Zahlen, Ausbreitung, Ursache: Die größten Fragen zum Coronavirus – und was wir dazu wissen
Das Coronavirus breitet sich immer weiter aus, die Zahlen der Infizierten ändern sich rapide. Mittlerweile ist der Erreger in mehr als zwei Dutzend Ländern aufgetreten. Forscher suchen unter Hochdruck nach Impfstoffen und Medikamenten. Was wir zum jetzigen Zeitpunkt über das Virus wissen.
Mehr als 43.000 Menschen haben sich weltweit mit dem Coronavirus, auch 2019-nCoV genannt, angesteckt, die meisten (42.658) in China. Diese Zahlen zeigt eine aktuelle Grafik der Johns Hopkins Universität in Baltimore, USA. Etwas weniger Fälle, nämlich 42.968, meldet die WHO Stand 11. Februar 10 Uhr weltweit.
1018 Menschen sind an dem neuartigen Erreger gestorben, fast alle in China. Mehr als vier Mal so viele Menschen (4228) haben sich schon komplett von dem Virus erholt.
Das Robert Koch Institut (RKI) bezeichnet die derzeitige Lage als „sich sehr dynamisch entwickelnde und ernst zu nehmende Situation“. Weiter heißt es, die Gefahr für Deutschland werde weiterhin gering eingeschätzt, es sei allerdings offen, ob es gelingen werde, die weltweite Ausbreitung des Erregers einzugrenzen.
In welchen Ländern ist das neuartige Coronavirus bereits aufgetreten?
Die überwiegende Mehrheit der mit dem Coronavirus-Infizierten befindet sich derzeit in China. Als Risikogebiete wurden laut RKI eingestuft:
- die chinesische Provinz Hubei (inkl. Stadt Wuhan)
- Stadt Wenzhou
- Stadt Hangzhou
- Stadt Ningbo
- Stadt Taizhou
- Provinz Zhejiang
Neben China ist 2019-nCoV auch in mehr als zwei Dutzend weiteren Ländern angekommen – die Fallzahlen sind in diesen Ländern gering:
- Singapur (45 bestätigte Fälle)
- Thailand (32)
- Südkorea (28)
- Japan (26)
- Malaysia (18)
- Taiwan (18)
- Australien (15)
- Vietnam (15)
- Deutschland (14)
- USA (13)
- Frankreich (11)
- Macau (10)
- Vereinigte Arabische Emirate (8)
- UK (8)
- Kanada (7)
- Italien (3)
- Philippinen (3)
- Indien (3)
- Russland (2)
- Spanien (2)
- Nepal (1)
- Kambodscha (1)
- Belgien (1)
- Finnland (1)
- Schweden (1)
- Sri Lanka (1)
Wie kommen die Ärzte auf der Suche nach Medikamenten und Impfstoffen voran?
Bisher haben Ärzte und Wissenschaftler noch kein Therapeutikum entwickeln oder identifizieren können, dass die Coronaviren spezifisch angreift. Es gibt zwar verschiedene, bereits bekannte Arten von Coronaviren – beispielsweise das Sars-Virus – allerdings sind diese sehr unterschiedlich, weshalb es schwer ist, ein Medikament zu entwickeln, was gegen alle diese Erreger hilft.
Momentan setzen Mediziner bereits bekannte Virusmedikamente im Kampf gegen 2019-nCoV ein. Besonders erfolgversprechend scheint das in der EU zur Behandlung von Ebola zugelassene Medikament Remdesivir zu sein.
Mediziner am China-Japan Friendship Hospital in Peking haben bereits zwei klinische Studien begonnen. Dabei wollen sie zwei Gruppen von Patienten behandeln: Eine umfasst Patienten mit mildem oder mittelschwerem Verlauf, die andere solche mit einer schweren Lungenentzündung. Sie sollen Remdesivir oder ein Placebo erhalten. Bis April sollen die Ergebnisse vorliegen.
Weitere Optionen in der Therapie könnten nach derzeitigem Stand unter anderem folgende Medikamente sein, die zum Teil bereits in klinischen Studien getestet werden:
- Lopinavir und Ritonavir: Diese Kombination ist in der EU für die HIV-Behandlung zugelassen.
