Nierenbeckenentzündung – Symptome, Ursachen und Therapie

Pyelonephritis: Eine häufige Nierenerkrankung

Die Nierenbeckenentzündung ist meist eine bakterielle Infektion, ausgehend von einer Blasen- oder Harnröhrenentzündung. In aller Regel sind das Nierenbecken und das Nierengewebe betroffen und es kommt zu einem starken Krankheitsgefühl mit Fieber und Schmerzen. Seltener ist ein chronischer Verlauf mit ausbleibenden oder nur leichten Beschwerden. Eine antibiotische Behandlung ist in den allermeisten Fällen zwingend erforderlich, um Komplikationen zu vermeiden und die ernstzunehmende Erkrankung auszukurieren. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer und greifen oftmals auch bereits zur Prävention auf bewährte Hausmittel und pflanzliche Mittel zurück.

Inhaltsverzeichnis

  • Die Niere: Aufbau und Funktion
  • Akute Pyelonephritis
  • Chronische Pyelonephritis
  • Risikofaktoren

Ein kurzer Überblick

Eine Nierenbeckenentzündung ist eine häufige Infektion, die einer entsprechenden Behandlung bedarf. Die folgende Zusammenfassung gibt eine schnelle Übersicht zum Krankheitsbild und zu den richtigen Maßnahmen. Im nachstehenden Artikel finden sich weiterführende Informationen.

  • Definition: Eine Pyelonephritis bezeichnet eine akute oder chronische, zumeist bakterielle Infektion des Nierenbeckens und des Nierengewebes.
  • Symptome: Eine akute Entzündung äußert sich meist in einem starken Krankheitsgefühl mit Fieber, Flankenschmerzen und häufigem sowie beschwerdevollem Wasserlassen. Auch Symptome wie Bauchschmerzen und Übelkeit und Erbrechen können hinzukommen. Bei der chronischen Form kommt es eher zu phasenweisen Krankheitsschüben und die Beschwerden können weniger stark ausgeprägt sein oder sogar ganz fehlen.
  • Ursachen: Einer Infektion des Nierenbeckens geht zumeist eine Erkrankung der unteren Harnwege voraus, etwa eine Blasenentzündung oder eine Harnröhreninfektion. Die schädlichen Keime steigen in die Niere auf, wo sie sich vermehren und die Beschwerden verursachen.
  • Diagnose: Bei der Diagnosestellung wird neben der klinischen Untersuchung oft eine Urin- und Blutprobe entnommen. So können das genaue Krankheitsbild und gegebenenfalls auch die auslösenden Erreger bestimmt werden. Des Weiteren kommen auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall zum Einsatz.
  • Behandlung: In den allermeisten Fällen ist eine Antibiotikatherapie erforderlich, um die Infektion wirksam zu bekämpfen. In schweren Fällen kann auch ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden.
  • Naturheilkundliche Behandlung: Verschiedene Hausmittel können die Heilung und Vorbeugung von Harnwegs- und Niereninfekten unterstützen. Neben viel Flüssigkeit und Wärme kommen auch Heilpflanzen wie die Bärentraube und die Preiselbeere zum Einsatz.
  • Vorbeugende Maßnahmen: Eine richtige Intimhygiene, insbesondere bei Frauen, ist ebenso wichtig wie regelmäßiges Wasserlassen und eine angemessene Kleidung, um Bakterien auszuspülen und Unterkühlungen zu vermeiden.

Definition

Bei einer Nierenbeckenentzündung handelt es sich um eine akute, oder in selteneren Fällen auch chronisch verlaufende, bakterielle Infektion des Nierenbeckens (griechisch: Pyelos) und meist auch des Nierengewebes. Sind beide Strukturen der oberen Harnwege betroffen wird dies als Pyelonephritis bezeichnet, wobei Nephritis im eigentlichen Sinn für eine Nierenentzündung verschiedener Strukturen des Nierengewebes steht. In wenigen Fällen ist nur das Nierenbecken entzündet, was dann als Pyelitis bezeichnet wird.

Das Nierenbecken liegt innerhalb der Niere und bildet eine Art Sammelbecken für den vom Nierengewebe produzierten und auszuscheidenden Urin. Meistens gelangen die Krankheitserreger über die unteren (ableitenden) Harnwege (Harnröhre, Harnblase, Harnleiter) bis zum Nierenbecken hinauf, wo dann die eigentliche Entzündung entsteht. Da die Harnröhre bei Frauen kürzer ist als bei Männern, kommt die Krankheit bei Frauen auch sehr viel häufiger vor.

