„Das Konzept der öffentlichen Apotheke muss neu gedacht werden“

Was muss passieren, damit die Vor-Ort-Apotheke für Patienten attraktiv bleibt? Diese Frage ist aktuell eine der Wichtigsten – wenn nicht sogar die Wichtigste – der Apothekenwelt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versucht mit dem sogenannten Apotheken-Stärkungsgesetz eine Antwort auf diese Frage zu finden. Ein Versuch, der leider etwas mager ausgefallen ist, findet Ilias Essaida, Beauftragter für Gesundheitspolitik des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden Deutschlands (BPhD). Ein Gastkommentar.

Spahn möchte die Apotheken vor Ort gegenüber dem Versandhandel stärken – soweit die Theorie. Er will die Rx-Preisbindung aus dem AMG in das SGB V verschieben. Auch ausländische Versender sollen so wieder rechtsgültig an den Rahmenvertrag gebunden werden, um zu Lasten der GKV verordnete Medikamente abgeben und anschließend abrechnen zu dürfen. So soll verhindert werden, dass das Solidaritätsprinzip des deutschen Gesundheitssystems ausgehöhlt wird. Doch die Preisbindung soll nicht für alle gelten. Privatversicherte und Selbstzahler hätten weiterhin die Möglichkeit, Rx-Boni zu erhalten und würden so systematisch gegenüber den gesetzlich Versicherten bevorteilt. Möchte man wirklich eine solidarische Preisgestaltung, so muss die Preisbindung für alle Gültigkeit besitzen.

Die eigentliche Problematik des Versandhandels liegt aber darin, dass auch dieser Gesetzentwurf es nicht schafft, konkrete Regeln für den Rx-Versand zu formulieren. Einen Versandhandel wird man zukünftig nicht umgehen können. Bestellungen im Internet sind alltäglich geworden, daher ist der Wunsch der Patienten, auch Arzneimittel online bestellen zu können, durchaus verständlich. Das fehlende Regelwerk befeuert nur Kritiker, die den Versandhandel oftmals als Untergang der öffentlichen Apotheke darstellen.

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Als wesentliche Neuerung sollen zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen eingeführt werden. Dennoch erscheint auch dieser Versuch, die Apotheken stärken zu wollen, etwas halbherzig. Als Beispiel für zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen wird die Medikationsanalyse genannt. Die BAG-Selbsthilfe kritisiert zurecht, dass dies eigentlich schon Bestandteil des Aufgabenbereichs der Apotheke ist und damit keine wesentliche Neuerung. Dabei ist es aber zwingend notwendig und längst überfällig, dass diese Dienstleistungen angemessen vergütet werden. Leider ist dies dem Minister nur 150 Millionen Euro wert. Das ist natürlich schon einmal ein Anfang, darf aber keinesfalls das Ende der Investitionsoffensive sein. Zumal das Geld nur aus den Töpfen der GKV kommen soll.

Der Apothekerberuf muss zukünftig Abstand davon nehmen, sich nur mit der reinen Logistik und Abgabe von Arzneimitteln zu befassen. Stattdessen sollten die Patienten weiter in den Mittelpunkt rücken. Gerade das ist es, was die Apotheke meiner Meinung nach braucht, um zukunftsfähig zu sein.

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