ABDA-Jurist Tisch warnt vor Vor-Ort-Offensive der EU-Versender
Die vergangenen Monate waren für die Apotheker politisch schwierig. Das machte der Vorsitzende des Apothekerverbands Brandenburg, Olaf Behrendt, am vergangenen Samstag in seinem Bericht vor der Mitgliederversammlung deutlich. Lutz Tisch, ABDA-Geschäftsführer Recht, zeigte zudem die nach wie vor bestehenden Herausforderungen auf. Unter anderem warnt er vor den Multi-Channel-Konzepten großer EU-Versender.
Der Kabinettsentwurf für das Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) hat – zum Beispiel mit der Einführung honorierter pharmazeutischer Dienstleistungen und dem Makelverbot für E-Rezepte – seine positiven Seiten. Allerdings sind viele Apotheker sehr skeptisch, was die geplante Verlagerung der Arzneimittelpreisbindung ins Sozialrecht betrifft, also den Ansatz, die Gleichpreisigkeit lediglich im GKV-Bereich wiederherzustellen. Sie bleiben dabei: Echte und sichere Gleichpreisigkeit funktioniert nur mit dem Rx-Versandverbot. Doch die Haltung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hierzu ist bekannt: Er will das Verbot nicht und verweist darauf, dass es europa- und verfassungsrechtlich nicht machbar sei.
Für die Standesorganisationen der Apotheker ist die Lage nicht einfach. Das wurde auch beim diesjährigen Apothekerforum des Landesapothekerverbands Brandenburg am 25. und 26. Oktober in Wittenberge deutlich. Während am ersten Tag Vorträge zur Apothekenbewertung, pharmazeutischem Wissensmanagement, dem Leben Theodor Fontanes sowie zu pharmazeutischer Chemie im Kino im Mittelpunkt standen, ging es am zweiten Tag vor allem um die Politik.
Lutz Tisch, ABDA-Geschäftsführer Recht, gab einen Abriss über „die öffentliche Apotheke im Spiegel der politischen Entwicklungen“. Er stellte den Status Quo dar – inklusive der veränderten Lage nach der bereits teilweise in Kraft getretenen Verordnung zur Änderung der Arzneimittelpreisverordnung und der Apothekenbetriebsordnung.
Änderung der Apothekenbetriebsordnung
Ab heute: Neues für Botendienst, Temperaturkontrollen und PKV-Aut-idem
Sie bringt nicht zuletzt Neues zum Botendienst. Dieser ist nun nicht mehr auf den Einzelfall beschränkt, und er ist somit zu einem dritten Weg der Regelversorgung geworden – neben der Versorgung durch die Präsenzapotheken und dem Versandhandel. Beim Botendienst kann die pharmazeutische Beratung noch auch im Wege der Telekommunikation mit der Apotheke erfolgen. Und mit weiteren Gesetzesänderungen könnte sich noch mehr verschieben: Sollten PTA mit dem PTA-Reformgesetz mehr Kompetenzen erhalten, könnten sie künftig ohne Aufsicht Rezepte entgegennehmen und abzeichnen – auch im Botendienst. Und der Versandhandel könnte ebenfalls neue Optionen bekommen, wenn es bei der im Kabinettsentwurf vorgesehenen Regelung zu automatisierten Ausgabestationen bleibt. Denn nach der jetzigen Formulierung könnte letztlich eine neue Abgabeform à la Hüffenhardt mit lediglich telefonischer Beratung kommen. Wenn dann noch das E-Rezept mit elektronischer Signatur dazu kommt, ahnt Tisch nichts Gutes. Letztlich würde eine weitere Möglichkeit geschaffen, dass Patienten weder mit den Apothekenräumlichkeiten noch mit dem Personal in Kontakt kommen.
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