Coronavirus: Was FFP2
FFP2-Maske
Ab kommenden Montag ist ein einfacher Mund-Nasen-Schutz in Bayern nicht mehr ausreichend: Wer einkaufen geht oder den öffentlichen Nahverkehr nutzt, muss eine FFP2-Maske tragen, darauf hat sich das bayerische Kabinett geeinigt. Die Masken schützten auch den Träger selbst, Ziel sei, die Sicherheit zu verbessern.
Was können FFP2-Masken überhaupt leisten? Wie trägt man sie richtig? Was halten Experten von der neuen Pflicht? Die wichtigsten Antworten.
Was ist eine FFP2-Maske?
Die Bezeichnung FFP stammt aus dem Englischen: Filtering Face Piece, es handelt sich um partikelfiltrierende Halbmasken. Ursprünglich bekannt sind sie insbesondere aus dem Handwerk, zum Schutz vor Staub oder giftigen Stoffen in der Atemluft.
Während es für die einfachen Mund-Nasen-Bedeckungen keine Norm gibt, müssen FFP-Masken bestimmte Bedingungen erfüllen. Sie werden in die drei Kategorien 1 bis 3 eingeteilt, je nachdem, wie viele Aerosole die Masken filtern können. FFP2-Masken müssen mindestens 94 Prozent zurückhalten.
Wie gut schützt eine FFP2-Maske – und wie sitzt sie richtig?
Wenn die FFP2-Maske richtig sitzt, kann sie sowohl den Träger als auch sein Umfeld vor Tröpfchen und Aerosolen schützen. Sie ist dann einer Alltagsmaske sicher überlegen. Aber nur, wenn sie tatsächlich richtig sitzt.
»Sogar im Krankenhaus sehe ich immer wieder Personal, bei dem die FFP2-Maske nicht richtig sitzt«, sagt Walter Popp, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, dem SPIEGEL. Nicht jede FFP2-Maske passe auf jedes Gesicht. Je nach Form kann die Maske dann beispielsweise an den Wangen oder am Kinn leicht abstehen. So entsteht eine Lücke, durch die Luft ungehindert strömt. »Dann atmet man praktisch nur durch die Leckage«, sagt Popp.
Eigentlich würden FFP2-Masken bei der Qualitätsprüfung auf ihre Filterleistung und ihren Sitz untersucht, aber das sei in den Pandemiemonaten nicht immer passiert, sagt Popp. Es seien viele Masken mit schlechter Passform auf dem Markt.
Die Maske muss rundum eng anliegen, damit sie schützt. Popp hat eine einfache Erklärung, wie man das merkt: »Wenn das Atmen schwerer fällt, sitzt die Maske richtig.«
Ein besonderes Problem haben Bartträger, weil die Haare ein richtiges Aufsetzen der Maske quasi unmöglich machen, sagt Christof Asbach, Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung. Schon durch Bartstoppeln liege die Maske nicht mehr eng genug an, sodass die Luft dort frei strömen kann. Es gebe in der Industrie sehr teure Alternativen mit Rundum-Visieren, sichereren Hepafiltern und Luftpumpen. Das sei aber nicht für den Alltagsgebrauch gedacht. »Im Grunde bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, sich zu rasieren.«
Es ist unwahrscheinlich, dass alle bayerischen Bartträger diese Möglichkeit wählen.
Wie lange kann man eine FFP2-Maske tragen?
Werden FFP-Masken bei der Arbeit aufgesetzt, gelten klare Regeln, die etwa die Berufsgenossenschaft für Gesundheit und Wohlfahrtspflege beschreibt: Bei einer Maske ohne Ausatemventil, wozu FFP2-Masken zählen, sind maximal 75 Minuten Tragezeit am Stück erlaubt, danach mindestens 30 Minuten Erholung ohne Maske.
Grundsätzlich halten die Masken mindestens acht Stunden am Tag, sagt Asbach. Das gelte auch, wenn man die Zeit beim Tragen etwa im Bus und beim Einkaufen aufaddiere. Manche Masken hielten sicher auch länger.