Die Niere: Aufbau und Funktion

Die Struktur jeder der zwei paarig angelegten Nieren kann in drei große Bereiche eingeteilt werden: die Nierenrinde, das Nierenmark und das Nierenbecken. In der Nierenrinde erfolgt die eigentliche Reinigung des Bluts, indem die belastenden („giftigen“) Stoffe herausgefiltert und danach abtransportiert werden. Zunächst kommt es zur Weiterleitung in die Sammelrohre des Nierenmarks, worüber der nunmehr konzentrierte Harn in das Nierenbecken geleitet wird. Von hier gelangt dann der Urin über die Harnleiter zur Harnblase, um ausgeschieden zu werden.

Die Nieren sorgen damit für die Entgiftung des Körpers, aber übernehmen auch noch andere wichtige Aufgaben, etwa bei der Bildung roter Blutkörperchen und bei verschiedenen Regulierungsfunktionen (unter anderem Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt, Blutdruck, Knochenstoffwechsel).

Symptome

Die Symptomatik einer akuten Nierenbeckenentzündung tritt auch phasenweise bei der chronischen Form auf, die sich meist durch eine unbehandelte oder nicht ausgeheilte akute Infektion entwickelt. Eine Entzündung des Nierenbeckens ist in jedem Fall eine ernstzunehmende Erkrankung, bei der es zu folgenschweren Komplikationen kommen kann, auch wenn keine Symptome auftreten (atypischer Verlauf) oder zunächst nur leichte Beschwerden wahrgenommen werden.

Akute Pyelonephritis

Hauptsymptome der akuten Nierenbeckenentzündung sind einseitige, manchmal auch beidseitige, Flankenschmerzen, die bis in die Leisten ausstrahlen können und häufig als stechend oder ziehend beschrieben werden. Durch ein Klopfen mit den Fingern auf die Nierenregion, kann das Schmerzgefühl deutlich verstärkt werden. Die Symptomatik und der gesamte Krankheitsverlauf können sehr heftig in Erscheinung treten. Die meisten Betroffenen leiden unter einem sehr starken allgemeinen Krankheitsgefühl. Dabei kommt es auch zu Fieber, Schüttelfrost sowie Übelkeit und Erbrechen. Auch andere Magen-Darm-Beschwerden und Bauchschmerzen können auftreten und Betroffene zusätzlich schwächen.

Hinzu kommt, dass in der Regel Beschwerden beim Wasserlassen bestehen. Betroffene klagen über Schmerzen und Brennen beim Urinieren und ein häufiges Wasserlassen, wenngleich nur kleine Urinmengen ausgeschieden werden (Dysurie, Strangurie und Pollakisurie). Ein milchiger Urin oder dunkle Verfärbungen treten häufig auf. Dies sind Anzeichen, dass Bakterien (Bakteriurie) und weiße Blutkörperchen (Leukozyturie) mit ausgeschieden werden oder sich Blut im Urin befindet.

Es kommen auch asymptomatische Verläufe vor oder es treten eher untypische Beschwerden auf, die ein Erkennen der Krankheit erschweren. So klagen Männer häufiger eher über Schmerzen in der Leiste oder im Hodensack.

Lebensgefährlich wird die Erkrankung, wenn sich durch Komplikationen ein Nierenabzess bildet und sich darüber die Keime in die Blutbahn ausbreiten. Wird dies nicht rechtzeitig diagnostiziert und entsprechend behandelt, kommt es zu einer Blutvergiftung durch die Bakterien. Diese sogenannte Urosepsis (Sepsis aus dem Urogenitaltrakt) kann unter Umständen tödlich verlaufen.

Chronische Pyelonephritis

Geht eine unausgeheilte akute Entzündung des Nierenbeckens in einen chronischen Verlauf über, kommt es in aller Regel immer wieder (mindestens drei bis viermal im Jahr) zu Krankheitsschüben mit akuten Symptomen. Normalerweise tritt aber kein Fieber auf.

