Misteltherapie: Wirksame Hilfe bei Krebs oder doch kein Nutzen? – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Fachliche Auseinandersetzungen zur Wirksamkeit der Misteltherapie

Die Misteltherapie wird oftmals zur begleitenden Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt, wobei die Wirkung – trotz Erfolgen in der Praxis – stets umstritten blieb. Anfang des Jahres 2019 wurden dann zwei Studien veröffentlicht, die keinen Zusatznutzen der Misteltherapie erkennen konnten und damit der Anwendung die Grundlage entzogen. Allerdings habe die Studie erhebliche wissenschaftliche Mängel und das Ergebnis ist daher anzuzweifeln, so der Vorwurf eines deutschen Forschungsteams in einer Bewertung des Reviews.

In zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurde bereits Vorteile der Misteltherapie aufgezeigt, doch kamen die Forschenden um Maren Freuding vom Universitätsklinikum Jena in ihrem Review zu den bisher veröffentlichten Studien zu dem Ergebnis, dass weder in Bezug auf die Lebensqualität noch in Bezug auf die Überlebensrate Vorteile durch die Misteltherapie entstehen. Das Review halte einer wissenschaftlichen Bewertung jedoch nicht Stand, so die nun vorgebrachte Kritik. Die Vorteile der Misteltherapie seien in dem Review nicht korrekt wiedergegeben.

Diverse Mängel des Reviews

In der aktuellen Stellungnahme haben die Forschenden um Professor Dr. med. Harald Matthes von der Charité – Universitätsmedizin Berlin ihre Kritik an dem Review zur Misteltherapie zusammengetragen. Dies weise diverse Mängel auf wie Unvollständigkeiten (z.B. Ausschluss von Studien), Intransparenz der Methodik, fehlende Durchführung einer Meta-Analyse sowie eine fehlerhafte und unzureichende Bewertung des Risikos von Verzerrungen, so der Vorwurf der Forschenden.

Zudem seien auch die Schlussfolgerungen des Reviews überraschend, da in 14 Studien eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität, in zwei Studien ein positiver Trend und nur in einer Studie kein Effekt nachgewiesen werden konnte. Die Autorinnen und Autoren des Reviews kamen jedoch zu dem Schluss, dass kein Einfluss auf die Lebensqualität feststellbar gewesen sei.

Kontroverse Debatte um die Misteltherapie

„Die Debatte um die Wirksamkeit der Misteltherapie wird immer wieder kontrovers geführt“, betont Professor Matthes in einer Pressmitteilung des Dachverbandes Anthroposophische Medizin in Deutschland e.V. (DAMiD). Hier sei es wichtig, sich auf Daten stützen zu können, die wissenschaftlichen Standards entsprechen. „Das ist beim vorliegenden Review jedoch nicht der Fall, so dass aus der Arbeit keine aussagekräftigen Schlussfolgerungen gezogen werden können“, so die Kritik von Matthes.

Gerade jetzt seien qualitativ hochwertige Forschungsarbeiten zur Misteltherapie dringend erforderlich, da in diesem Jahr eine Leitlinie zur Anwendung der Komplementärmedizin in der Onkologie veröffentlicht werden soll, betont das Forschungsteam. „Die Entscheidung, ob die Misteltherapie aufgenommen wird, hängt natürlich von der wissenschaftlichen Bewertung zu dieser Therapieoption ab“, ergänzt Dr. med. Friedemann Schad, Leiter des zertifizierten Onkologischen Zentrums am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe.

Review sollte überarbeitet werden

Das Forschungsteam habe in dem aktuellen Statement angeregt, „dass das Review überarbeitet wird, da die Arbeit den Kriterien eines systematischen Reviews nicht ausreichend entspricht“, so Schad weiter. Das Ziel müsse schließlich sein, „ÄrztInnen und Gesundheitsfachleuten Daten zur Verfügung zu stellen, mit denen sie die richtigen Entscheidungen auf dem Boden evidenz-basierter Empfehlungen treffen können.“

Untermauert werde die Kritik an dem Review auch durch zwei neuere Publikationen, die zu gänzlich anderen und positiven Ergebnissen für die Misteltherapie kommen, so die Mitteilung des DAMiD. Trotz dieser neuen Ergebnisse und der inzwischen wissenschaftlich publizierten Kritik sei allerdings noch keine inhaltliche Überarbeitung durch die Autorinnen und Autoren des Reviews erfolgt. (fp)

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