3,3 Millionen aktive Fälle: Was eine Omikron-Infektion für Ihre Immunität bedeutet

Noch nie infizierten sich so viele Menschen pro Tag mit Corona wie aktuell. Aber sind all diese Menschen dann auch vor weiteren Ansteckungen geschützt? FOCUS Online erklärt, was es für Ihre Immunität bedeutet, wenn Sie eine Omikron-Infektion überstanden haben.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Freitag nahezu 3,3 Millionen aktive Corona-Fälle. So viele Menschen sind gegenwärtig infiziert, ein neuer Rekordwert.

Gleichzeitig ist die Lage auf den Intensivstationen nicht kritisch. Im Vergleich zu früheren Wellen werden anteilig deutlich weniger Covid-Patienten im Krankenhaus behandelt. BMG Die Zahl der aktiven Corona-Fälle steigt stark an.

So viele aktive Fälle wie noch nie

Aus diesem Grund halten es manche für gar nicht mal so unpraktisch, wenn sie sich jetzt mit der milderen Variante infizieren. Immerhin erziele man somit zusätzliche Antikörper, womöglich sogar gegen weitere Varianten, sagen manche. Auch einige Impfgegner ziehen die Omikron-Infektion einer Impfung vor. Doch bringt die Infektion in Sachen Immunität wirklich den gleichen Effekt wie die Impfung?

FOCUS Online erklärt, was bei einer Omikron-Infektion im Körper geschieht – und wie gut Genesene danach vor weiteren Ansteckungen geschützt sind.

1. Der Verlauf der Omikron-Infektion

Dass die Omikron-Variante eher mildere Verläufe auslöst, bedeutet, die Infizierten erkranken in der Regel seltener schwer. Das könnte laut ersten Daten damit zu tun haben, dass das Virus die Lunge nicht so stark angreift. Wissenschaftler aus Hongkong hatten etwa ermittelt, dass sich Omikron in den Bronchen zwar bis zu 70-mal schneller verbreite – in der Lunge aber bis zu zehnmal langsamer als früher Mutationen.

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  • Das ist zunächst mal eine gute Nachricht. Immerhin kommt es somit seltener zu schweren Verläufen. Für die Immunität und die Antikörperspiegel bedeutet das aber nicht unbedingt einen Vorteil, im Gegenteil.

    2. Die Immunität nach der Omikron-Infektion

    Denn in den vergangenen Wochen lieferten immer mehr Studie Hinweise darauf, dass die Antikörperantwort nach einer milden Omikron-Infektion sehr gering ausfallen könnte.

    Antikörpertiter geben an, wie viele neutralisierende Antikörper eine Person hat. Also, wie viele Abwehr-Körperchen sie in sich trägt, um das Virus bei einer erneuten Infektion neutralisieren und somit rasch bekämpfen zu können. Sie sind zwar nicht allein ausschlaggebend dafür, ob eine Person vor einer erneuten Infektion beziehungsweise einem schweren Verlauf geschützt ist, spielen aber eine erhebliche Rolle. Aus diesem Grund gelten sie etwa in der Schweiz als Grundlage des Genesenennachweises.

    Wissenschaftler der Universität Honkong ermittelten jetzt, wie stark die Antikörperantwort nach der Impfung und Infektion ausfiel. Die Ergebnisse der Preprint-Untersuchung teilte Immunologe Carsten Watzl auf Twitter. „Auch die Infektion schafft Immunität“, betont er dort zwar. Aber: Der Schutz gegen Omikron sei „deutlich reduziert“. Eine Infektion könne demnach eine Impfdosis ersetzen, für einen vollständigen Schutz sei aber eine weitere Impfung notwendig.

    Wenige Tage zuvor hatte Watzl auf Twitter eine andere Preprint-Studie österreichischer Forscher geteilt, die zu einem ähnlichen Ergebnis kommt. Nach der Omikron-Infektion haben Ungeimpfte „deutlich weniger neutralisierende Antikörper gegen Omikron als Geimpfte und Genesene und kaum Schutz gegen andere Varianten“, schrieb der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie dazu.

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    3. Der Schutz vor anderen Varianten

    Forscher aus den USA untersuchten ebenfalls im Rahmen einer bislang nur im Preprint erschienenen Studie, wie stark die Antikörpertiter nach durchgemachten Infektionen bei Omikron im Vergleich zu Delta ansteigen.

    Die US-Wissenschaftler fanden heraus: Bei beiden Varianten stiegen die neutralisierenden Antikörperspiegel nach einer Infektion gegen die jeweilige Variante an. Allerdings war „das relative Ausmaß des Anstiegs größer bei klinischen schweren Infektionen und gegen die spezifische Infektionsvariante“.

    Das bedeutet also:

    Verursacht eine Variante nun also generell vor allem milde Verläufe – wie Omikron es tut – steigt die Gefahr einer Reinfektion. Die Wissenschaftler ermittelten außerdem, dass eine milde Omikron-Durchbruchsinfektion bei vollständig Geimpften zu einem „signifikant geringeren Anstieg der Neutralisationstiter“ führte als etwa eine Booster-Impfung. Die Auffrischungsimpfung rufe demnach rund drei Mal so viele Antikörper hervor wie die Omikron-Infektion.

    Zudem ist laut den Forschern die Kreuzimmunität gegen eine Delta-Infektion begrenzt. „Zusammengenommen deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Omikron-induzierte Immunität möglicherweise nicht ausreicht, um eine Infektion durch eine andere, pathogenere Variante zu verhindern, falls sie in Zukunft auftreten sollte“, schreiben die Studienautoren.

    Dieser Punkt ist vor allem aus dem Grund relevant, weil Experten fürchten, die Delta-Variante oder verwandete Subtypen könnten noch einmal zurückkehren. „Es ist absolut möglich, dass nach dem Abflachen der aktuellen Welle Delta zurückkommt“, sagte etwa Ulrike Protzer, Leiterin des Instituts für Virologie an der TU München, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Wir können nicht sicher sein, dass Omikron Delta ablöst.“

    Fazit: Eine Infektion ersetzt keine vollständige Impfung

    Die Daten zeigen also eindeutig: Eine Infektion mit der Omikron-Variante ersetzt keine vollständige Impfung. Ungeimpfte sollten sich also keinesfalls bewusst einer Ansteckung aussetzen. Nicht nur deshalb, weil die mit der Infektion erzielte Immunität wohl nicht ausreicht, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Sondern auch aus dem Grund, dass selbst milde Infektionen zu Long-Covid führen können.

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