundestag ist nun für Freitag geplant, die Abstimmung für nächste Woche Mittwoch. Einen Termin für die Bundesratsbefassung gibt es noch nicht, sie wird aber ebenfalls für nächste Woche erwartet.

Bei Überlastung der Intensivstationen droht eine Triage

Verbandsvorsitzende Susanne Johna malte ein düsteres Bild der Lage in den Krankenhäusern. "Die Notbremse kommt ohnehin spät. Aber wenn wir noch länger warten, droht eine Überlastung der Intensivstationen. Dann kann eine Triage nötig werden", sagte sie den Zeitungen. "Wenn wir jetzt nicht sofort auf die Bremse treten, dann läuft die Entwicklung endgültig aus dem Ruder und die Ärzte müssen entscheiden, welche Patienten sie noch aufnehmen und welche nicht." Dies könne niemand wollen.

Die Kolleginnen und Kollegen auf den Intensivstationen seien bereits "sowohl physisch als auch psychisch am Limit", sagte Johna. Auch dürfe nicht vergessen werden, dass jetzt diejenigen Patienten auf die Intensivstationen kämen, die sich vor zwei bis drei Wochen infiziert hätten. "Wir müssen also in den kommenden zwei Wochen ohnehin mit mehr Schwerstkranken rechnen, unabhängig von der Notbremse."

Ist eine Überarbeitung des Schwellenwertes nötig?

Inhaltlich kritisierte Johna an dem Gesetzentwurf, dass Schulschließungen erst ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200 in einer Region vorgesehen sind. Dieser Wert sei "hoch angesetzt, auch wenn die Bildung einen hohen Stellenwert genießt", sagte sie. Die Schwelle solle in den parlamentarischen Beratungen überdacht werden.

Johna warnte zugleich davor, zu große Hoffnungen in Corona-Schnelltests zu setzen. "Es gibt kein 'Freitesten', weil es zu viele falsch negative Ergebnisse bei Antigen-Schnelltests gibt", sagte die Medizinerin. "Lockerungen in Abhängigkeit von negativen Testresultaten sind in der aktuellen Situation deplatziert."

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