In den Phasen zwischen diesem Aufflammen zeigen sich eher unspezifische Beschwerden. Dazu gehören Symptome wie Kopfschmerzen, allgemeine Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und ein starkes Durstgefühl. Zudem werden eher dumpfe oder drückende Flankenschmerzen empfunden, die auch als diffuse Rückenschmerzen wahrgenommen werden.

Bei einer chronischen Nierenbeckenentzündung kommt es zu einer langsamen, kontinuierlichen Schädigung der Niere, was weitere Komplikationen mit sich bringen kann, wie etwa eine Niereninsuffizienz. Da die Nieren auch an der Blutbildung beteiligt sind, kann sich zudem eine Blutarmut (Anämie) entwickeln. Des Weiteren kann eine Verringerung der Flüssigkeitsausscheidung einen Bluthochdruck begünstigen.

Ursachen

Eine Nierenbeckenentzündung entwickelt sich meistens sekundär durch Bakterien, die zunächst die unteren Harnwege befallen und dann bis in die Nieren aufsteigen. Oftmals besteht zunächst eine Blasenentzündung (Zystitis) beziehungsweise eine Harnröhrenentzündung (Urethritis) bevor die Nieren mit betroffen sind. In den allermeisten Fällen sind es Escherichia coli Bakterien (E. coli), die aus dem Darm in die Harnwege gelangen, wo sie dann zum Beispiel durch eine beeinträchtigte Immunabwehr die Infektion auslösen können.

Seltener verursachen andere bakterielle Keime, Viren oder Pilze die Entzündung. Ebenso selten kommt es vor, dass die Keime primär, das heißt über die Blutbahn und das Lymphsystem, zu den Nieren gelangen. Naturheilkundlich wird außerdem ein Zusammenhang zur chronischen Dünndarmentzündung angenommen, die auf die Nieren übergehen kann.

Risikofaktoren

Dass Frauen häufiger an einer Nierenbeckenentzündung erkranken, hat verschiedene Gründe. Anatomisch begünstigt eine kürzere Harnröhre mit einem Eingang näher am After, dass Bakterien schneller eingetragen werden. Insbesondere während der Schwangerschaft und durch die damit zusammenhängenden körperlichen Veränderungen kann es schneller zu Infektionen der Harnwege kommen. Auch hormonelle Veränderungen, zum Beispiel in den Wechseljahren, tragen zu einem erhöhten Risiko bei.

Zu den weiteren Risikofaktoren zählen Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus und eine allgemeine Immunschwäche (zum Beispiel HIV-Infektion). Durch eine vergrößerte Prostata (Prostatahyperplasie) bei Männern oder aber durch Nierensteine und Blasensteine können für den Harnabfluss Engpässe entstehen, was eine Ansammlung von Urin zur Folge hat. Diese Umstände fördern wiederum das Bakterienwachstum.

Besteht über einen längeren Zeitraum die Notwendigkeit für einen Blasenkatheter erhöht auch dies das Risiko von Harnwegsinfekten. Zudem können auch angeborene Fehlbildungen oder erworbene Schäden an der Niere und im Bereich der Harnwege das Auftreten von Entzündungen fördern.

Diagnose

Während des Arztbesuchs sollte zunächst eine ausführliche Patientenbefragung stattfinden, bei der unter anderem durch gezielte Fragen geklärt wird, ob es sich um akute Symptome oder eventuell um einen chronischen Verlauf handelt. Bei der anschließenden klinischen Untersuchung wird insbesondere die Nierenregion begutachtet und durch Tasten und Klopfen das Schmerzempfinden getestet. Häufig erfolgt auch eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Harnblase.

Besteht der Verdacht auf eine Pyelonephritis wird in jedem Fall zur weiteren Diagnostik eine Urinuntersuchung durchgeführt. Anhand einer Urinprobe kann nachgewiesen werden, ob weiße und rote Blutkörperchen ausgeschieden werden, was typisch ist für diese Art von Entzündung. Außerdem können mittels einer Urinkultur die Erreger bestimmt werden. Dies wird unter Umständen aber erst notwendig, wenn eine angesetzte Antibiotikatherapie nicht wirksam ist.

Blutuntersuchungen ergänzen die Diagnostik und liefern eventuell Hinweise auf bereits vorliegende Nierenfunktionsstörungen. Bei Risikopersonen und möglichen weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen können weiterführende Untersuchungen notwendig werden, um die Ursachen zu ermitteln und eine entsprechende Therapie anzuordnen.

