Covid kann bei Kindern gefährliches PIM-Syndrom auslösen – Forscher wissen jetzt, warum
Es ist die Ausnahme, dennoch können auch Kinder schwer an Covid-19 erkranken. Wie australische Wissenschaftler jetzt feststellten, haben Betroffene bestimmte Marker im Blut. Die Entdeckung könnte die Covid-Diagnose und -Therapie verbessern.
In seltenen Fällen können auch Kinder schwer an Covid-19 erkranken. Das Virus schädigt ihre Lunge, in manchen Fällen auch die Gefäße und das Herz. Woran das liegt, haben Wissenschaftler nun untersucht. Ihre Erkenntnisse könnten künftig dabei helfen, Kinder vor schweren Folgeschäden der Infektion zu bewahren.
Gefährlicher Covid-Verlauf bei Kindern selten, aber möglich
Australische Forscher verglichen das Blut von schwer an Covid erkrankten Kindern mit dem von gesunden. Dazu analysierten sie zunächst 34 Proben von Kindern, welche in Folge ihrer Corona-Infektion entweder unter einem
- PIM-Syndrom oder
- einem akuten Atemnot-Syndrom
litten.
Ein PIM-Syndrom (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) kennzeichnet die Entzündung mehrerer Organe. Dazu zählen etwa die Haut, die Schleimhäute, Herz, Lunge, der Magen-Darm-Trakt, Leber und Nieren. Es kann in Folge einer Corona-Infektion auftauchen und macht sich laut „Kinderärzte im Netz“ auch durch Nacken- und Halsschmerzen bemerkbar. Es wird auch als Multisystem-Entzündungssyndrom (Multisystem Inflammatory Syndrome; MIS-C) bezeichnet.
Das akute Atemnotsyndrom (Acute Respiratory Distress Syndrome; ARDS) bezeichnet eine lebensgefährliche Erkrankung, bei der die Lungen nicht mehr richtig arbeiten können. Wie die „European Lung Foundation“ erklärt, können Krankheiten wie Covid-19 zu einem Flüssigkeitsstau in der Lunge und letztlich zum Kollaps der Lungenbläschen führen. Dadurch ist die Lunge nicht länger in der Lage, Sauerstoff und Kohlendioxid auszutauschen. Es kann zu weiteren Organschäden kommen.
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Forscher analysieren Blut von Covid-kranken Kindern
Die Blutproben verglichen die Wissenschaftler des Murdoch Children's Research Institute (MCRI) anschließend mit denen von 20 gesunden Kindern. Dabei stellten sie fest, dass die von den beiden gefährlichen Syndromen betroffenen Kindern etwas gemeinsam hatten: Ihr Blut wies jeweils bestimmte Proteine auf, die bei den gesunden Kindern fehlten. Davon standen
- 85 Proteine in Verbindung mit PIMS und
- 52 Proteine in Verbindung mit ARDS.
Anhand dieser spezifischen Proteine konnten sie ausmachen, dass vor allem die Blutgerinnung sowie die Reaktion von Proteinen im Immunsystem auf das Virus schwere Erkrankungen verursachten.
Damit entdeckten die Wissenschaftlern einen wichtigen Zusammenhang. „Kinder sind im Allgemeinen weniger anfällig für Covid-19 und weisen mildere Symptome auf“, zitiert „Scitechdaily“ den MCRI-Forscher Conor McCafferty. „Aber es blieb bisher unklar, was dazu führte, dass einige eine sehr schwere Krankheit entwickelten.“ Die neue Untersuchung sei demnach „die erste, die die spezifischen Blutgerinnungs- und Immunproteinwege aufdeckte, die bei Kindern mit Covid-19 betroffen waren, die schwerwiegende Symptome entwickelten.“ Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachblatt „Nature“.
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Erkenntnisse könnten Covid-Therapie bei Kindern verbessern
Den Forschern ist bewusst, dass es sich bislang nur um eine kleine Anzahl an untersuchten Teilnehmern handelt. Allerdings hätten sie mit ihren Erkenntnissen die „Grundlage für weitere Forschung geschaffen“.
Das Wissen um diese spezifischen Proteine könnte demnach sowohl die Diagnose als auch die Therapien bei Covid-19 künftig deutlich verbessern. Etwa könnten die Krankheiten anhand der Marker im Blut schneller und frühzeitig festgestellt werden. Zudem könnten Kinder speziell behandelt werden, mithilfe von Spenderblut, um die Risiken von schweren Langzeitsschäden an Herz und Gefäßen zu verringern.
Generell gilt allerdings, dass schwere Erkrankungen in Folge von einer Corona-Infektion bei Kindern sehr selten sind. Etwa gibt die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie an, bis zum 24. April 2022 seien in Deutschland 840 Fälle des PIM-Syndrom aufgetreten. Laut „infektionsschutz.de“ kam PIMS damit bei etwa drei von 10.000 Kindern mit einer Corona-Infektion vor.
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