Wenn die Fußsohle höllisch schmerzt
Die meisten spüren ihn morgens nach dem Aufstehen – einen quälenden, stechenden Schmerz in der Fußsohle, bei jedem Schritt. Nach kurzer Zeit lässt er nach. Doch am nächsten Morgen wiederholt sich die Tortur, der Schmerz wird von Tag zu Tag heftiger. Wer das kennt, hat sich vielleicht die Sehnenplatte der Fußsohle entzündet. In der Fachsprache heißt die Krankheit Plantarfasziitis, orientiert am lateinischen Wort für die Sehnenplatte: Plantarfaszie. Was sich kompliziert anhört, lässt sich aber meist therapieren.
Eine Plantarfasziitis entsteht in der Regel, weil der Betroffene seine Fußsohle zu sehr belastet hat. Viele Sportler kennen den Schmerz – vor allem, wenn sie im Training laufen oder springen. „Aber auch andere, die etwa berufsbedingt viel stehen sowie hin- und hergehen, können erkranken“, erklärt Ramin Nazemi, Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin aus Essen. Auch Verletzungen an der Fußsohle können eine Plantarfasziitis auslösen. Theoretisch kann die Krankheit in jedem Alter auftreten. Die meisten betrifft sie aber im vierten und fünften Lebensjahrzehnt – vermutlich aufgrund von Verschleiß.
Der Unterschied zum Fersensporn
Auch wenn sich die Erkrankung mit Fersenschmerzen bemerkbar macht: „Plantarfasziitis darf nicht mit Fersensporn verwechselt werden“, sagt Nazemi. Fersensporn ist ein zusätzlicher, kleiner knöcherner Auswuchs an der Ferse und muss nicht zwingend Schmerzen verursachen. „Eine länger bestehende Plantarfasziitis kann allerdings die Bildung eines Fersensporns zur Folge haben“, sagt Nazemi. Schmerzen an der hinteren Ferse, die meist auch in Richtung der Wade ausstrahlen, können auch ein Hinweis auf eine Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne sein.
Fersensporn und Plantarfasziitis (grafische Illustration): Zur Vollansicht bitte anklicken
Wer regelmäßig Schmerzen an der Fußsohle verspürt, sollte deshalb nicht lange damit herumlaufen, sondern den Fuß einem Hausarzt oder Orthopäden zeigen. Sonst besteht das Risiko, dass man eine Schonhaltung einnimmt und damit unter anderem der Wirbelsäule schadet.
Der Arzt tastet den Fuß zunächst mit der Hand ab und röntgt ihn eventuell. Auch eine Ultraschalluntersuchung kommt infrage. Dabei versucht der Arzt herauszufinden, ob die Plantarfaszie dicker als gewöhnlich ist – normal ist bei Gesunden eine Dicke von bis zu vier Millimetern. Selten ist eine Magnetresonanztomographie (MRT) notwendig.
Therapien: Dehnen, Einlagen, Stoßwellen, Operation
Um eine Plantarfasziitis zu therapieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. „In erster Linie kommen konservative Therapien wie Dehnen der Plantarfaszie und der Fußmuskulatur in Betracht“, sagt Annett Biedermann, Präsidentin des Deutschen Verbands für Podologie (ZFD). Nazemi rät, die Fußsohle dafür auf einen Igelball zu stellen und den Ball mit der Fußsohle unter Druck in der Längsrichtung auf und ab zu rollen. „Wer keinen Igelball zur Hand hat, kann auch beide Fußballen auf eine Treppenstufe stellen“, sagt Nazemi. Der Rest vom Fuß sollte in der Luft schweben. Wird das Körpergewicht dann vollständig in Richtung Fersen verlagert, dehnt das gezielt die Plantarfaszie. Aber Vorsicht: Nicht mit den Fersen wippen.
„Individuell gefertigte orthopädische Schuheinlagen bringen oftmals eine erhebliche Schmerzlinderung bei Plantarfasziitis“, erklärt Biedermann. Sie wirken Fußfehlstellungen und einer damit verbundenen Überlastung entgegen. Das Dehnen aber können sie nicht ersetzen. „Helfen können eventuell auch spezielle Fazien-Techniken und Massagen am Fuß“, sagt Michael Preibsch vom Deutschen Verband für Physiotherapie (ZVK). Bei starken Schmerzen schreibt der Arzt auch ein Schmerzmittel auf.
Eine andere Behandlungsmöglichkeit ist die Stoßwellentherapie, deren Kosten die Krankenkassen allerdings in der Regel nicht übernehmen. „Dabei werden hochenergetische Schallwellen auf die schmerzende Stelle unterhalb des Fußes gerichtet“, erklärt Nazemi. Das soll dazu führen, dass das Gewebe im besten Fall schneller heilt. Allerdings kann eine Stoßwellentherapie in einem akuten Stadium schmerzhaft sein.
Wenn die Schmerzen gar nicht aufhören, können Patienten gemeinsam mit dem Arzt noch eine Operation in Erwägung ziehen. Dabei macht der Arzt einen kleinen Schnitt am Innenrand der Ferse. Ziel der OP ist es, den auf dem Gewebe lastenden Druck zu verringern. Vier Wochen danach muss der Fuß mit gezielten Übungen gekräftigt und gedehnt werden. Sportler müssen für einige Zeit mit dem Training aussetzen und sollten erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt wieder anfangen.
Wie lässt sich vorbeugen?
Wer vorbeugend etwas gegen Plantarfasziitis tun möchte, sollte seine Füße regelmäßig dehnen und kräftigen. „Neben den genannten Dehnübungen helfen regelmäßiges Barfußlaufen in häuslicher Umgebung sowie Greifübungen für die Zehen“, sagt Nazemi. Sportler sollten das Training grundsätzlich nur langsam steigern, um Überlastungen vorzubeugen, rät Preibsch. „Wichtig ist auch, Faktoren wie Übergewicht und falsches Schuhwerk zu vermeiden“, sagt Biedermann.
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