Behandlung

Die wichtigste Therapiemaßnahme bei einer bakteriellen Nierenbeckenentzündung ist die Einnahme eines Antibiotikums. Nur so können die Erreger effektiv bekämpft und mögliche Komplikationen ausgeschlossen werden. Dabei kommt häufig ein sogenanntes Breitbandantibiotikum zum Einsatz, welches gegen eine Vielzahl verschiedener Bakterien wirksam ist. Sprechen Betroffene nicht auf das verordnetet Medikament an oder liegt eine chronische Entzündung vor, ist es in der Regel notwendig, die Erreger zu bestimmen und ein spezielles Antibiotikum einzusetzen. Andere Therapieformen müssen dann gewählt werden, wenn es sich nicht um Bakterien als Krankheitsauslöser handelt. Um Fieber und Schmerzen zu lindern, können bei Bedarf entsprechende Arzneimittel zusätzlich eingenommen werden.

Die Dauer der akuten Erkrankung beträgt meistens fünf bis zehn Tage, vorausgesetzt die Antibiotikatherapie wird konsequent eingehalten. Nach circa zwei bis drei Tagen sollte bereits eine deutliche Verbesserung der Beschwerden einsetzen. Ist dies nicht der Fall oder handelt es sich um eine besonders schwerwiegende Infektion, kann ein Behandlung im Krankenhaus erforderlich werden.

Sind behandlungsbedürftige Ursachen bei der Untersuchung festgestellt worden, können weitere Therapien ratsam sein, auch um das Risiko sich wiederholender Infektionen zu verringern. Eine Kontrolluntersuchung nach Therapieende stellt sicher, dass die Infektion komplett ausgeheilt ist und keine Nierenschädigung hinterlassen hat.

Naturheilkundliche Behandlung

Einfache und altbewährte Hausmittel unterstützen bei der Genesung. Wichtig ist es, über die Therapiedauer Bettruhe einzuhalten, die Nierenregion warmzuhalten (Leibwickel, Wärmflasche) und ausreichend viel Flüssigkeit aufzunehmen (zwei bis drei Liter Wasser täglich). Durch regelmäßiges Wasserlassen werden die schädlichen Keime schneller aus den Nieren und Harnwegen abtransportiert. Dies stellt generell auch eine vorbeugende Maßnahme dar.

In der Naturheilkunde werden unter anderem Heilpflanzen eingesetzt, die das Immunsystem stärken und eine antibakterielle Wirkung aufweisen. Während zum Beispiel Echinacea (Sonnenhut) das Immunsystem anregt, gelten insbesondere die Blätter der Bärentraube (Arctostaphylus uva-ursi) sowie die etwas milder wirkenden Preiselbeerblätter als Harndesinfiziens und werden häufig bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung eingesetzt. Die Anwendung erfolgt über Teezubereitungen (Blasen- und Nierentees).

Auch die Preiselbeere (oder Cranberry) kann eine wirksame Ergänzung bei der Behandlung von Nieren- und Harnwegsentzündungen sein. Säfte, Konzentrate oder auch Kapseln und Tabletten aus Preiselbeeren oder Cranberries können durch eine antibakterielle, harntreibende und entzündungshemmende Wirkung den Betroffenen helfen. Insbesondere bei den ersten Anzeichen einer beginnenden Erkrankung erweisen sie sich als gute natürliche Heilmittel. Auch Zubereitungen aus Kapuzinerkresse und Meerrettich (Kren) wirken mit ihren Senfölen gegen bakterielle Infektionen. Alle diese Mittel aus der Natur sind auch als Rezidiv-Prophylaxe eine gute Wahl.

Vorbeugende Maßnahmen

Neben den genannten Hausmitteln und Heilpflanzenanwendungen können auch einige einfache Hygienemaßnahmen der Entstehung von Harnwegsinfekten vorbeugen. Frauen sollten beachten, nach dem Stuhlgang die Genitalregion von der Scheide aus in Richtung After zu reinigen, um keine Bakterien einzutragen. Auch regelmäßiges Wasserlassen, besonders nach dem Geschlechtsverkehr, reinigt und verringert das Risiko von Infektionen.

Vor allem Menschen, die zu Blasenentzündungen neigen, sollten Unterkühlungen vermeiden und auf angemessen warme und trockene Kleidung achten. (jvs, cs)

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