Das Atmen durch die mehrschichtige Maske ist auf jeden Fall beschwerlicher. Walter Popp sagt sogar: »Ein durchschnittlicher 85- oder 90-Jähriger hat nicht mehr die Atemleistung, um durch eine FFP2-Maske vernünftig zu atmen.« Er vermutet deshalb, dass viele der an Senioren gratis ausgegeben FFP2-Masken nicht richtig sitzen oder nicht richtig getragen werden. Dem Mythos, dass sich in Masken Kohlendioxid sammle, widerspricht er aber deutlich.
Wie oft kann man eine FFP2-Maske nutzen – wie wird sie aufbewahrt und gereinigt?
FFP2-Masken sind eigentlich Einmalprodukte. Sie zwischendurch zu lagern oder zu reinigen, ist deshalb grundsätzlich nicht vorgesehen. Forschende der Fachhochschule (FH) Münster und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster haben sich aber damit auseinandergesetzt, wie sich die Masken im Privatgebrauch mehrmals verwenden lassen.
Ihre Vorschläge: Die Masken bei 80 Grad Ober- und Unterhitze für eine Stunde im Ofen trocknen. Sowohl höhere als auch niedrigere Temperaturen sind dabei problematisch, weil sie entweder die Maske beschädigen oder eventuell vorhandene Viren nicht inaktivieren. Alternativ kann man die Maske sieben Tage an einem Haken bei Raumluft trocknen lassen, man braucht dann entsprechend mehrere Masken.
Bei beiden Methoden soll eine Maske aber höchstens fünf Mal getragen werden. Und aus verschiedenen Gründen seien Kochtopf, Mikrowelle, Waschmaschine, Spülmaschine und UV-Lampe nicht geeignet, um Masken zu reinigen.
Wichtig ist, die Maske nicht in einem Beutel oder einem anderen Behälter aufzubewahren, wo sie dann feucht bleibt, sodass sich auch Bakterien vermehren können.
Was sagen Experten zur FFP2-Maskenpflicht?
Experten sind sich nicht einig, ob die Pflicht, statt Alltagsmaske FFP2 zu tragen, sinnvoll ist.
»Prinzipiell finde ich die Idee gut«, sagt etwa der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Es müssten aber zwingend Angebote damit verbunden sein: zum einen der kostenlose Zugang zu solchen medizinischen Masken, zum anderen Anleitungen zur richtigen Benutzung. »Ohne solche Angebote sehe ich das kritisch.«
FFP2-Masken böten einen nachweislich besseren Eigenschutz als die einfache chirurgische Mund-Nasen-Bedeckung, sagt Gérard Krause vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig. Zudem scheine die Bandbreite bei der Qualität einfacher Mund-Nasen-Bedeckungen sehr variabel zu sein – und die Art, diese zu tragen, oft nicht adäquat. »Bei FFP2-Masken scheinen diese beiden Schwierigkeiten nicht so ausgeprägt, sodass auch deswegen eine bessere Wirksamkeit zu erwarten ist.«
Skeptischer äußert sich dagegen Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: »Ich glaube nicht, dass das einen großen Unterschied macht. Im schlimmsten Fall kann sich die Lage sogar verschlechtern, weil sich die Leute geschützter fühlen und weniger vorsichtig sind.« Es bedürfe bei einer FFP2-Maske großer Expertise, sie komme aus dem Arbeitsschutz und sei nicht für Laien gedacht. »Wenn sie nicht absolut dicht aufgesetzt wird, wirkt sie nicht besser als eine einfache Einwegmaske«, so Knobloch.
Hygiene-Experte Popp hält dagegen nichts von der FFP2-Maskenpflicht für die Bevölkerung in Bayern. Das richtige Tragen der Maske setze eine individuelle Schulung voraus. Und wenn die Maske falsch getragen werde, schütze sie eben nicht.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen