Sind Zahnspangen wirklich effektiv?

Zahnspangen: Kieferorthopädische Behandlung verbessert die Lebensqualität der Patienten

Gerade Zähne sind nicht nur schön, sondern auch wichtig für die Gesundheit. Um Zahnfehlstellungen zu korrigieren, werden häufig Zahnspangen eingesetzt. Doch wie sinnvoll ist diese kieferorthopädische Behandlung? Darüber berichtet nun das Bundesgesundheitsministerium.

Unterschiedliche Gründe für schiefe Zähne

„Warum die Zähne nicht gerade wachsen und Kieferorthopädie bei einem Kind erforderlich machen, kann unterschiedliche Gründe haben“, schreibt die DAK-Gesundheit auf ihrer Webseite. Laut der Krankenkasse ist es meistens eine Mischung aus erblicher Veranlagung und ungünstigen Angewohnheiten. „Kinder, die viele Jahre am Schnuller hängen, entwickeln beispielsweise häufiger einen frontal offenen Biss als ihre schnullerlosen Altersgenossen“, so die Experten. Die Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung von schiefen Zähnen sei das regelmäßige Tragen einer Zahnspange. Doch wie sinnvoll diese kieferorthopädische Behandlung wirklich ist, ist umstritten. Eine aktuelle Meta-Analyse vom IGES-Institut im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums hat nun gezeigt, dass die Studienlage zum Nutzen von Zahnspangen unbefriedigend ist.

Verbesserung der Lebensqualität

Laut einer Mitteilung des Ministeriums kommen die Studienautoren im Gutachten „Kieferorthopädische Behandlungsmaßnahmen“ zu dem Ergebnis, dass die Datengrundlage derzeit nicht ausreicht, um den Nutzen kieferorthopädischer Behandlungen abschließend zu beurteilen.

Es kann zwar nicht belegt werden, dass Zahnspangen die Morbidität (Karies, Parondontitis, Zahnverlust, etc.) verringern, es ist aber laut IGES auch nicht ausgeschlossen.

Dafür konstatieren die Studienautoren, dass sich durch eine kieferorthopädische Behandlung Zahnfehlstellungen sowie die Lebensqualität der Patienten verbessern.

Den Nutzen einer Therapie bewertet prinzipiell nicht der Gesetzgeber, sondern der Gemeinsame Bundesausschuss.

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) wird mit den beteiligten Organisationen den weiteren Forschungsbedarf und weitere Handlungsempfehlungen erörtern.

Abschließende Einschätzung ist noch nicht möglich

Das BMG listet in der Mitteilung entsprechende Passagen aus der Studie auf, die zeigen:

1. Eine abschließende Einschätzung ist nicht möglich
„Da insgesamt nur wenige Untersuchungen zur Mundgesundheit identifiziert werden konnten, die zudem vornehmlich auf Surrogatendpunkten beruhen, lässt sich keine abschließende Einschätzung vornehmen, ob und welche langfristigen Auswirkungen die angewendeten kieferorthopädischen Therapieregime auf die Mundgesundheit haben.“

2. Die Studienlage ist unvollständig
„Zwar konnte eine hohe Anzahl an Studien und Dokumenten in den Recherchen gefunden werden, das identifizierte Material ist zur Beantwortung der zugrunde liegenden Fragen jedoch nur bedingt geeignet.“

3. Ein patientenrelevanter Nutzen (bezogen auf Morbidität, also Karies, Zahnausfall, etc.) ist zwar nicht belegt. Das heißt aber nicht, dass es ihn nicht gibt…
„Insgesamt lassen die identifizierten Studien in Bezug auf die diagnostischen und therapeutischen kieferorthopädischen Maßnahmen keinen Rückschluss auf einen patientenrelevanten Nutzen zu. Dies ist insbesondere durch die Heterogenität der Studien in Bezug auf die betrachteten Populationen, die angewendeten Interventionen und die Studiendesigns bedingt und darauf zurückzuführen, dass morbiditätsrelevante Endpunkte wie Zahnverlust, Karies oder Parodontitis und Parodontose i. d. R. erst mehrere Jahre nach der Behandlung auftreten und somit sehr lange Beobachtungszeiten erfordern.“

4. Die Lebensqualität verbessert sich nach abgeschlossener kieferorthopädischer Behandlung
„Hier zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten mit einer abgeschlossenen kieferorthopädischen Behandlung eine höhere Lebensqualität berichteten als nicht behandelte Studienteilnehmerinnen oder Patienten, die sich aktuell kieferorthopädischen Maßnahmen unterzogen.“

5. Zahnfehlstellungen werden durch die Behandlung verbessert
„Unabhängig von den genutzten Indizes zeigten sich hier durch die Anwendung von kieferorthopädischen Apparaturen Verbesserungen.“

So wird Kieferorthopädie bei Kindern gar nicht erst nötig

Durch bestimmte Maßnahmen kann dazu beigetragen werden, dass Kieferorthopädie beim Kind gar nicht erst nötig wird.

So sollte laut Experten darauf geachtet werden, dass Kinder nicht dauerhaft an etwas nuckeln oder zwischen die Zähne steckten. „Egal, ob Daumen, Schnuller oder Bettzipfel – Dauernuckeln ist für die Kiefer- und Gebissentwicklung schädlich“, schreibt die DAK-Gesundheit.

„Auch ein ständig offener Mund kann viele zahn- und allgemeinmedizinische Probleme nach sich ziehen. Kinder sollten versuchen – abgesehen vom Essen und Sprechen – den Mund geschlossen zu halten“, so die Experten.

Außerdem sollte beim Nachwuchs auf die gründliche Pflege der Milchzähne und der Zahnzwischenräume geachtet werden.

„Ein vorzeitiger Verlust der Milchzähne kann zu Zahnfehlstellungen führen, da das Kieferwachstum gehemmt wird und die Platzhalterfunktion für die bleibenden Zähne, die unter den Milchzähnen im Kiefer liegen, verloren geht“, berichtet die Krankenkasse.

Die Kleinen sollten schon früh ans Zähneputzen gewöhnt werden, am besten ab dem ersten Milchzahn.

Kinder können sich erst am Ende der Grundschule selbstständig richtig die Zähne zu putzen. Bis dahin sollten Eltern nachprüfen bzw. -putzen.

„Doch auch, wenn Sie alles tun, um Kieferorthopädie bei Ihrem Kind vorzubeugen, benötigt Ihr Kind vielleicht trotzdem eine Zahnspange. Die Gene spielen eine große Rolle und können nicht beeinflusst werden“, so die Krankenkasse. (ad)

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