- Ribavirin: Ein Medikament gegen chronische Hepatitis C.
- Darunavir und Cobicistat: Wird zur Therapie von HIV-Infektionen genutzt
- Steroide
Um die Infektionszahl einzudämmen, arbeiten Wissenschaftler derzeit zudem mit Hochdruck an der Entwicklung von Impfstoffen, darunter auch an zwei deutschen Standorten. Die Biotechfirma CureVac in Tübingen etwa entwickelt gerade einen mRNA-Impfstoff. Auch am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) arbeiten Forscher an einem Impfstoff. Es dauere allerdings mindestens ein Jahr, bis klar sei, ob er wirke und sicher sei, schätzt Stephan Becker, Direktor des Instituts für Virologie an der Philipps-Universität Marburg und dem DZIF.
In China läuft die Impfstoffentwicklung ebenfalls an verschiedenen Standorten. Mehrere Institute sind nach Angaben von Staatsmedien parallel von der Regierung beauftragt worden.
Das Krankenhaus der Shanghaier Tongji-Universität arbeitet laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua gemeinsam mit dem Unternehmen Stermirna Therapeutics wie die Tübinger Wissenschaftler an einem neuen mRNA-Impfstoff. Die Herstellung der Proben würde laut Unternehmensangaben nicht länger als 40 Tage dauern. Sie würden dann zu Testzwecken verschickt und so schnell wie möglich in die Kliniken gebracht.
An Impfstoffen forschen laut einem Bericht der Tageszeitung „China Daily“ aber auch die Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten der Provinz Zhejiang und der Hauptstadt Peking. Wie schnell ein Impfstoff entwickelt sein könnte, wird von chinesischen Experten aber unterschiedlich eingeschätzt.
Wie wurde das Virus auf den Menschen übertragen?
Derzeit wird vermutet, dass 2019-nCoV von Wildtieren stammt. Die ersten Erkrankten sollen sich auf einem Markt in Wuhan Ende Dezember 2019 angesteckt haben. Als mögliche Überträger rückten zunächst Schlangen oder Fledermäuse in den Blickpunkt. Das neueste Forschungsergebnis von Biologen der South China Agricultural University in Guangshou deuten nun allerdings auf ein Pangolin als Überträger hin.
Die Forscher hatten das Erbgut von Coronaviren aus Pangolinen mit dem von 2019-nCoV verglichen, das aus Proben erkrankter Patienten stammte. Dabei fanden sie eine Übereinstimmung von 99 Prozent. Dieses Ergebnis trugen sie dem Wissenschaftsjournal „Nature“ zufolge vor wenigen Tagen auf einer Pressekonferenz vor, die Daten sind jedoch noch nicht vollständig veröffentlicht.
Was sind typische Symptome?
Die Symptome der neuen Lungenkrankheit ähneln der einer Grippe. Typische erste Anzeichen sind:
- Fieber
- trockener Husten
- Kurzatmigkeit
- Atemnot
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit
Weil das Virus die unteren Atemwege infiziert, haben Betroffene jedoch keinen Schnupfen.
Wie wird das Virus von Mensch zu Mensch übertragen?
Der Erreger wird offenbar sowohl über Tröpfchen- als auch über Schmierinfektion übertragen. Ob 2019-nCoV auch über das Verdauungssystem verbreitet werden kann, ist bislang noch nicht geklärt.
Wie schützen Sie sich?
Auch der Schutz vor dem neuartigen Coronavirus gleicht dem bei einer Grippe. Wer sich und andere schützen möchte, sollte darauf achten:
- sich bewusst mehrmals am Tag die Hände zu waschen (20 Sekunden lang)
- Hände zu desinfizieren, wenn Wasser und Seife gerade nicht greifbar sind
- sich nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht zu fassen
- einen Abstand von einem Meter zu seinem Gegenüber zu einzuhalten
Auch Kinder sollten sensibilisiert werden, besser auf Handhygiene zu achten, und in die Armbeuge zu niesen oder zu husten.
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