Desinfektion von N95-Atemschutzmasken
Ein kanadisches Forscherteam hat herausgefunden: Eine Wiederverwendung von N95-Atemschutzmasken nach einer thermischen Desinfektion könnte eine kostengünstige Lösung für Krankenhäuser darstellen.
Noch immer ist die Nachfrage nach Atemschutzmasken groß. Doch auch Monate nach dem COVID-19-Pandemieausbruch mangelt es in manchen Bereichen an hochwertigem Atemschutz. Die größte Infektionsgefahr besteht für Personal im Gesundheitswesen, das förderte jüngst auch eine Kohortenstudie mit Ärzten und Pflegekräften mit Patientenkontakten, publiziert in Lancet, zutage. Sie hatten trotz Schutzkleidung ein höheres Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, als andere Personen.
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Im medizinischen Bereich ist der Bedarf an Atemschutz besonders groß. Bereits Anfang Mai waren in Deutschland mehr als 10.000 Beschäftigte im Gesundheitswesen mit COVID-19 infiziert. Personen aus dem medizinischen Bereich sind besonders auf Atemschutzmasken vom Typ N95 angewiesen. Diese Art von Maske hat eine teilchenfiltrierende Funktion und schützt den Träger vor Viren. Eigentlich müsste dieser Mundschutz nach einmaligen Tragen entsorgt werden. Doch in Zeiten von Lieferengpässen sieht sich das Krankenhauspersonal weltweit gezwungen, diese länger zu tragen – manchmal sogar eine einzige Maske für die gesamte Schicht. Die Gefahr hier: Auf der Oberfläche der Maske sammeln sich Viren, die sowohl den Träger als auch den Patienten infizieren können. Wenn ein häufiger Wechsel nicht möglich ist, stellt sich die Frage, ob eine Wiederverwendung des Mundschutzes durch Desinfektion erreicht werden kann.
70 °C Wärme genügen
Dazu hat ein kanadisches Team um Dr. Gregory Borschel vom Institute of Biomaterials and Biomedical Engineering an der Kinderklinik „SickKids“ eine Studie durchgeführt. SIe veröffentlichten ihre Ergebnisse Ende Juli im Canadian Medical Association Journal (CMAJ). Getestet wurden vier verschiedene Typen der N95-Masken (8110, 9105, 8210 und 1860 von 3M). Das Team unterzog die Masken einer thermischen Desinfektion bei 70 °C für 60 Minuten. Dabei wurde die Luftfeuchtigkeit variiert zwischen 0 Prozent, 25 Prozent, 40 Prozent und 50 Prozent. Vorher wurde der Mundschutz mit SARS-CoV-2 versetzt. Als Kontrollprobe dienten Atemschutzmasken, die ebenfalls mit dem Virus inokuliert, jedoch keiner thermischen Wärmebehandlung unterzogen wurden. Dies erfolgte in einem Labor der Biosicherheitsstufe 3.
Anschließend wurde bewertet, ob eine Inaktivierung von SARS-CoV-2 gelungen war. Dazu wurden die gewonnenen infektiösen Viruspartikel in 300 μl Transportmedium für 30 Minuten eingeweicht. Es folgte eine Titration der Flüssigkeit. Das Ergebnis: Nach einer Wärmebehandlung bei 70 °C für 60 Minuten konnte in keiner der zuvor mit dem Virus versetzten Atemschutzmasken infektiöses SARS-CoV-2-Material nachgewiesen werden. Im Vergleich dazu: Die Schutzmasken, die keiner thermischen Wärmebehandlung unterzogen worden waren, zeigten eine hohe Zahl an SARS-CoV-2 auf der Oberfläche. Dies gilt für alle vier Arten der getesteten Masken. Angemerkt wurde jedoch, dass 155 statt vier Masken pro Gruppe hätten getestet werden müssen, um eine Nicht-Unterlegenheit sicher nachweisen zu können.
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