20.000 Corona-Infizierte: Auch wenn Dunkelziffer höher ist, ist das kein Grund zur Panik
Hongkong schließt Grenzübergänge, Fluglinien fliegen Flughäfen nicht mehr an, von Tag zu Tag steigt die Zahl der Coronavirus-Infizierten – und Schätzungen gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Das sind Meldungen, die vielen Menschen Angst machen. Dabei ist eine hohe Dunkelziffer nicht unbedingt Grund zur Panik.
Weltweit haben sich 20.677 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt, allein 20.483 in China. Auch in zwei Dutzend anderen Ländern ist das Virus bestätigt, unter anderem in
- Japan (20 Fälle)
- Thailand (19)
- Singapur (18)
- Hong Kong (17)
- Südkorea (15)
- Australien (12)
- Deutschland (12)
- USA (11)
427 Menschen sind bisher an der Erkrankung gestorben, 697 Patienten haben sich schon komplett erholt. Diese Zahlen zeigt eine Grafik der Johns Hopkins Universität in Baltimore, USA. Auch das RKI veröffentlicht täglich aktualisierte Zahlen. Experten gehen zum Teil sogar von deutlich höheren Fallzahlen aus, als bislang bekannt. Schon Ende Januar schätzte ein Gesundheitsexperte des Imperial College London die Zahl der Infizierten auf etwa 100.000. In der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Wissenschaftler eine Studie, in der von 75.000 Fällen allein in Wuhan die Rede ist.
Jetzt Artikel für später in „Pocket“ speichern
Melanie Brinkmann, Virologin und Gruppenleiterin am Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung ist ebenfalls überzeugt: „Es werden in China zu diesem Zeitpunkt viel mehr Menschen infiziert sein als die gemeldeten 20.677“, sagt die Expertin, „davon können wir ausgehen, weil Menschen mit leichten Symptomen nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen und demzufolge noch nicht auf das neue Coronavirus getestet und als offizielle infiziert erfasst worden sind.“ WHO Die Grafik zeigt die Ausbreitung des Coronavirus weltweit.
Das sei ein häufiges Phänomen, das man zu Beginn von Epidemien beobachtet. In der Anfangsphase werde die Sterberate, also die Anzahl der Sterbefälle im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Infizierten, höher eingestuft, als sie letztendlich ist. Da milder verlaufende oder gar unbemerkte Infektionen noch nicht in die Berechnungen einbezogen wurden, gehen die Experten davon aus, dass die Sterberate im Laufe der Epidemie nach unten korrigiert werden wird.
Wann es schwierig wird, den Virus in die Schranken zu weisen
„Offenbar können Menschen die Infektion mit dem neuen Coronavirus auch durchlaufen, ohne es groß zu merken. Das ist bei vielen Viruserkrankungen so“, bestätigt Brinkmann. Dann kommt das Immunsystem mit dem Virus gut klar, der Mensch fühlt sich nicht sehr oder gar nicht krank, und geht demzufolge auch nicht zum Arzt. Allerdings beschäftigt die Wissenschaftler und Ärzte derzeit die Frage, ob diese Menschen, die keine oder nur leichte Symptome zeigen, andere Mitmenschen anstecken können.
In diesem Fall wird es schwierig sein, das Virus in seine Schranken zu weisen – denn ein Mensch, der sich gesund fühlt, bleibt nicht zu Hause im Bett, sondern geht unter die Leute und steckt – eventuell – seine Mitmenschen an. "Aber es ist noch zu früh, um dies beurteilen zu können", sagt Brinkmann. Wer Symptome wie Fieber und trockenen Husten zeigt, dem rät die Expertin, sich ins Bett zu legen, zu schonen und Distanz zu Mitmenschen zu halten. Sollte Atemnot als Symptom hinzukommen, sei sofort medizinischer Rat einzuholen.
Eine weitere große Frage ist, wie genau dieses Virus übertragen wird. Höchstwahrscheinlich wird es durch eine Tröpfcheninfektion weitergegeben, aber auch eine Schmierinfektion kann zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden. „Wir haben hier in Deutschland keine ausreichend große Zahl Erkrankter, um zu wissen, wie genau das Virus weitergegeben wird“, erklärt Brinkmann. Daher müssen Mediziner und Wissenschaftler auf Publikationen aus China warten.
So schützen Sie sich und andere
„Panik ist nicht angebracht, aber das Bewusstsein für dieses Virus zu stärken, ist gut“, ist die Wissenschaftlerin überzeugt. Wer sich und andere schützen möchte, sollte darauf achten:
- sich bewusst mehrmals am Tag die Hände zu waschen (20 Sekunden lang)
- Hände zu desinfizieren, wenn Wasser und Seife gerade nicht greifbar sind
- sich nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht zu fassen
- einen Abstand von einem Meter zu seinem Gegenüber zu einzuhalten
Auch Kinder sollten sensibilisiert werden, besser auf Handhygiene zu achten, und in die Armbeuge zu niesen oder zu husten, und nicht einfach "frei heraus". Und generell gilt: Wer noch nicht gegen Grippe geimpft ist, sollte die aktuelle Ausbreitung des Coronavirus zum Anlass nehmen, dies nachzuholen. „Auch um unsere Krankenhäuser zu entlasten, sollte sich das Coronavirus weiter in Deutschland ausbreiten.“
Blick auf die Fakten: Trotz großer Unsicherheit ist 2019-nCoV kein Grund zur Sorge
FOCUS Online Blick auf die Fakten: Trotz großer Unsicherheit ist 2019-nCoV kein Grund zur Sorge
Quelle: Den ganzen Artikel lesen