Iberogast wird zum Fall für die Staatsanwaltschaft

Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ ermittelt dieStaatsanwaltschaft Köln „gegen Unbekannt“, ob das schöllkrauthaltigeArzneimittel Iberogast ursächlich für Todesfälle und Erkrankungen sein könnte –der Vorwurf der fahrlässigen Tötung und der Körperverletzung steht im Raum. DieBehörde selbst äußert sich bislang nicht dazu. Und auch Iberogast-Hersteller Bayerweiß nach eigener Aussage nicht mehr als dem Bericht zu entnehmen ist. Für die Grünen-Politikerin Kordula Schulz-Asche unterstreicht dasInteresse der Staatsanwaltschaft am Fall Iberogast nochmals „die Gefahr derdahinter liegenden Gesetzeslücke“.

Nach einem Bericht des Handelsblattes vom heutigen Montagermittelt die Staatsanwaltschaft Köln, ob Bayers schöllkrauthaltigesArzneimittel Iberogast® ursächlich für Todesfälle und Erkrankungen sein könnte.Die Behörde habe bereits ein Gutachten zu dieser Kausalitätsfrage in Auftraggegeben und ermittle „gegen Unbekannt“, heißt es. Laut Handelsblatt stehtder Vorwurf der fahrlässigen Tötung und der Körperverletzung im Raum. Doch dieStaatsanwaltschaft selbst äußert sich bislang nicht – weder wollte sie sichgegenüber dem Handelsblatt erklären, noch reagierte sie bislang auf Anfragen vonDAZ.online.

Iberogast® steht schon seit längerem in der Kritik. Schon2005 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einStufenplanverfahren zu dem damals noch von der Firma Steigerwald vertriebenen Arzneimitteleingeleitet, weil das darin enthaltene Schöllkraut im Verdacht steht,leberschädigende Wirkungen zu haben. Das Verfahren endete im April 2008 mit einem Bescheid, der die Zulassung für Arzneimittel mit einer Tagesdosierung von mehrals 2,5 mg Gesamtalkaloiden widerrief. Für Präparate mit einerTagesdosierung von 2,5 µg bis höchstens 2,5 mg Gesamtalkaloiden wurdenzudem Änderungen der Produktinformationen im Hinblick auf eine mögliche leberschädigendeWirkung angeordnet. Unter anderem sollte aufgenommen werden, dass dasPräparat in Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden darf.

Mehr zum Thema

Zehn-Jahre-Timeline

Warum handelte das BfArM bei Iberogast nicht früher?

Beratungsquickie

Alternativen zu Iberogast bei Schwangeren

Doch der Hersteller legte seinerzeit Widerspruch gegendiesen Bescheid ein und viele Jahre geschah nichts. Erst 2017, nach weiterenFallberichten zu Nebenwirkungen wurde das BfArM wieder aktiv und erließ einenWiderspruchsbescheid, mit dem Bayer, zu dessen Portfolio Iberogast® seit 2013gehört, erneut zur Änderung seiner der Fach- und Gebrauchsinformationaufgefordert wird. Bayer erhob daraufhin Klage – entschieden wurde über diesenoch nicht. Nachdem 2018 ein neuer Fall von Leberversagen mit Todesfall imZusammenhang mit Iberogast® bekannt wurde, hat Bayer die vom BfArM angeordnetenÄnderungen dann doch umgesetzt. Zugleich hat das Unternehmen immer wiederbetont, dass es an seinem Iberogast® festhält – es verwies stets auf ein „positives Nutzen-Risiko-Verhältnis von Iberogast® in den zugelassenenIndikationen“. Obwohl die Firma sogar eine schöllkrautfreie Variante in petto hat, hält sie lieber an der altbekannten Mischung fest.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen