Tödliche Litschi-Seuche: 47 Kinder sterben an seltener Hirnkrankheit
Der indische Bundesstaat Bihar ist der größte Litschi-Produzent des Landes. Doch die süße Frucht birgt für die Kinder der Region eine tödliche Gefahr. In zwei Krankenhäusern der Stadt Muzaffarpur starben Medienberichten zufolge in drei Wochen mindestens 47 Kinder an einer Hirnerkrankung, die mit dem Konsum von Litschis zusammenhängen könnte.
Insgesamt sind Ärzten zufolge seit Anfang Juni sogar mehr als 179 Kinder unter zehn Jahren an der sogenannten Enzephalitis erkrankt, die eine Schwellung des Gehirns hervorruft. Die indische Regierung in Delhi hat ein Team von Experten in die Region entsandt, um die Situation einzuschätzen. Als wahrscheinliche Ursache für die tödliche Epidemie gilt ein Gift in der noch unreifen Litschi-Frucht.
Tödliches Phänomen zur Litschi-Saison
Massenhafte Enzephalitis-Erkrankungen unter Kindern treten in Bihahr immer wieder auf – und zwar stets zur Erntezeit der Litschi-Früchte. Den Zusammenhang entdeckten US-Forscher im Jahr 2014, als sie eine besonders tödliche Enzephalitis-Welle untersuchten. Die Ergebnisse haben sie unter anderem 2017 im Fachblatt „The Lancet Global Health“ veröffentlicht.
In der Litschi-Saison 2014, in der 150 Kinder an der Hirnerkrankung starben, untersuchten die Forscher insgesamt 390 erkrankte Patienten in zwei Krankenhäusern in Muzaffarpur. Die Kinder hatten in der Regel in den 24 Stunden vor der Erkrankung Litschis gegessen, aber kein richtiges Abendessen gehabt. Zudem litten sie an Unterzuckerung, was sich dadurch erklärt, dass Litschis die Aminosäure Hypoglycin enthalten, die den Körper daran hindert Glukose zu bilden.
Bihar gilt als die ärmste Region Indiens, im Sommer wird es dort über 40 Grad heiß. Viele Kinder sind unterernährt, was einerseits ihren Hunger auf die Früchte erklärt und sie andererseits anfällig für Krankheiten macht. Das gleiche Phänomen wie in Bihar beobachteten Wissenschaftler auch in Jamaika, wo es zur Erntezeit der Akee-Frucht ebenfalls zum Ausbruch von Enzephalitis unter Kindern kommt. Gesunde und nicht mangelernährte Kinder sind den Forschern zufolge nicht betroffen.
Quellen: CNN / Independent / The Lancet Global Health
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