Psilocybin bei schweren Depressionen
Lindert Psilocybin schwere Depressionen? Eine kleine Proof-of-Concept-Studie an depressiven Patienten zeigte, dass der halluzinogene Inhaltsstoff mancher Pilze Depressionen schnell und vor allem auch über mehrere Wochen bessern kann. Und das bei guter Verträglichkeit.
Psilocybin findet sich in einigen Pilzen („Zauberpilze“, „magic mushrooms“). Es hat eine halluzinogene Wirkung und könnte durch seine bewusstseinserweiternde Wirkung auch die depressive Stimmung von Patienten beeinflussen. Bereits in früheren Untersuchungen fanden Wissenschaftler Hinweise auf antidepressive Effekte von Psilocybin. So veröffentlichten Wissenschaftler des Centre for Neuropsychopharmacology des Imperial College London 2016 die Ergebnisse einer kleinen Machbarkeitsstudie an zwölf Patienten mit schweren Depressionen. Es ging um die Sicherheit und Wirksamkeit des Psychedelikums (halluzinogen und psychotrop wirksame Substanzen) und die Frage, ob größere Studien mit diesem heiklen Wirkstoff überhaupt machbar und vertretbar sind: Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen traten damals nicht auf, zudem besserte sich die depressive Symptomatik der Patienten nach Gabe von 10 oder 25 mg Psilocybin über drei Wochen, jedoch nicht darüber hinaus. Nun stimmt eine neue Studie optimistischer.
Schnell und anhaltend
Wissenschaftler um Alan K. Davis (Arbeitsgruppe von Roland Griffiths) vom Center for Psychedelic and Consciousness Research at Johns Hopkins Bayview Medical Center in Baltimore (Maryland, USA) fanden bei 24 Patienten mit schweren Depressionen (Major Depression), dass eine Psilocybin-gestützte Therapie eine „starke, schnelle und anhaltende antidepressive Wirkung“ hervorruft. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse unter „Effects of Psilocybin-Assisted Therapy on Major Depressive Disorder: A Randomized Clinical Trial“ im Fachjournal „JAMA Psychiatry“.
Studie an 24 Patienten
Die Patienten waren zwischen 21 und 75 Jahre alt, nahmen zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Antidepressiva ein, zudem durften keine psychotischen Störungen oder ernsthafte Selbstmordversuche berichtet sein. Alle 24 Teilnehmer erhielten Psilocybin, allerdings wurden die Patienten zufällig auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe startete sofort mit der Psilocybinbehandlung, die zweite erhielt Psilocybin acht Wochen nach der ersten Gruppe. Die Wissenschaftler wählten dieses Studiendesign, um die Effekte der Psilocybin-Gabe von einer spontanen Symptomverbesserung zu unterscheiden – positive Effekte, die beispielsweise allein durch die Aufnahme in die Studie auftreten könnten.
Depressionen bessern sich von mittelschwer nach leicht
Die Patienten erhielten zwei Gaben Psilocybin: 20 mg pro 70 kg Körpergewicht (mittlere Dosis) und im Schnitt 1,6 Wochen später eine hohe Dosis mit 30 mg pro 70 kg Körpergewicht (jeweils als orale Kapsel). Während der gesamten Behandlungszeit wurden die Probanden psychotherapeutisch betreut. Die Schwere der Depression vor und nach Psilocybin-Gabe wurde anhand der GRID-Hamilton-Skala bewertet, was ein Standardinstrument zur Bewertung von Depressionen ist. Bei Werten ab 24 liegt eine schwere Depression vor, als mittelschwere Depression werden Werte zwischen 17 und 23 eingestuft, von leichten Depressionen spricht man bei einem GRID-Hamilton-Wert zwischen 8 und 16 und bei Werten von 7 und weniger liegt ein normaler Gemütszustand vor.
Vor Psilocybin-Gabe lag der durchschnittliche GRID-Hamilton-Wert bei 22,8 (mittelschwere Depression). In der ersten Behandlungsgruppe sank der Depressionsindex eine Woche nach der zweiten Gabe Psilocybin auf 8 und lag vier Wochen nach der zweiten Gabe bei 8,5 (leichte Depression). Die Patienten der verzögerten Behandlungsgruppe hatten zu diesen Zeitpunkten noch kein Psilocybin erhalten. Zum Vergleich wurde zu denselben Zeitpunkten deren Depressionswerte bestimmt. Diese hatten sich nicht verbessert und lagen bei 23,8 und 23,5 (mittelschwere Depression).
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