Elektrische Stimulation des Gehirns kann Gedächtnisverlust rückgängig machen

Verbesserte Gedächtnisleistung durch elektrische Stimulation?

Gerade im Alter wird unser Gedächtnis immer schlechter. Forschende fanden heraus, dass elektrische Stimulation bei älteren Menschen die Erinnerung verbessern kann. Nach einer solchen Behandlung funktioniert das Gedächtnis angeblich wieder so gut wie bei Menschen, welche Jahrzehnte jünger sind.

Bei einer aktuellen Untersuchung der Northwestern University in Illinois wurde festgestellt, dass die elektrische Stimulation eines bestimmten Teils des Gehirns bei älteren Menschen ein Verbesserung des Gedächtnisses bewirkt. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Neurology“ veröffentlicht.

Gerade im Alter lässt das Gedächtnis nach und wir vergessen häufiger verschiedene Sachen. Kann eine elektrische Stimulation des Gehirns da Abhilfe schaffen? (Bild: highwaystarz/fotolia.com)

Elektrische Stimulation des Gehirns verbessert das Gedächtnis

Die Stimulierung eines bestimmten Teils des Gehirns von Menschen im Alter über 64 Jahren mit normalem altersbedingten Gedächtnisverlust führte dazu, dass sich bei den Betroffenen die Leistung des Gedächtnisses wieder erhöhte. Die Behandlung funktionierte sogar so gut, dass am Ende der Studie kein Unterschied in den Testergebnissen von jüngeren gesunden Erwachsenen und älteren Teilnehmenden ersichtlich war, berichten die Forschenden. Die Ergebnisse sind die neuesten in einer langen Reihe von medizinischen Studien, welche die Vorteile der elektrischen Stimulation im Gehirn erforschen. Bei der aktuellen Studie wurden die Auswirkungen der Verwendung von elektrischem Strom auf den Hippocampus des Gehirns untersucht.

Es gab eine wesentliche Verbesserung der Gedächtnisleistung

Es handelte sich um eine relativ kleine Studie, an der nur 16 Probanden teilnahmen, welche im Alter zwischen 64 und 80 Jahre alt waren. Die Teilnehmenden berichteten über typische Gedächtnisprobleme für ihr Alter. Nach einer Behandlung über einen Zeitraum von fünf Tagen, in denen ihr Gehirn jeweils 20 Minuten pro Tag mit schwachen elektrischem Strom stimuliert wurde, war ihre Gedächtnisleistung wieder vergleichbar mit der von jüngeren Menschen. Das Gedächtnis der älteren Menschen verbesserte sich bis zu dem Niveau, dass es nicht mehr von dem Gedächtnis von jüngeren gesunden Menschen zu unterscheiden war, schreiben die Autoren der Studie in einer Pressemitteilung. Es lag also eine wesentliche Verbesserung vor.

Ergebnisse von jungen und älteren Menschen waren gleich gut

Vor der verwendeten elektrischen Therapie, welche auch als transkranielle Magnetstimulation (TMS) bezeichnet wird, schnitten die Teilnehmenden bei Gedächtnistests um 15 Prozent schlechter ab als 18- bis 34-Jährige. Die Teilnehmenden erreichten bei computergestützten Aufgaben zu festgelegten Beziehungen zwischen Objekten ein Ergebnis von 40 Prozent. Jüngere Menschen erzielten bei einer vorherigen Untersuchung ein Ergebnis von 55 Prozent. Nach der elektrischen Stimulation waren allerdings beide Ergebnisse gleich gut.

Aktivitäten im Gehirn werden durch elektrische Impulse gesteuert

Die Transkranielle Magnetstimulation erhöhte die Aktivität im sogenannten Parietallappen, der den Hippocampus kontrolliert. Der Hippocampus beeinflusst Funktionen, wie beispielsweise die Bildung neuer Erinnerungen, das Lernen und die emotionale Kontrolle. Alle Aktivitäten im Gehirn, einschließlich der Bildung und des Wiederauffindens von Erinnerungen, werden durch elektrische Impulse gesteuert. Wenn diese elektrischen Signale unterbrochen oder reduziert werden, kann dies die Fähigkeit einer Person beeinträchtigen, neue Erinnerungen zu erstellen oder sich an alte zu erinnern.

Elektrischer Strom kann Hirnwellen synchronisieren

Eine Studie der Boston University, welche diesen Monat in der Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ veröffentlicht wurde, ergab, dass die Gehirnwellen älterer Menschen zwischen zwei Teilen des Gehirns, die das Kurzzeitgedächtnis steuern, nicht im Rhythmus sind. Wenn bestimmte Bereiche des Gehirns, der Schläfenlappen und der präfrontale Kortex, mit elektrischem Strom stimuliert werden, könnten dadurch die Gehirnwellen synchronisiert werden, was die Gedächtnisbildung möglicherweise verbessert, mutmaßen die Forschenden. Die Alzheimer-Krankheit tritt auf, wenn sich Proteine im Gehirn ansammeln und Nervenschäden verursachen. Dadurch wird die Durchblutung lebenswichtiger elektrischer Signale im Gehirn reduziert. Daher könnte die Suche nach neuen Wegen zur Förderung der Aktivität im Gehirn, die bei Demenzpatienten immer weiter abnimmt, dazu beitragen, die Funktion wiederherzustellen oder den Rückgang zu verlangsamen.

Behandlung verbesserte auch kurzfristig Gedächtnis von jüngeren Menschen

In der im letzten Jahr veröffentlichten Untersuchung haben die Forschenden die selbe Therapie, welche mit einer gegen die Kopfhaut gelagerten Metallspirale durchgeführt wurde, an 16 Patienten ohne Gedächtnisprobleme im Alter unter 34 Jahren getestet. Die Daten der Studie wurden bei der aktuellen Untersuchung zum Vergleich genutzt. Die Fähigkeit der Teilnehmenden, sich an Details auf Fotos zu erinnern, verbesserte sich durch die Behandlung nach dem Eingriff für mindestens 24 Stunden. Die Autoren der Studie sind sich nicht sicher, wie lange die Auswirkungen anhalten könnten. Sie hoffen aber, dass diese neue Art der Behandlung an Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen getestet werden kann, einem Vorläufer der Alzheimer-Krankheit. (as)

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