Was ist Faszientraining und welche Auswirkungen hat es wirklich?

Mittlerweile findet man sie in jedem Fitnessstudio, im Sporthandel oder sogar im Supermarkt: Faszienrollen, -bälle, sowie Bücher und DVDs zum Thema Faszien. Das Versprechen ist dabei groß: Faszientraining soll den gesamten Körper stärken, die Regeneration der Muskulatur beschleunigen und sogar Cellulite entgegenwirken. Das Resultat: weniger Schmerzen, mehr Beweglichkeit und ein rundum verbessertes Wohlbefinden. Doch was kann das Training wirklich?

Ursprung des Faszientrainings

Die Bezeichnung Faszien ist neu, die Bedeutung dahinter jedoch nicht. Bisher zählte man die Faszien zum Bindegewebe. Aber was sind Faszien eigentlich und welche Funktionen haben sie in unserem Körper?

Neue Forschungserkenntnisse


Sport macht tatsächlich schlau – so hilft Bewegung unserem Kopf

Die internationale Fascia Research Society beschreibt den Teil des Bindegewebes, welcher als Faszien bezeichnet wird als "Hülle, Schicht oder eine andere zerlegbare Ansammlung von Bindegewebe, die sich unter der Haut bildet, um Muskeln und andere innere Organe zu befestigen, einzuschließen und zu trennen". Demnach dienen sie der Stabilität und dem Halt, stützen Organe und Muskulatur bei abrupten Bewegungen und Sprüngen. Zudem speichern sie rund ein Viertel des Körperwassers und versorgen Zellen und Organe mit Nahrung. Die Bindegewebsstruktur selbst enthält sogar Abwehr- und Lymphzellen, sowie zahlreiche Schmerzrezeptoren, die Signale direkt ans Gehirn senden können.

Innere Organe können Teil der Schmerzkette sein

Sogar innere Organe sind Teil der Faszien-Schmerz-Kette. Die Leber ist über das Zwerchfell mit dem Brustkorb verbunden und an der Brustwirbelsäule befestigt. Ist das dortige Gewebe verdreht und verklebt, kann das zu Problemen führen. Zudem können Magen-, Blasen- und Darmbeschwerden auf verdrehte Faszien zurückzuführen sein.

Aber das ist nicht alles. Faszien sind aufgrund ihrer schergitterartigen Struktur aus Kollagenfasern reißfest und elastisch, sind dabei leicht wie eine Feder. So finden Muskelkontraktionen und mechanische Kraftübertragung problemlos statt.

Verklebte Faszien können sich in Form von Schmerzen, Verspannungen und Muskelkater zeigen

Verkleben die Faszien durch Lebensumstände wie anhaltenden Stress, das Alter, Verletzungen oder Trainingsmangel, stockt der Austausch von Gewebeflüssigkeit. Entsprechend werden Abfallprodukte wie Entzündungsbotenstoffe oder Milchsäure nicht ausreichend abgebaut. Um das zu verhindern, sollten sie regelmäßig bewegt werden.

Mithilfe von speziellen Übungen lässt sich das Bindegewebe aktivieren. Zahlreiche Hersteller produzieren dafür spezielle Faszienrollen und -bälle und DVDs zur Anleitung. Mittlerweile werden Faszienmassagen sogar von Physiotherapeuten angeboten. Jedoch hat sich gezeigt, dass ein isoliertes Training des Bindegewebes nicht möglich ist.

Faszien profitieren von fast jeder Art der Bewegung

"Wann immer ich mich bewege, trainiere ich Muskel und Faszien zusammen", so Dr. Jan Wilke, der am Institut für Sportwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt zum Thema Faszien forscht, gegenüber der "Apotheken-Umschau".

Leicht federnde bis explosiv-dynamische Bewegungen wie Hüpfen, Springen und Schwingen sind Reize und würden dabei die Faszien besonders gut stimulieren. Ein positiver Effekt auf das Bindegewebe konnte aber auch in der Nutzung der Faszienrolle festgestellt werden.

Falsche Faszienmassage kann Schaden anrichten

Aber Vorsicht: Wendet man entsprechende Hilfsmittel zur Faszienmassage falsch an, wird beim Ausrollen der Wade der komplette venöse Rückfluss unterbrochen. Dadurch wird kein Blut vom Bein in die obere Körperhälfte transportiert. Noch ist unklar, ob dabei sogar Venenklappen Schaden nehmen können. Anfänger sollten sich deswegen von einem Physiotherapeuten oder Faszientrainer beraten lassen.

Allgemein kann man sagen, dass sich effektives Faszientraining aus drei Komponenten zusammensetzt: Federnde Bewegungen wie Sprünge aktivieren die Vernetzung der Faszien. Langkettige Dehnübungen sollten weiterer Bestandteil des regelmäßigen Trainings sein. Die gezielte Massage mit beispielsweise einer Faszienrolle fördert zudem die Durchblutung der einzelnen Körperteile und stimuliert das Bindegewebe.

Welchen Effekt hat korrekt ausgeführtes Faszientraining?

Werden die Faszien richtig stimuliert, bewegt und ausgelockert, kann altes Gewebewasser abtransportiert werden. Frische Flüssigkeit kann dann nachfließen, somit wird der Nährstoffaustausch innerhalb des Bindegewebes stimuliert. Studien zufolge werde zudem die Flexibilität gesteigert, Verspannungen und Muskelkater reduziert und die Regeneration beschleunigt. Zudem kann regelmäßiges Faszientraining Cellulite entgegenwirken.

Fazit: Faszientraining kann, bei korrekter und kontinuierlicher Ausführung, zahlreiche Vorteile für Muskulatur, Gewebe und das Wohlbefinden mit sich bringen. Neben dem Faszientraining ist jedoch ein regelmäßiges Bewegungsverhalten der Schlüssel zum Erfolg. Demnach profitiert das Bindegewebe vor allem von Sprungübungen und langkettigem Dehnen. In jedem Fall ist bei der Anwendung von Faszienrolle und Co. auf die richtige Ausführung zu achten, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen