„Wir haben immer ordnungsgemäß gehandelt – in einem lukrativen Markt“

 Es gibt keinen Arzneimittelskandal „Lunapharm“,sondern lediglich einen Behörden- und Medienskandal, der ein kleinesostdeutsches Familienunternehmen mit einer Frau an der Spitze an die Wandgefahren hat. So sehen Lunapharm-Geschäftsführerin Susanne Krautz-Zeitel undihr Presseberater Klaus Kocks die Geschehnisse, die dem Mahlower Unternehmenseit dem ersten Kontraste-Bericht im Juli 2018 widerfahren sind. Sie planen nunihrerseits ein Sachbuch und ein TV-Feature zur Causa Lunapharm.

Ein gutes Jahr ist es her, dass das ARD-Magazin Kontrasteerstmals über einen griechischen Arzneimittelskandal berichtete: Demnach solleine griechische Apotheke in griechischen Kliniken gestohlene hochpreisigeArzneimittel, die überdies auf abenteuerliche Weise transportiert und gelagertwurden,  weiterverkauft haben – unteranderem an den Brandenburger Pharmahändler Lunapharm. Dieser wiederum veräußerte die Arzneimittelweiter an deutsche Apotheken und Großhändler. Der Fall sorgte bundesweit fürAufsehen und hatte auch einige politische Konsequenzen.

Mehr zum Thema

Arzneimittelsicherheit

Lunapharm-Affäre

Nun stellte sich GeschäftsführerinSusanne Krautz-Zeitel erstmals bei einem Pressegespräch den Fragen von Journalisten. Warum erst jetzt, ein Jahr nach demKontraste-Bericht? Das habe an der damaligen Beratungssituationgelegen, erklärte Klaus Kocks, der die Pressearbeit für Krautz-Zeitel übernommen hat. Man habe ihr in ihrer damailgen Beschuldigten-Stellung vonsolchen Gesprächen abgeraten. Nun sehe es aber anders aus.

Doch was hat die Geschäftsführerin des behördlich lahmgelegten Brandenburger Unternehmens nun zu sagen? Zunächst zitierte sie sich selbst, und zwar ihre Stellungnahme, die sie im vergangenen Jahr einen Tag nach der Ausstrahlungdes Kontraste-Beitrags abgegeben hat. Schon hier hatte sie sich von den Vorwürfen distanziert. Zwar habe es die Geschäftsbeziehung nachGriechenland gegeben – aber alles sei ganz regulär zugegangen. Im Februar 2017habe das zuständige Landesamt Lunapharm informiert, dass die vorgelegteGroßhandelserlaubnis der griechischen Apotheke ungültig sei. „Seitdem haben wirvon diesem Lieferanten keine Ware mehr bezogen“, so Krautz-Zeitel.  Vom Vorwurf gestohlener Arzneimittel wusste sienichts – dafür habe sie den Behörden Kooperation bei der Aufklärung angeboten. Ihrdamaliges Statement könne sie heute noch genauso verlesen, erklärte Krautz-Zeitelbeim heutigen Pressegespräch in Potsdam. Sie sei gutgläubig gewesen, was dieHandelsbefugnis ihres Geschäftspartners in Griechenland anging. Denn dieserformale Haken war aus ihrer Sicht das einzige Problem: Griechische Apotheken dürfen keinen Großhandel betreiben. Für die Geschäftsfrau ist das bis heutenicht verständlich: Jeder dürfe in Griechenland Arzneimittel in der Apothekebeziehen – warum nicht auch ein Pharmahändler wie Lunapharm? Zudem: Sie habesich die Apotheke in Griechenland angeschaut und sich davon überzeugt, dass essich um ein „supersauberes“ Unternehmen handelt. Krautz-Zeitel betonte auchheute immer wieder: Zu keinem Zeitpunkt seien Patienten gefährdet gewesen, allevon Lunapharm vertriebenen Arzneimittel seien von einwandfreier Qualitätgewesen.  „Jedes Arzneimittel, das ichhandelte, hätte ich bei mir selbst, meiner Mutter und meiner Tochter eingesetzt“.Die Vorwürfe zum Diebstahl und der Hehlerei sind noch von keinem Gerichtbestätigt – die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen