„Eigentlich nicht korrekt“: Curevac-Chef sieht Impfstoff zu Unrecht in der Kritik
Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 18. Juni 2021
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Curevac-Chef sieht Wirksamkeit des Impfstoffs zu Unrecht in Kritik
Freitag, 18. Juni, 07.16 Uhr: Die vorläufig geringe Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von Curevac steht nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden Franz-Werner Haas zu Unrecht in der Kritik. Kein anderes Vakzin sei an so vielen Virusvarianten getestet worden, sagte Haas im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
„Es ist faktisch eigentlich nicht korrekt, die Zahl der vorläufigen Wirksamkeit unseres Corona-Impfstoffs und die Zahlen zur Wirksamkeit anderer Impfstoffe nebeneinander zu stellen“, sagte Haas. In der Studie zum Corona-Impfstoffkandidaten CVnCov seien 29 Virusvarianten enthalten. Das ursprüngliche Virus, der Wildtyp, spiele kaum mehr eine Rolle. „Die Zahlen zur Wirksamkeit der anderen Impfstoffe sähen vermutlich anders aus, wenn man deren Studien zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt hätte.“ Christoph Schmidt/dpa/Archivbild Franz-Werner Haas, Vorstandsvorsitzender des biopharmazeutischen Unternehmens Curevac (Archivbild)
Curevac hatte am Mittwoch in einer Pflichtbörsenmitteilung bekanntgegeben, dass sein Corona-Impfstoff einer Zwischenanalyse zufolge eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung „jeglichen Schweregrades“ habe. Bei den anderen in der EU zugelassenen Präparaten liegt der Wert deutlich höher.
Das Tübinger Unternehmen möchte in den kommenden zwei bis drei Wochen die Analyse der Daten aus der finalen Studienphase abschließen. Dabei werde sich die Wirksamkeit des Impfstoffs nochmals verändern, zeigte sich Haas überzeugt. Sobald dies abgeschlossen sei, werde Curevac mit der EMA beraten, ob man noch weitere Daten benötige.
Die Mitteilung zur vorläufigen Wirksamkeit hatte einen drastischen Sturz des Börsenkurses von Curevac ausgelöst. Haas sagte dazu: „In unserem operativen Geschäft und auch bei unserer Liquidität hat sich seit Mittwoch nichts geändert.“
Das Unternehmen ist weiter überzeugt, seinen Impfstoff bis zur Zulassung zu bringen. Haas zufolge soll dem auch eine möglicherweise relativ geringe Wirksamkeit nicht im Weg stehen. „Angesichts der Pandemie kann es nur heißen: Wenn es einen wirksamen Impfstoff gibt, sollte dieser auch zum Einsatz kommen.“ Haas verwies dabei auch auf die zahlreichen Entwicklungsländer, in denen bislang kaum oder gar keine Corona-Impfstoffe verfügbar sind.
Curevac-Investor Dietmar Hopp glaubt auch weiter an das Unternehmen. „Ich bin zuversichtlich, dass Curevac erfolgreich sein wird“, sagte er der Heidelberger „Rhein-Neckar-Zeitung“ (Freitag). Dem Portal merkur.de sagte Hopp, er bleibe „auf alle Fälle als Investor erhalten.“ „Ich glaube felsenfest an das Unternehmen“, fügte er hinzu.
Der Bund hält ebenfalls an seiner Beteiligung an Curevac fest, wie das Wirtschaftsministerium am Donnerstag erklärte. Der Bund war im vergangenen Jahr über die Aufbaubank KfW mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen und hält laut KfW damit einen Anteil von 16 Prozent. Dabei hat die Bundesregierung aber keinen Einfluss auf das operative Geschäft, erklärte die Ministeriumssprecherin.
Experte: Curevac-Vakzin so wenig wirksam, weil es nicht hoch genug dosiert werden konnte
14.01 Uhr: Die niedrige Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von Curevac ergibt sich laut dem Virenexperten Peter Kremsner daraus, dass das Vakzin nicht hoch genug dosiert werden konnte. Das wiederum habe daran gelegen, dass die einzelnen Bestandteile nicht chemisch modifiziert worden seien, sagte der Leiter der Impfstoff-Studie des Tübinger Biotech-Unternehmens dem SWR am Donnerstag. Christoph Schmidt/dpa Curevac Impfstoff.
Eigentlich sei dies immer als Vorteil gepriesen worden, wahrscheinlich sei das jetzt der Hauptnachteil: "Das heißt, wir konnten nicht hoch genug dosieren wie das die anderen gemacht haben." Die anderen Impfstoffhersteller hätten 30 und 100 Mikrogramm verabreicht. "Mit der Curevac-Impfung konnten wir nur 12 Mikrogramm geben. Dann wurde es zu unverträglich, wenn man weiter höher dosiert hat."
Das Unternehmen hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass sein Vakzin nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung "jeglichen Schweregrades" zeigt. Damit habe es die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien nicht erfüllt.
Digitaler Impfpass: Nachweis für geimpfte Genesene kommt Ende Juni
12.22 Uhr: Von Covid-19 Genesene können ihren Status ab Ende Juni in Corona-Warn-App (CWA) und CovPass-App hinterlegen. Dann sollen auch Genesene mit Impfung ihren Schutzstatus digital nachweisen können, erklärte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Die Funktionen würden mit der nächsten Entwicklungsstufe beider Apps nachgelegt. Auch das Austellungssystem für die Zertifikate bei Apotheken, Impfzentren und Arztpraxen soll dann diesen Fall abbilden können.
Aktuell können Betroffene noch nicht auf regulärem Weg an einen digitalen Nachweis kommen. Grund dafür sind nach Angaben des BMG zunächst einmal technische Fragen. Genesene mit Impfung seien bei der europäischen Lösung von Anfang an mitbedacht worden, erklärte ein Sprecher. Es sei aber noch nicht geklärt, auf welche Art in diesem Fall ein Nachweis erbracht werden kann.
Das liege laut BMG unter anderem auch daran, dass innerhalb Europas mit Genesenen beim Impfen nicht einheitlich verfahren werde. Während sie in Deutschland momentan für nur eine Impfung vorgesehen seien, erhielten sie in manchen anderen europäischen Ländern zwei Impfdosen. Stand 17. Juni sind in Deutschland laut Robert Koch-Institut rund 3,7 Millionen Menschen an Covid-19 erkrankt oder haben eine Infektion überstanden.
Bund gibt Entwarnung: Curevac-Debakel hat keine Auswirkungen auf Tempo der Impfkampagne
12.07 Uhr: Der Rückschlag der Tübinger Biopharmafirma Curevac bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs bringt die Impfkampagne in Deutschland laut Bundesregierung nicht durcheinander. "Eine Auswirkung auf das Tempo unserer Impfkampagne hat diese Mitteilung nicht", sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Donnerstag in Berlin. Die Nachrichten über vorläufige Studienergebnisse könne das Ministerium nicht kommentieren. Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild Das Logo der Tübinger Pharmafirma Curevac an der Unternehmenszentrale.
Curevac hatte mitgeteilt, dass sein Impfstoffkandidat in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung erzielt habe. Damit habe er vorgegebene Kriterien nicht erfüllt. Ursprünglich hatte das Tübinger Unternehmen den Impfstoff schon im Juni zugelassen spritzen wollen.
Die Bundesregierung hatte den Curevac-Impfstoff ursprünglich in der Impfkampagne eingeplant. Nach den damaligen Lieferprognosen erwartete das Gesundheitsressort im März für das gesamte Jahr 323,7 Millionen Impfdosen. Davon sollten 24,5 Millionen von Curevac kommen. Fürs zweite Quartal war mit 1,4 Millionen Curevac-Dosen gerechnet worden. Zum Vergleich: 50 Millionen Dosen sollen allein von Biontech/Pfizer in dem Zeitraum kommen. Aktuell rechnet das Ministerium ausweislich seiner im Internet veröffentlichten Listen nicht mehr mit Lieferungen durch Curevac.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte im Februar ein schnelles Prüfverfahren für den Impfstoff der Tübinger Firma gestartet. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hatte im April eine deutsche Notfallzulassung gefordert und die Prüfungen als bürokratisch kritisiert. Nach Angaben vom Mai schreibt Curevac aufgrund hoher Forschungskosten für den Corona-Impfstoff rote Zahlen. Damals hatte Curevac die Zulassung noch im Juni erwartet. Der Impfstoff sollte ab Anfang Juni in einer Studie in Großbritannien auf seine Sicherheit und Wirksamkeit als Booster-Impfung überprüft werden. Mit Booster-Impfungen soll ein Schutz einige Zeit nach einer abgeschlossenen Impfung aufgefrischt werden.
Impfzentrum muss für zwei Tage schließen, weil es zu wenig Impfstoff gibt
11.13 Uhr: Der Kreis Viersen schließt sein Impfzentrum kommende Woche Donnerstag und Sonntag, weil es zu wenig Impfstoff gibt. Wie der Kreis mitteilte, gebe es nur wenige Dosen für Erstimpfungen. Für Zweitimpfungen seien ebenfalls nur wenige Termine an den beiden Tagen vergeben worden. Der "Aufwand für den Betrieb" sei daher nicht gerechtfertigt, teilte der Kreis mit. Die 368 Menschen, die am Donnerstag geimpft worden wären sowie die 71 Impflinge vom Sonntag bekommen einen neuen Termin.
Hunderte Ärzte in Indonesien mit Corona infiziert – trotz Sinovac-Impfung
09.56 Uhr: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, haben sich in Indonesien knapp 350 Ärzte mit dem Coronavirus infiziert, obwohl sie zuvor mit dem Vakzin von Sinovac geimpft wurden. Dutzende Mediziner müssten im Krankenhaus behandelt werden, hätten hohes Fieber oder Atemprobleme. Die meisten Betroffenen würden jedoch keine Symptome zeigen und befänden sich zu Hause in Quarantäne. In der Region Kudus, in der sich der Vorfall ereignete, gibt es aktuell einen Corona-Ausbruch. Dieser wird von der Delta-Variante, die als besonders ansteckend gilt, dominiert.
Moskaus Bürgermeister ordnet Impfpflicht für Dienstleistungssektor an
08.25 Uhr: Angesichts der anhaltenden Corona-Krise in Russland hat Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin eine Impfpflicht für Beschäftigte des Dienstleistungssektors angeordnet. "Wir müssen einfach alles tun, um so schnell wie möglich Massenimpfungen durchzuführen und diese schreckliche Krankheit zu stoppen", teilte Sobjanin am Mittwoch mit. Er verwies auf einen "dramatischen" Anstieg der Neuinfektionen. Die branchenbezogene Impfpflicht in Moskau ist die erste in Russland. Präsident Wladimir Putin hat seine Landsleute zwar aufgefordert, sich impfen zu lassen, lehnt jedoch eine Pflicht dazu ab. Pavel Golovkin/AP/dpa
Russland ist eines der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder. Die Impfkampagne geriet zuletzt ins Stocken, während die Corona-Fallzahlen landesweit wieder anstiegen. Im ganzen Land wurden am Mittwoch mehr als 13.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages gemeldet, in Moskau waren es knapp 5800.
Um den Anstieg der Infektionszahlen in der Hauptstadt zu bremsen, hatte Sobjanin in den vergangenen Tagen eine Reihe von Maßnahmen verhängt. So erklärte er diese Woche per Dekret für arbeitsfrei; lediglich systemrelevante Berufe sind davon ausgenommen. Zudem ließ er alle öffentlichen Spielplätze bis Sonntag sperren. Als Motivation für eine Impfung gegen das Coronavirus rief er zudem eine Auto-Tombola ins Leben. Von den rund 13 Millionen Einwohnern der Hauptstadt sind bislang lediglich 1,8 Millionen geimpft.
Rückschlag für Curevac: Tübinger Impfstoff-Kandidat verfehlt Erfolgskriterien
Donnerstag, 17. Juni, 07.14 Uhr: Rückschlag für einen Hoffnungsträger der Impfkampagne in Deutschland: Im Rennen um die Markteinführung eines weiteren hochwirksamen Corona-Impfstoffs hat die Tübinger Biopharmafirma Curevac einen empfindlichen Dämpfer publik gemacht. Das Unternehmen musste am späten Mittwochabend in einer Pflichtbörsenmitteilung einräumen, dass der eigene Impfstoffkandidat CVnCoV in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Corona-Erkrankung "jeglichen Schweregrades" erzielt habe. Damit habe er die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien nicht erfüllt.
Der Curevac-Impfstoffkandidat befindet sich schon seit Dezember – also seit rund einem halben Jahr – in der finalen und damit zulassungsrelevanten 2b/3-Studienphase. Während zahlreiche Konkurrenten ihre Vakzine längst auf den Markt gebracht haben, sammelt Curevac nach wie vor Daten. Ob Curevac nun überhaupt absehbar – und wenn, wann – liefern kann, bleibt vorerst unklar.
Die Bundesregierung hatte den Curevac-Impfstoff Berichten zufolge lange für die zweite Jahreshälfte eingeplant, auf der jüngst vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Liste der Impfstoff-Lieferplanungen fehlte das Unternehmen aber bereits. Zuletzt hatte die Plattform "Business Insider" berichtet, es habe noch Ende Mai in internen Lieferprognosen der Bundesregierung geheißen, dass von Curevac bis Jahresende eine zweistellige Millionenmenge an Impfstoffdosen erwartet werde. Michael Rennertz/Landesregierung
Angesichts der massiven Zeitverzögerung hatte die Firma zuletzt nicht nur ihre Aktionäre immer wieder vertröstet. Bis Anfang Juni hatte es geheißen, das Unternehmen erwarte – abhängig von den klinischen Studiendaten – die Zulassung seines Impfstoffkandidaten in der EU zumindest noch im zweiten Quartal. Doch kurz darauf wurde bekannt, dass sich das Verfahren weiter verzögern werde. Zuletzt war darüber spekuliert worden, der Curevac-Impfstoff könne möglicherweise im August in der EU zugelassen werden. Auch diese Aussichten könnten sich nach Bekanntwerden der neuen Daten erledigt haben. Die Anleger reagierten zeitweise panisch: Der Curevac-Börsenkurs sackte im nachbörslichen US-Handel am Mittwoch um mehr als die Hälfte ab.
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Zur Frage, wie es mit dem bisherigen Impfstoffkandidaten nun weitergehen soll, äußerte sich Curevac in der Mitteilung nicht im Detail. Allerdings lud das Unternehmen "interessierte Parteien" für Donnerstag (14 Uhr) zu einer Telefonkonferenz ein. Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas teilte mit, man habe auf stärkere Ergebnisse in der Zwischenanalyse gehofft. Man wolle die laufende Studie aber dennoch bis zur finalen Analyse fortsetzen. "Die endgültige Wirksamkeit könnte sich noch verändern." SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schrieb auf Twitter: "Schade, das Team aus Tübingen hätte Erfolg verdient gehabt."
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