Besser als nichts
DasMenü, das Gesundheitsminister Spahn den Apothekern aufgetischt hat, bietetangesichts der großen Erwartungen zu kleine Portionen und ist schlimmstenfallssogar vergiftet. Doch es enthält mit Honoraren für zusätzliche Dienstleistungenauch einen Überraschungskeks mit einem ganz neuen Geschmack. Für die Apotheker,die so lange darauf gewartet haben, erscheint das immerhin besser als nichts,meint Thomas Müller-Bohn in einem Kommentar.
Mitdem angekündigten Boni-Deckel stünden die Apotheken auf einem löchrigenFundament. Werden sich ausländische Versender daran halten? Droht früher oderspäter ein neues Verfahren vor dem EuGH? Die Selbstzahler werden bei einersozialrechtlichen Regelung gleich aufgegeben. Das alles ist eine bittere Kröte,die die Apotheker schlucken sollen, aber es erscheint besser als der derzeitigeSchwebezustand. Das Verbot von Selektivverträgen ist eine wichtige Absicherung.Doch schlimmstenfalls könnte ein Boni-Deckel zur neuen Sollbruchstelle für diePreisbindung in Deutschland werden und einen Ansatzpunkt für Klagen deutscher Versandapothekenschaffen. Das wird davon abhängen, wie rechtssicher die gewählte Formulierungist. Doch wer will das vorher so genau erkennen?
Mehr zum Thema
Eckpunkte des BMG
Das sind Spahns Pläne für den Apothekenmarkt im Detail
Liberalisierung in Italien
Marktanteil-Obergrenze für Apothekenketten
NeueStruktur für Dienstleistungshonorar
DieErhöhung des Notdiensthonorars reicht weder als Kompensation für den Wettbewerbmit dem Versand noch als Ersatz für die ausbleibende Anpassung des Festzuschlags.Doch niemand wird sich über mehr Geld beklagen. Das zusätzliche Geld für Dienstleistungenwirft einige Fragen auf. Neue Aufgaben verursachen neue Kosten und der Lohndafür ist keine Entschädigung für irgendwas. Darum sollte das zusätzliche Geld zumindestteilweise genutzt werden, um etablierte Leistungen zusätzlich zu honorieren,beispielsweise den Botendienst, Rückfragen beim Arzt und besonders intensiveBeratungsleistungen. Auch diese Variante zu ermöglichen, könnte ein wichtigerAspekt für die jetzt anstehenden Gespräche über Details sein. Dass dieApotheker selbst über die Verteilung entscheiden sollen und die Finanzierungnach dem Vorbild des Nacht- und Notdienstfonds gesichert werden soll, machtdabei Hoffnung. Denn erstens muss um jeden Euro gekämpft werden, auch wenn ernicht über das System entscheidet. Und zweitens entsteht mit der Verteilungdieser Honorare in Apothekerhand eine neue zukunftsweisende Struktur, die nochhilfreich werden könnte.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen